Das sind ja mal zwei Ansagen: Sowohl der Ford Edge als auch der Kia Sorento sind ausgesprochen stattliche Erscheinungen. Der Deutsch-Amerikaner ist üppige 4,81 Meter lang und noch auffälligere 1,93 Meter breit. Der Asiate kommt auf 4,80 Meter bzw. 1,89 Meter. Sie liegen damit größenmäßig etwa zwischen BMW X3 und X5. Den ursprünglich für den nordamerikanischen Markt entwickelten und in Kanada gebauten Edge bietet Ford seit 2016 auch in Europa an, gerade gab es ein Facelift. Der Kia Sorento läuft seit 2014 für Europa in Korea vom Band, wurde 2017 aufgefrischt.

Die Designer haben dem Edge ein hübsches Blechkleid gezeichnet

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Video: Ford Edge Facelift (2018)

Frische-Kur für den Edge

Der Ford kommt mit dem markanteren Design. Für ein SUV fast schon schneidig geformt, mit auffälligem Grill, stark nach vorn geneigter C-Säule und eckigem Heck. Passt ja zum Namen – das englische Edge steht für Kante. Insgesamt, da gab es keine zwei Meinungen, sehr schick. Der Kia tritt vergleichsweise zurückhaltend auf, gefällig und unaufgeregt, durch die schiere Größe aber wuchtig. Beide verfügen über jede Menge Platz, kein Wunder bei der Größe. Vorn nimmt sich das nicht viel, der Edge wirkt durch das flachere Cockpit aber luftiger als der Sorento. Man sitzt SUV-typisch hoch und entspannt. Im Fond sind die Unterschiede größer, hier bietet der Ford spürbar mehr von allem: Kniefreiheit, Innenbreite und Luft über dem Scheitel. Ein Vorteil ist auch die höhere und damit angenehmere Sitzposition. Die Lehnenneigung lässt sich über einen weiten Bereich verstellen, man kann es sich also richtig gemütlich machen.

Der Sorento ist eher ein entspannter Gleiter

Kia Sorento
Der Diesel des Kia ist an eine etwas zögerliche  Automatik gekoppelt – das passt aber zum Charakter.
Im Kia hockt man ziemlich flach über dem Boden, ungemütlicher. Aber der Sorento hat auch einige Vorteile – die Rückbank lässt sich geteilt längs verschieben, so etwas ist immer praktisch. Und auch hier ist die Lehne verstellbar. Wer mag, kann sich da betont lässig hinfläzen. Gegen 900 Euro Aufpreis baut Kia auch noch zwei zusätzliche Klappsitze in die dritte Reihe ein. Für Kinder. Angetrieben wird der Sorento von einem 2,2-Liter-Vierzylinder mit 200 PS. Als GT-Line, den wir hier bewertet haben, immer an eine Achtstufenautomatik gekoppelt. Der Diesel ist ein bulliger Typ (441 Nm bei 1750/min) mit stämmigem Antritt, der dem Zwei-Tonnen-Kia ganz schön Betrieb macht, also bei Bedarf. Er läuft leicht knurrig, wird aber nur bei höheren Drehzahlen etwas lauter. Die Achtstufen-Wandlerautomatik lässt mit ihren sanften, schön eingeschliffenen Schaltvorgängen natürlich jedes Doppelkupplungsgetriebe alt aussehen. Allerdings befindet sie sich häufig im Schlummer-Modus, schaltet gerne mal zögerlich und langsam.
Das passt, andererseits, auch schon wieder zum entspannten Charakter des Kia, Thema: reisen statt rasen. Mit seiner leichtgängigen und indirekten Lenkung nimmt er Kurven eher bedächtig. Nach langen Bodenwellen schwingt er friedlich aus, reagiert auf kurze Stöße jedoch durchaus ruppig. Auf welch hohem Standard Kia inzwischen fährt, zeigen die Bremsen: Der Sorento stand beim Stopp aus Tempo 100 mit warmen Bremsen nach 34,9 Metern – herausragend! Der Ford, mit eigentlich auch ziemlich guten 37,2 Metern, sieht da schon fast alt aus.

Beide SUVs überzeugen durch ihr niedriges Geräuschniveau

Ein bisschen dick ist schick!
Flüsterleise: Die Laustärke im Innenraum ist bei 130 km/h mit 67 und 68 dB(A) auf Luxuslimousinen-Level.
Wer beim Edge an einen schwammig-schaukligen Ami denkt, liegt falsch. Den haben sie an europäische Bedürfnisse angepasst, insgesamt stimmig. Er federt ruhiger, fährt sich mit den 20-Zoll-Rädern (800 Euro) des Testautos handlicher und agiler als der Kia. Allerdings verbreitet die direkte, zackige Lenkung, ähnlich wie im Mondeo, einige Unruhe, das wirkt dann nervös. Muss nicht sein bei einem Zwei-Tonnen-Diesel-SUV. Bei uns liefert Ford den Edge ausschließlich mit Diesel, der 2,0-Liter-Vierzylinder mit 190 PS ist immer an ein Sechsgang-Schaltgetriebe gekoppelt. Der leise schnurrende 2,0-Liter-Vierzylinder (400 Nm bei 2000/min) kommt schwerer in die Gänge als der Kia, zieht dann aber kräftig los und legt sich lebhaft ins Zeug. Erst bei höherem Tempo geht ihm etwas die Kraft aus, dann zieht der Sorento davon. Der Edge bleibt insgesamt erstaunlich leise, ein Verdienst auch der Active Noise Control, eines Systems zur Geräuschunterdrückung. Funktioniert. Doch gut gedämmt ist auch der Kia, beide SUVs fahren mit gemessenen 67 und 68 dB(A) bei Tempo 130 fast so leise wie Luxuslimousinen.

Der 190-PS-Edge kostet als Titanium mit den 20-Zoll-Testrädern 48.000 Euro. Erstaunlich: Ford bietet zurzeit von Haus aus einen "Aktionsnachlass" an, der beim Titanium 5210 Euro beträgt. Das würde dann 42.790 Euro machen – klingt sehr interessant. Kia möchte für den Sorento als GT Line mit dem 200-PS-Diesel 50.450 Euro überwiesen bekommen, laut Liste wohlgemerkt. Und wie stets gibt es bei den Koreanern sieben Jahre Garantie. Auch das ist ja eine Ansage.
Dirk Branke

Fazit

Am Ende liegen Ford und Kia praktisch gleichauf. Der Edge hat noch mehr Platz als der Sorento und fährt sich handlicher, der Kia ist gemütlicher unterwegs. Beide sind stimmige Gesamtpakete, groß und, ja, schick.