Kompaktklasse mit Benzinern und zum Selberschalten? Diese Gleichung klingt irgendwie verstaubt und nach längst vergangenen Zeiten. Doch auch wenn es nicht mehr ganz dem Zeitgeist entspricht, sprechen wir hier zur Abwechslung mal nicht über Ladezeiten, Batteriespeichergrößen und Reichweiten-Angst, sondern von Spritverbrauch, Getrieben und vom Fahren an sich. Und das können Kia Ceed, VW Golf und Ford Focus ganz hervorragend.
Letzteren haben die Kölner just aufgefrischt, spendierten ihm ein überarbeitetes Infotainment-System mit gewaltigem Touchdisplay und arg reduzierter Schalterlandschaft. Ja, die Klimabedienung übernimmt der große Schirm gleich mit. Finden wir nicht so gut, weil oft komplizierter. Und da ist der Focus keine Ausnahme.
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Immerhin (und anders als im Golf) sind die wichtigsten Parameter wie Temperatur, Lüftungsstufe sowie Sitzheizung permanent am unteren Rand eingeblendet. Klassischer macht es der Ceed, der nach wie vor auf eine separate Klimaeinheit setzt. Generell gibt es viel mehr Schalter im Kia, doch die lassen sich gut bändigen, alles andere als eine Herausforderung.

Golf-Infotainment zeigt sich stark verbessert

"Okay, Ford", schon signalisiert die Technik mittels rotierender Helix seine Achtsamkeit. Doch schon kurz darauf erweist sich das System als begriffsstutzig. Einige Straßennamen logt der Rechner prompt als nächstes Navi-Ziel ein, andere wiederum auch nach dreimaliger Wiederholung nicht.
VW Golf Kia Ceed Ford Focus
Focus, Golf und Ceed (v.l.n.r.) – drei starke Kompakte, die sich im Test einen harten Wettkampf liefern.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Bei Verwirrung betet das System stumpf herunter, was alles geht. Leider deutlich weniger als bei den Spracherkennungen von Kia und VW. Insbesondere der Golf-Rechner zeigt sich in Sachen Verständigung und Verarbeitungszeit stark verbessert. Dazu arbeiten seine vielen Assistenten besonders geschliffen.
Ford Focus
Mit dem ST-Fahrwerk liegt der Focus satt auf der Straße. Bringt leichte Einbußen beim Komfort, bereitet aber auch am meisten Spaß beim Fahren.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD

Beispiel Verkehrsschilderkennung: Die klappt tadellos, rechtzeitig vor der Ortseinfahrt wird die Geschwindigkeit angepasst. Auch im Focus übernimmt der Tempomat die erkannte Geschwindigkeit. Nur leider viel zu spät, was das System im Grunde überflüssig macht.

Qualität: Ford Focus sichtbar einfacher ausgeschlagen

In Sachen Qualität bleibt der Ford weiterhin hinter Kia und VW. Er ist sichtbar einfacher ausgeschlagen, gut erkennbar an der labberigen Kofferraumverkleidung. Gravierender jedoch die überraschend weich gepolsterten Vordersitze. Die seitlichen Wangen, nur durch Schaum konturiert, geben in Kurven spürbar nach.
Motor Bauart/Zylinder 
Dreizylinder, Turbo, Mildhybrid 
Vierzylinder, Turbo 
Vierzylinder, Turbo 
Einbaulage 
vorn quer 
vorn quer 
vorn quer 
Ventile/Nockenwellen 
4 pro Zylinder/2 
4 pro Zylinder/2 
4 pro Zylinder/2 
Nockenwellenantrieb 
Kette 
Kette 
Zahnriemen 
Hubraum 
999 cm³ 
1482 cm³ 
1498 cm³ 
kW (PS) bei U/min 
114 (155)/6000 
117,5 (160)/5500 
110 (150)/5000 
Nm bei U/min 
240/2500 (System) 
253/1500 
250/1500 
Höchstgeschwindigkeit 
211 km/h 
210 km/h 
224 km/h 
Getriebe 
Sechsganggetriebe 
Sechsganggetriebe 
Sechsganggetriebe 
Antrieb 
Vorderradantrieb 
Vorderradantrieb 
Vorderradantrieb 
Bremsen vorn/hinten 
Scheiben/Scheiben 
Scheiben/Scheiben 
Scheiben/Scheiben 
Testwagenbereifung 
215/50 R 17 V 
225/45 R 17 V 
225/40 R 18 Y 
Reifentyp 
Continental SportContact 5 
Michelin Pilot Sport 4 
Bridgestone Potenza S 005 
Radgröße 
7 x 17" 
7 x 17" 
7,5 x 18" 
Abgas CO2* 
118 g/km 
132 g/km 
131 g/km 
Verbrauch* 
5,2 l 
5,8 l 
5,8 l 
Tankinhalt 
52 l 
50 l 
45 l 
Kraftstoffsorte 
Super 
Super 
Super 
Ottopartikelfilter 
Serie 
Serie 
Serie 
Vorbeifahrgeräusch 
68 dB(A) 
66 dB(A) 
68 dB(A) 
Anhängelast gebr./ungebr. 
1100/670 kg 
1410/600 kg 
1500/660 kg 
Stützlast 
90 kg 
75 kg 
80 kg 
Kofferraumvolumen 
392–1354 l 
395–1291 l 
381–1237 l 
Länge/Breite/Höhe 
4392/1979/1440 mm 
4325/2055/1447 mm 
4284/2073/1491 mm 
Radstand 
2700 mm 
2650 mm 
2619 mm 
Grundpreis 
28.950 € 
24.790 € 
30.635 € 
Testwagenpreis (wird gewertet) 
33.450 €
30.880 €
37.485 €

Das massivere Gestühl im Ceed kann das besser, noch eine Spur ergonomischer gestaltet sind die Sitze im Golf. In Verbindung mit der tollen Sitzposition ist der VW klar der Langstreckentauglichste.
Die 150 bis 160 PS starken Benziner können selbst in kleinen SUV schnell überfordert wirken. Unsere drei 1,3 Tonnen leichten Kompakten bringen die Verbrenner dagegen äußerst schwungvoll in Bewegung. Auch im langsameren Ford (trotz des mit 19 PS boostenden E-Motors) kommt nie das Gefühl von Untermotorisierung auf.
VW Golf
Golf-Stärken: effektive, gut dosierbare Bremse, tolles Verstellfahrwerk, kleinster Wendekreis und die komfortsteigernde Parameterlenkung.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD

Einbußen bei der Laufkultur sind ebenfalls nicht zu befürchten. Sein gut gedämmter und sämig laufender 1,0-Liter-Dreizylinder stellt zu den Vierzylindern keinen Nachteil dar. Beim Verbrauch allerdings auch keinen Vorteil: Vom Hubraumschwächsten und zudem mit Mildhybridsystem ausgestatteten Antrieb hätten wir uns mehr als 0,1 (Golf) respektive 0,2 Liter Testverbrauch-Vorteil erhofft.

Der neue Focus mag kurvige Strecken

Auch auf der Sparrunde kann sich der Kölner nicht absetzen. Dafür nervt das System mit unvorhersehbarem Rekuperationsverhalten. Gefühlt hängt der Wagen bei Gaswegnahme ein bis zwei Rasten in der elektrischen Parkbremse. Ein echter Vorteil dagegen: der seidenweiche Motorstart dank Riemenstartergenerator.
Kia Ceed
Ceed: Der nominell Stärkste im Feld hängt seine beiden Konkurrenten bei Beschleunigung und Durchzug ab.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD

Kurvige Strecken bereiten im Focus auch aufgrund des straffen ST-Fahrwerks den größten Spaß. Doch auch der zurückhaltendere VW mit seiner besonders agilen und rückmeldungsfreudigen Parameterlenkung gefällt. Zudem legt der Golf mit seinem vielstufigen Verstellfahrwerk den elegantesten Spagat zwischen hart und zart hin. Der eher weich gefederte, aber stößiger ansprechende Ceed kann da ebenfalls nicht mithalten.
VW Golf Kia Ceed Ford Focus
Falsch machen kann man bei diesen drei Kandidaten wenig. Focus, Golf und Ceed gefallen beim Fahren, liefern souverän ab.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Bei den Kosten dreht der Kia dafür den Spieß fast um. Nicht nur der Preis ist heiß, sieben Jahre Garantie bringen sieben Extra-Punkte und die besseren Wiederverkaufschancen, also weitere Punkte. Vom bis dahin bis auf einen Punkt herangerückten Focus setzt er sich so wieder ab, rückt dem Golf bis auf vier Punkte auf die Pelle. So viel Auto für so wenig Geld – diese Gleichung kommt garantiert nie aus der Mode.

Ergebnis nach Punkten

1. VW Golf: 552 Punkte Mit alten Stärken, verbessertem Infotainment und guten Assistenten sichert sich der teure VW den Sieg.
2. Kia Reed: 548 Punkte Kaum Schwächen, ein guter Antrieb und faire Kosten machen ihn zum klaren Preis-Leistungs-Sieger.
3. Ford Focus: 536 Punkte Trotz neuem Bediensystem und Mildhybrid nur Platz drei. Bei der Fahrdynamik liegt er vor dem Kia.

Fazit

von

AUTO BILD
Der Sieg des Golf geriet nur durch seinen hohen Preis in Gefahr, bis auf vier Punkte rückte der rundum gelungene, aber weniger komfortable Ceed so an ihn heran. Ebenso knapp das Duell zwischen Ford und Kia in der Eigenschaftswertung. Doch das neue Bediensystem und der Mildhybrid bringen dem gelifteten Focus keine Vorteile.

Von

Berend Sanders
Stefan Novitski