Fahrbericht BMW X6 xDrive 50i
Der lässt nichts anbrennen

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Einer von der ganz schnellen Truppe: Der brandneue X6 ist besonders als 50i mit 407 PS ein ganz heißer Typ. Die erste Fahrt lockt lodernde Leidenschaft.
Freundlich sind sie ja, die Amis. Robbie Bogan vom Parker District Fire Department in Greenville, South Carolina, macht da keine Ausnahme. Klar zieht er die schwere Montur an, und gern rangieren er und seine Kollegen das klobige Gerät so lange, bis der Fotograf endlich zufrieden ist. Die Gegend hier fährt sowieso total auf BMW ab. Das Werk in Spartanburg, wo bisher der Z3, Z4, X5 und jetzt auch der X6 gebaut werden, ist nur ein paar Meilen entfernt. In dieser Umgebung wirkt der X6 fast zierlich. Nicht nur zwischen den Feuerwehren, sondern unter all den mächtigen Ford F 150, Dodge Ram und Toyota Tundra Pick-up, mit denen sich der Südstaatler gern fortbewegt.
Aber verglichen mit diesen unförmigen Kisten, schlägt das BMW-Design natürlich eine viel feinere Klinge. Der X6 ist nur knapp zwei Zentimeter länger als der X5, doch fast acht Zentimeter flacher (1,69 Meter) und auch fünf Zentimeter breiter (1,98) – das ergibt eine bullige, kraftstrotzende Erscheinung. Er fällt aber vor allem mit der für ein Auto dieser Art ungewöhnlichen, abfallenden Dachlinie auf. Wie bei einem Coupé, aber in dieser Höhe eben seltsam anmutend. BMW bezeichnet den X6 als Sports Activity Coupé, eine Mischung aus sportlichem Geländewagen und Coupé. Das sei – so tönen die Bayern – eine völlig neue Autokategorie. Na ja, wir erwähnen hier nur mal der Vollständigkeit halber Pontiac Aztec und SsangYong Actyon – zwei zugegeben eigenwillig geformte Kraftfahrzeuge, die aber für eine ähnliche Idee stehen.
Der Fond reicht sogar für 1,90-Meter-Männer

Mag das spektakuläre Design die Diskussionen förmlich herausfordern, zur Technik aber dürfte es nur eine Meinung geben: faszinierend! Besonders stolz ist BMW auf den weiterentwickelten Allradantrieb xDrive. Der verteilt mit Verteilergetriebe und Lamellenkupplung das Antriebsmoment variabel zwischen Vorder- und Hinterachse, abhängig von der Fahrsituation. Zusätzlich gibt es jetzt noch ein DPC genanntes System an der Hinterachse. DPC steht für "Dynamic Performance Control" und ist ein raffiniertes Hinterachsgetriebe von ZF, das mit Hilfe zweier Lamellenkupplungen die Kraft auch noch variabel zwischen den Hinterrädern verteilen kann. Es wird mehr Kraft zum Rad mit der besseren Traktion übertragen. Wozu, bitte, braucht man das alles? "Das Auto wird kürzer", antwortet BMW-Mann Clemens Zimmermann. Der Mann kommt zwar vom Marketing, hat aber trotzdem Sachverstand und durchaus auch Humor.
Röhren wie ein Zwölfender in der Brunft

Gut, dass der diensthabende Sheriff gerade nicht in der Nähe war – ich hätte die Nacht garantiert in der Zelle des Greenville County verbracht. Obwohl dort ja eigentlich die BMW-Leute hingehören. Weil ihr Auto verboten viel Spaß macht. Dazu gehört auch, dass die HightechÜberdosis so selbstverständlich und fast beiläufig agiert. Genau so soll es sein. Der X6 startet am 31. Mai zu Preisen ab 55.800 Euro für den Dreiliter-Diesel mit 235 PS. Der vergleichbare X5 kostet 52.500 Euro. Den hier gefahrenen 50i gibt es ab 73.800 Euro, der stärkste X5 mit 4,8-Liter und 355 PS kostet 69.500 Euro. Zu heiß für Normalverdiener.
Fazit von AUTO-BILD-Redakteur Dirk Branke
Genie oder Wahnsinn? Über das Design kann man streiten, über Sinn und Zweck des X6 auch. Aber die Amis waren begeistert, und ich bin es auch. Motoren und Fahrdynamik sind schlichtweg ein Erlebnis.
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