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Video: Ford Focus Dauertest

Souveräner Focus

"Eintausend Kubik habe ich zuletzt im Panda erlebt. Jetzt kommt der Ford Focus damit, und dann auch noch mit nur drei Zylindern. Das soll halten?" Tester Jan Horn brachte die ganze Skepsis auf den Punkt. Gleich zu Beginn, am 5. April 2013, als der Focus 1.0 EcoBoost Titanium in die AUTO BILD-Tiefgarage einzog, schrieb er das ins Fahrtenbuch. Dass der hochmoderne EcoBoost-Motor mit Benzindirekteinspritzung, Turbo und variablen Nockenwellen jede Menge Spaß macht, war bekannt. Blieb die entscheidende Frage, ob er tatsächlich über 100.000 Kilometer durchhalten würde, Probleme mit Downsize-Triebwerken gibt es schließlich durchaus. Von Anfang an erfreute sich der Dreizylinder jedenfalls großer Beliebtheit. "Schöner Durchzug vom Stand weg, typisches Dreizylinderknurren, geht sauber hoch", notierte Martin Puthz. "Kaum zu glauben, dass dieser Motor nur einen Liter Hubraum hat. Leistungsentfaltung und Laufruhe sind für einen Dreizylinder sensationell, auch für die Autobahn reichen die Fahrleistungen völlig", fand Frank B. Meyer, "allerdings geht der Verbrauch dann auf acht Liter hoch."
Mehr zum Thema: Die Dauertest-Rangliste mit allen Testergebnissen

Verbräuche unter sechs Liter sind möglich

Ford Focus 1.0 EcoBoost Titanium
Auf der AUTO BILD-Testrunde schluckte der Focus 1.0 EcoBoost mit 125 PS 6,5 Liter.
Na ja, im Gesamt-Durchschnitt über 100.000 Kilometer kam der Focus tatsächlich auf einen Verbrauch von 8,2 Litern. Wirklich ein bisschen viel, aber da ist mehr als eine Vollgas-Etappe mit drin. Denn auf unserer Normrunde schluckte der Focus zu Beginn 6,5, am Ende 7,1 Liter, ohne besondere Mühe schafft man sogar Verbräuche mit einer Fünf vor dem Komma. Und, das vorweg, der Motor behielt Spannkraft und Temperament bis zum letzten Tag, wie eine Notiz vom Kilometerstand 96.158 zeigt. Manfred Klangwald stellte da fest: "Super-Zustand, fährt einwandfrei, der Dreizylinder ist immer noch fröhlich und druckvoll bei der Arbeit." Alles bestens also? Nicht ganz: Bei 22.105 Kilometern fiel der Motor mehrfach ins Notlaufprogramm, musste in die Werkstatt. Dort wurde neue Software aufgespielt, ab dann lief er reibungslos. Und Kritik gab es für die Ölstandskontrolle. Der Messstab ist schlecht ablesbar – auch eine Folge des dünnflüssigen Öls (5W-20), das für den Motor vorgeschrieben ist.

Lob für Fahrwerk und Sitze

Abgesehen davon findet sich viel Lob im Fahrtenbuch: Peter Michaely etwa vergibt für das Fahrwerk die "Note 1 mit Sternchen für Komfort und Stabilität, der Focus fährt sehr wendig und agil". Allgemeinen Anklang fanden die bequemen und langstreckentauglichen Sitze "mit einer Sitzheizung in Dragsterqualität", wie Stephan Puls feststellte, und auch die effiziente und gut regulierbare Klimaanlage gefiel. So weit, so gut, einen Punkt wollen wir nicht unerwähnt lassen: Die Bedienung für Navi und Hi-Fi mit den vielen fummeligen Knöpfen und dem Winz-Bildschirm nervte die Leute. Und zwar gewaltig. "Schimpf, Schande, Teer und Federn über den Navi-Erfinder – oder hat er das geschwätzige Navi-System mit sorgfältig versteckter Kartenfunktion schon 1998 entwickelt?" Frank B. Meyer war offensichtlich sauer, als er das ins Fahrtenbuch schrieb. Eine Spur sachlicher blieb Martin Puthz: "Wie konnte dieses Bedienkonzept die Entscheidungsgremien passieren – schließlich ist der Focus ein Massenauto, Hausfrauen fahren damit, Rentner, Mietwagenkunden?"

Souverän durchgehalten

Ford Focus 1.0 EcoBoost Titanium: Cockpit
Das Cockpit des Focus wurde beim jüngsten Facelift überarbeitet. Unser Testauto hat noch die alte Version.
Gute Frage. Inzwischen hat Ford das Problem gelöst. Beim jüngsten Facelift wurde das Cockpit aufgeräumt, es gibt einen großen Acht-Zoll-Touchscreen für die Steuerung von Navi, Hi-Fi, Klima und Telefon, die vielen Tasten sind weg. Ansonsten hielt sich die Aufregung aber wirklich in Grenzen, locker spulte der Focus die Distanz herunter. Und, ach ja, es gab tatsächlich noch ein Problem: So ab Kilometerstand 63.000 häuften sich Beschwerden über Probleme mit dem Tanken: Die Zapfpistolen ließen nur noch Kleinstmengen Kraftstoff durchlaufen. Die Prüfung ergab, dass eine von drei Ventilklappen des Tankeinfüllstutzens zerbrochen war, die Bruchstücke verengten die Röhre. Das war es dann aber auch, am 2. Dezember 2014 war nach 100.730 Test-Kilometern Schluss. Der Focus hat souverän durchgehalten. Der Motor sowieso.In der Bildergalerie erfahren Sie, was während des Tests und bei der Demontage des Testwagens nach Erreichen der 100.000 Kilometer außerdem aufgefallen ist.

Bildergalerie

Ford Focus 1.0 EcoBoost Titanium
Ford Focus 1.0 EcoBoost Titanium
Ford Focus 1.0 EcoBoost Titanium
Kamera
Ford Focus im Dauertest

Fazit

von

Manfred Klangwald
Bei Ford sollten sie den Sekt entkorken, der Focus absolviert den AUTO BILD-Dauertest souverän. Das gilt auch und besonders für den kleinen Dreizylinder, der sich nicht nur als ausgesprochen angenehmes Aggregat, sondern auch als standfestes und zuverlässiges erweist. Das hat vielleicht nicht jeder so erwartet. Umso schöner ist der Erfolg.

Von

Manfred Klangwald