Ford Focus Turnier, VW Golf Variant: Kombi, Test, Motor, Preis
Kompakter Kombi-Luxus: Focus Turnier fordert Golf Variant heraus
Kompakte Kombis im Vergleich
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Viel Platz und viel Ausstattung: Der unlängst überarbeitete Ford Focus Turnier tritt gegen den Platzhirsch VW Golf Variant im AUTO BILD-Vergleich an.
Bild: AUTO BILD
Was für ein Luxus: Sitzheizung hinten, Drei-Zonen-Klima, Matrix-LEDs und sensorgesteuerte, elektrisch aufschwingende Heckklappen – vor ein paar Jahren waren das Features, die wir bestenfalls in der Oberklasse erwartet hätten. Aktuell sind es tatsächlich Auszüge aus den Preislisten dieser zwei Kandidaten: Ford Focus Turnier und VW Golf Variant.
Die kompakten Kombis bieten also nicht nur viel Platz, sondern auch viel Ausstattung zum durchaus fairen Preis. Ja, im Testwagentrimm werden bei beiden um die 40.000 Euro fällig – günstig geht anders. Doch die SUV-Alternativen Kuga und Tiguan kommen auf jeden Fall noch mal teurer. Wo gibt es also den besten Gegenwert fürs Geld?

Aufgehübscht: Ford lässt das Logo in den Kühlergrill wandern, die Scheinwerfer des Focus stehen jetzt etwas horizontaler.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Dem Focus haben die Kölner gerade ein Update verpasst. Lässt sich von außen leicht erkennen, die Front wirkt nun ruhiger, die Ford-Pflaume steckt im Grill statt wie ehemals obendrüber. Die neuen Scheinwerfer stehen etwas horizontaler, bieten gegen 1150 Euro Aufpreis einen blendfreien Fernlichtassistenten. Was funktioniert, gelegentlich allerdings etwas hektisch wirkt. Im Golf gibt's die Technik zwar auch, ist aber zurzeit nicht konfigurierbar.
Fahrzeugdaten
Modell
Ford Focus Turnier 1.0 EcoBoost Hybrid
VW Golf Variant 1.5 eTSI DSG
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
Partikelfilter
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Richtig interessant wird's im Innenraum. Dabei hat sich am Platz für die Passagiere nichts verändert. Hier muss sich der Focus noch immer knapp hinter dem VW einreihen, dessen Sitze außerdem mehr Halt bieten. Hinten fällt im VW zudem der Einstieg noch leichter.

In Details wirkt der VW durchdachter als der Ford: Seine Assistenzsysteme machen den Eindruck, besser miteinander vernetzt zu sein.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Bei den Laderäumen, der Kombi-Paradisziplin, liegen beide volumenmäßig gleichauf. Der Focus bietet mit 635 bis 1653 Litern minimal mehr als der Golf mit 611 bis 1642 Litern. Subwoofer in der Reserveradmulde klauen jeweils ein paar Liter. Dafür haben uns aber sowohl das B&O-System im Ford als auch die Harman-Kardon-Anlage im VW gut gefallen – da scheppert nix.
Ford gefällt mit guter Bedienbarkeit
Neu im Cockpit des Focus ist das gesamte Infotainment. 13,2 Zoll misst nun die Bildschirmdiagonale des zentralen Screens, dem es allein durch seine schiere Größe etwas schwerfällt, sich ins Cockpit zu integrieren. "Gelöscht" haben die Kölner das analoge Tastenfeld für die Klimabedienung, die gibt es nun digital und permanent eingeblendet am unteren Bildschirmrand.

Weitestgehend rätselfrei: Für die Bedienung des Focus kann man Ford loben. Nur der Bildschirm ist vielleicht etwas groß geraten.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Für die Bedienbarkeit des neuen Systems kann man Ford insgesamt loben. Die Menüs sind übersichtlich geordnet, die Grafiken gelungen. Lediglich die gut und gern 20 Sekunden Zeit für den Systemstart sehen wir kritisch. Den äußeren rechten Bildschirmrand zu treffen, verlangt zudem einen langen Arm.
VW setzt weiter auf sensitive Touchflächen
Beides kann der VW besser. Der etwas kleinere Bildschirm guckt leicht zu uns, mittlerweile (nach zahlreichen Software-Updates) ist alles fast sofort nach dem Einstieg einsatzbereit.
Der Golf hat andere Probleme, und die heißen sensitive Touchflächen. Deren Bedienung bleibt auch mit Übung frustrierend – jedem Jetzt-hab-ich's-raus-Moment folgt eine versehentliche Eingabe und abschließend die Zahlung von 50 Cent in die Schimpfwörterkasse.

Ärgerlich: Die Bedienung des Golf über sensitive Touchflächen führt auch nach längerem Üben immer noch zu Fehleingaben.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Auch woanders ist der VW überkomplex: Alternativ zum normalen Klimamenü gibt es noch "Smart Climate", wo man anstatt auf einen Pfeil nach unten auf "Füße wärmen" drückt. Wir hätten es smart gefunden, dieses Menü einzusparen.
Im Golf herrscht große Ruhe
Die Stunde des Golf schlägt auf der Straße. Er rollt mit 1,5-Liter-Benziner, DSG und wie Ford mildhybridisiert zum Test – eine Kombination, die richtig Freude macht. Der Vierzylinder gibt sich im Teillastbereich beinahe lautlos, das Getriebe verwaltet seine sieben Gänge ruckfrei. Beim gemütlichen Dahinrollen erinnert das an ein E-Auto.
Messwerte
Modell
Ford Focus Turnier 1.0 EcoBoost Hybrid
VW Golf Variant 1.5 eTSI DSG
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
0–180 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
bei 160 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite (Testverbrauch)
Das im R-Line mit sportlicher Grundabstimmung versehene adaptive Fahrwerk spreizt weit, allenfalls kleine Kanten wie Gullideckel nimmt der Golf nicht ganz so gelassen wie der Focus. Bemerkenswert ist außerdem, wie still es in der Kabine zugeht: Beim VW haben wir bei 160 km/h bescheidene 71 Dezibel gemessen, beim Focus 74 Dezibel. Selbst bei Vollgas (224 km/h) wird es nicht richtig laut.

Bis 130 km/h herrscht bei den Fahrleistungen Gleichstand, dann zieht der VW davon. Und er ist sparsamer als der Ford.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Der Focus kann bei der Beschleunigung exakt gleichziehen, 8,7 Sekunden vergehen bis Tempo 100. Sein Einliter-Dreizylinder ist konzeptbedingt aber weniger laufruhig und der Testverbrauch mit 7,5 Litern sogar höher als beim Golf (7,3 Liter). Das Ford-Fahrwerk ist nicht verstellbar, findet aber den bestmöglichen Kompromiss aus Komfort und Sport. Weitere Details zum Test gibt es in der Bildergalerie.
Fazit
Ob Alltagsbetrieb oder Autobahn – keiner leistet sich hier echte Schnitzer, beide sind modern, komfortabel und praktisch. Beim VW arbeiten Motor und Getriebe enorm geschliffen und leise, da kommt der Ford nicht ganz ran. Die Renovierung hat ihm dennoch in jeder Hinsicht gutgetan. Schön auch, dass die Bedienung des Kölners gut klappt.
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