Hier geht es um Kleinwagen mit ordentlich Dampf, aber einem leichten Hang zur Vernunft. Also bis 150 PS, aber immer fünf Türen. Da wären in alphabetischer Reihenfolge: Ford Fiesta, der ewige Geheimtipp mit Gütesiegel "Made in Germany", also in Köln-Niehl. Einliter-Dreizylinder, 140 PS. Der Mini Cooper hat auch drei Zylinder, aber aus 1,5 Litern, und mit 136 Pferdestärken vier weniger. Der Seat Ibiza trägt in dieser Runde am dicksten auf: 1,5-Liter-Vierzylinder, 150 PS. Ach ja, und dann ist da noch unser Kanarien-Kumpel: Suzuki Swift Sport, 1,4-Liter-Vierzylinder und 140 wilde Pferdchen, die schon ganz aufgeregt mit den Hufen scharren.

Mit dem Seat Ibiza ist man auch zu viert bequem unterwegs

Seat Ibiza
Raumriese auf 4,06 Metern Länge: Der Seat Ibiza bietet viel Platz für vier Erwachsene plus Gepäck.
Erst mal reinsetzen und angucken. Beginnen wir mit den beiden Größten: Der Seat Ibiza misst 4,06 Meter, das war früher mal Golf III. Daran erinnert der Spanien-Polo auch. Viel Platz für vier Erwachsene, mit 355 Litern der größte Kofferraum, der aber mit billiger Filzverkleidung aussieht, als wäre da ein Wurf Welpen groß geworden. Dass wir uns nicht falsch verstehen: Der Ibiza ist von allen das erwachsenste, größte und vernünftigste Auto; aber zu viele Wolfsburger Beamte haben die ganze Auto-Emotion weggestrichen, denn der Ibiza darf nicht so innovativ und edel sein wie ein Polo. Und wer profitiert? Na, der Fiesta! Mit 4,07 Metern einen Zentimeter länger, aber mit 292 Litern Kofferraum ganz hinten enger geschnitten, dafür mit einem überragenden Arbeitsplatz. Der Bildschirm sitzt genau in Sichthöhe, die Ergonomie ist top, die Heckablage passt wie beim Mini in den doppelten Ladeboden. Leider bieten die Sitze zu wenig Seitenhalt, und leider ist das Drehrädchen zur Verstellung zu klein, zu glatt.

Die Extras treiben den Mini-Preis in ungeahnte Höhen

Mini Cooper
Definitiv zu teuer: Mini verlangt für den Cooper im vollen Testwagenornat 30.550 Euro.
Dritter bei der Außenlänge ist der Mini mit 3,98 Metern. Klar, dass es auch beim Kofferraum nur für Bronze reicht: 278 Liter – na ja. Was aber so richtig "na ja!" ist, das merkst du, wenn du dich hinten reingeschält hast. Wegen des stark gewölbten Dachs sind die Luken hinten eng, rein und raus ist schwierig. Wenn du erst mal sitzt, freust du dich über die beste Materialqualität. So geht Premium, kann man auch erwarten bei einem bewerteten Testwagenpreis von 30.550 Euro – 9000 Euro mehr als für den Swift. Womit wir beim Schnäppchen in dieser Liga sind. Basispreis: 21.400 Euro. Testwagenpreis: dito, ist nämlich schon alles drin. Leider auch ein fummeliges Navi ohne Drehregler für laut und leise, da musst du den Finger nach unten oder oben schieben; gar nicht so leicht bei so einem nervösen Autochen. Dass du Grau auf Grau auf dem Tacho schlecht erkennen kannst, dass innen alles aus Plastik ist wie die Ritterburg von Playmobil, dass der Kofferraum eine tiefe Kante hat und auch mit Plastik verkleidet ist, das ruckzuck verkratzt und bei Türen, Tanköffnung und Kofferraumklappe die Verkleidung fehlt?
Wir wollen nicht sein wie Schweinchen Schlau, denn jetzt sitzen wir in diesem Spaßmobil und düsen los. Eben auf der Autobahn, da war es bei 210 Sachen so, als sitzt du in einer Mondrakete kurz vorm Abheben. Dieser Suzuki wiegt nur 979 Kilo, fast 300 weniger als der Mini, bei Top-Tempo hast du so viel Vertrauen in den Sport-Swift wie in einen turkmenischen Teppichhändler. Aber jetzt, auf der kurvigen Landstraße, fühlst du dich wie in einen Giftzwerg aus den 80er-Jahren gebeamt, so agil, so leichtfüßig ist der Suzi.

Im Swift Sport ist der Fahrspaß nahezu ungefiltert

Suzuki Swift
140 PS, 979 Kilo und ein straffes Fahrwerk: Der Suzuki Swift Sport macht seinem Namen alle Ehre.
Klar, das Fahrwerk ist straff, der Swift spürt jede Unebenheit auf wie ein Trüffelschwein den Knollenpilz, die Schaltung ist hakelig. Aber dann trittst du aufs Gas, hinten röhrt es aus den zwei Endrohren, du schaltest dir dank kurzer Übersetzung 'nen Wolf und denkst trotzdem nur an 'nen kleinen Terrier. Nichts anderes ist er. Der Rest ist schnell erzählt. Mini? Du merkst dem Kerl seine fast 1,3 Tonnen Gewicht an. Wie ein Gokart fährt der nicht mehr, das liegt auch daran, dass BMW uns den Testwagen mit dem neuen, teils unentschlossenen Doppelkupplungsgetriebe gegeben hat und nicht als Sechsgang-Schalter. Außerdem sind mehr als 30000 Euro für einen Kleinwagen eine Ansage! So machen zwei gute Bekannte das Rennen unter sich aus. Seat Ibiza mit vier und Ford Fiesta mit drei Töpfen. Unter uns: Mit beiden würden wir in den Urlaub fahren, und zwar jeweils zu viert! Denn beide haben das Format von Kompaktwagen der 90er. Aber viel mehr Benimm. Zum Beispiel der Seat: Unter 2000 Touren ist sein 1.5er etwas müde, aber dann setzt der Turbo-Punch ein, dann genießt du die gut konturierten, viel Seitenhalt bietenden Sitze, du freust dich über Restkomfort des ausgewogenen Sportfahrwerks.

Der Fiesta bietet das rundum beste Paket des Vergleichs

Ford Fiesta
Gute Eigenschaften: Der Fiesta hat das beste Fahrwerk, ist stark motorisiert und kann auch sparsam.
Dass der Kerl aus Köln am Ende knapp vorn liegt, hat mit vielen guten Eigenschaften zu tun. Erstens sind wir blitzverliebt in das sportliche Fahrwerk des Fiesta. Straff abgestimmt, passt in Verbindung mit der direkten Lenkung und dem wachen Dreizylinder perfekt in einen 140-PS-Knaller. Zweitens kannst du den Ford sparsam bewegen. 6,2 Liter im Schnitt sind Bestwert, 4,7 Liter auf der Sparrunde packt sonst nur der 200 Kilo leichtere Swift. Drittens begeistert uns das übersichtliche Cockpit. Wo es bei Swift und Ibiza unter Sonneneinstrahlung spiegelt, siehst du durch die Fiesta-Scheibe nur das, was vor dir passiert, und nichts, was schimmert. Und dann ist da noch die Euro-6d-TEMP-Norm. Hat sonst nur der Swift. Sie ahnen es: Wir drehen noch 'ne Runde mit dem wilden gelben Suzuki. Und sagen: danke für so viel Unvernunft!
 
Andreas May

Fazit

Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Ford und Seat: Am Ende siegt der Fiesta über die Kosten. Gute Autos, echte Kauftipps sind sie beide. Der Swift ist der Spaßmacher in diesem Vergleich. So geht Mini!

Von

Berend Sanders