Ford Grand C-Max: Dauertest
Wieder liegt's bei Ford am Strom

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So ein praktisches Reise- und Familienauto, dieser Grand C-Max! Klasse Diesel, schöner Komfort. Wären da nicht die Elektronikprobleme. Das hat bei Ford leider Tradition.
Der Ford Fiesta stand frühmorgens dreimal mit leerer Batterie da. Ebenso der Mondeo Turnier, dem ein falsch verlegtes Kabel den Akku leer nuckelte. Im S-Max fiel die Frontscheibenheizung aus und vermieste dem Van die Abschlussnote 1. Drei Ford im Dauertest, und was fällt auf? Es sind Elektronikprobleme, die sich seit 2009 wie ein roter Faden durch die Fahrtenbücher ziehen. Und den greifen wir deshalb auf, weil es wieder am Strom lag, dass ein – mechanisch betrachtet – guter Kölner über 100.000 Kilometer ein härteres Urteil bekam, als er es verdient hätte. Diesmal traf es den Grand C-Max. Das kompakte Raumwunder mit den Schiebetüren trat zum Härtecheck in der Ausstattung an, die viele Kunden mögen: als 2.0 TDCi Titanium mit 140 PS und Automatik. Ein paar Extras wie der Auffahrschutz Active City Stop, E-Heckklappe, Bi-Xenon-Scheinwerfer und ein Audiosystem trieben den Listenpreis auf 37.080 Euro. Aber den zahlt im Laden ja doch niemand.
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"Macht alles gut, was so ein Auto können muss!"
Den Van empfing in der Redaktion eine große Welle der Sympathie, weil "er alles gut macht, was so ein Auto können muss", wie Testfahrer Stefan Mallach festhielt: innen groß, endlose 1742 Liter Kofferraum und reichlich Platz im Fond, wo außen zwei vollwertige und innen ein fünfter, wegfaltbarer Mittelsitz warten. Die 40-20-40-Teilung mag nicht jeder, Archivar Willy Kock etwa hätte lieber eine durchgehende Bank. Die platzsparenden Schiebetüren machten mit ihrer praktischen Art Spaß, liefen jedoch schwergängig in ihren Führungen, was Väter in Zwiespalt stürzte: mal genervt, weil sie aufstehen und helfen müssen, dann beruhigt, weil Kinder die Türen nie allein aufkriegen. Die E-Heckklappe ärgerte mehr, öffnete sie doch entweder gar nicht oder "aufreizend langsam", wie Kollege Christian Steiger im Fahrtenbuch notierte. Die großen, breiten Sitze bereiteten auch auf Langstrecken keine Rückenschmerzen.
Viel Lob für den Zweiliter-Diesel

Der Grand C-Max hat Schiebetüren, der kürzere C-Max Klapptüren. Jeder vierte Käufer wählt die Langversion.
Kaufberatung: Kompaktvans bis 30.000 Euro
Doch schlimmer wird es, wenn Elektronik grundsätzlich versagt. Der Ärger begann damit, dass das Navi die Orientierung verlor. Das passierte am Steuer gern mal, weil die Mittelkonsole zu viele Knöpfe hat und der Bildschirm zu klein ist und zu weit weg liegt. Aber gar kein Bild? Fotoredakteur Božo Furkes fuhr laut Anzeige sogar durch die Ostsee! Der Einbau einer neuen Antenne brachte nur kurzzeitig Abhilfe, später wurde zusätzlich der Antennenfuß ausgetauscht. Über ein Navi ohne Bild ließe sich ja noch hinwegsehen, aber nicht übers Warnlicht der Motorsteuerung bei Kilometer 63.023. Der außerplanmäßige Besuch in der Werkstatt ergab, dass ein korrodierter Stecker falsche Impulse an die Turboladersteuerung geschickt hatte. Wohl kein Einzelfall, und ein neuer Stecker samt Kabel hätte gereicht, doch der Hersteller bestand auf dem kompletten Austausch des Turboladers. Kleine Ursache, große Wirkung. Wieder mal hatte der Elektronikteufel einem Ford dazwischengepfuscht, der ansonsten klaglos lief. Zweimal Bremsbeläge vorn, einmal Bremsscheiben, eine Motorabdeckung ersetzt – das sind Peanuts auf einer Strecke von 100.000 Kilometern. So kam der Grand C-Max auf 16 Minuspunkte und die Note 3+. "Ford, die tun was", hieß es früher. Wir wüssten jetzt, wo.
Wie jedes Dauertest-Fahrzeug wurde auch der Ford Grand C-Max nach 100.000 Kilometern fast vollständig demontiert und auf Verschleiß untersucht. Was bei der Inspektion aufgefallen ist, erfahren Sie in der Bildergalerie. Den vollständigen Artikel mit allen Daten und Tabellen gibt es im Online-Artikelarchiv als PDF-Download.
Fazit
Ford baut solide, praktische und clevere Autos, wie der Grand C-Max mit den ungewöhnlichen Schiebetüren beweist. Dieser Reise-Riese würde im Dauertest eine 1 bekommen, hätte nicht wieder mal der Fehlerteufel in der Elektronik zugeschlagen. Kein Einzelfall, wie unsere Erfahrungen mit Ford zeigen. Langsam geht das Verständnis aus. Hallo, Köln, aufwachen! Aber bitte schnell.
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