Wenn's so einfach wär, hätte die Bundesliga sicher viel mehr als 18 Teams. Ein Plus an den Namen angehängt und, schwupps, eine Klasse höher mitspielen. Fertig! Geht im Fußball natürlich nicht. Vielleicht aber im Automobil-Sport.  Ford versucht es zumindest mal. Ihren Kleinstwagen Ka melden die Kölner in der Spielzeit 2016/2017 jedenfalls als Ka+ an. Und das natürlich eine Klasse höher, also bei den Kleinwagen. Da passt der Ka+ mit seinen 3,93 Metern Außenlänge auch perfekt hin – der Doppelgänger des Fiat 500 brachte es zuvor nur auf 3,54 Meter.

Mit neuer Größe warten neue Gegner auf den Ford Ka

Ford Ka+
Neue Größe: Der Ford Ka+ streckt sich auf 3,93 Meter länge und macht sich so Corsa und Polo zu Gegnern.
Nachteil des Aufstiegs per Namensänderung: Die Gegner wachsen ebenfalls. In unserem Fall heißen sie Opel Corsa (4,02 m)und VW Polo (3,97 m). Kann der Ka+ da mithalten? Bei fast gleicher Länge streckt sich der Ford geringfügig breiter und ist auch höher als seine Mitstreiter – was ihm die zufriedensten Gäste in Reihe zwei beschert. Das liegt zum einen an wenigen Millimetern mehr Bewegungsfreiheit, vor allem aber an der höheren Sitzposition. Wo wir in Corsa und Polo eher hocken, strecken wir im Ka+ entspannt die Glieder. Selbst die zierlichen, aber bequemen Polster schrecken nicht ab – bei der Konkurrenz fallen die Sitze auch nicht größer aus, im Corsa sind sie unangenehm hart. Nachholbedarf gibt es dagegen beim Kofferraum, der mit bis zu 849 Litern am kleinsten ausfällt. Und zusammen mit mäßiger Zuladung (433 Kilo) sowie nicht nennenswerter Anhängelast (500 kg) klarmacht: Wegen des Umzugs fragen Sie bitte bei Opel (bis 1120 Liter Kofferraum, 1,2 t Anhängelast) oder VW (507 kg Zuladung).
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Beim Antrieb führt kein Weg am VW Polo vorbei

VW Polo
Sieger im Antriebskapitel: Der 1.2 TSI im Bug des VW Polo entfaltet seine Kraft am bekömmlichsten.
Ein Navi bietet ab Werk tatsächlich nur der Polo. Ford und Opel verzichten komplett darauf. Doch wo die Rüsselsheimer wenigstens einen großen Monitor verbauen, um die Handy-Navigation ins Auto zu holen, muss Ford passen. Mini-Display in der Mitte, keine Handy-Spiegelung – basta! Setzen wir uns mit den drei Kleinen in Bewegung, und bevor Sie fragen: Nein, der Polo gewinnt das Antriebskapitel nicht, weil er als Einziger per Doppelkupplung schaltet. Die Handschaltungen von Ford und Opel flutschen ebenfalls flott durch die Gänge. Der 1,2-Liter-Vierzylinder des VW entfaltet seine Kraft einfach am bekömmlichsten, der Polo fährt in jeder Lebenslage vorn und verbraucht nicht mal viel (5,9 Liter). Dem Ka+ fehlt eindeutig ein Turbo, der ihm die Lethargie unter 4000 Touren aus den Brennräumen hustet. Flott geht im Ford nur mit gaaanz viel Drehzahl – dann wird’s aber dröhnig und durstig. Und das, wo der Kölner mit 6,5 l/100 km doch eh schon am meisten verbraucht.
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Der Corsa könnte schließlich eine echte Alternative zum VW sein – wenn sein Dreizylinder denn ein wenig aufgeweckter und weniger aufdringlich im Ton wäre. So erreicht der Blitz nicht das Wohlfühlaroma des Wolfsburgers, die lange Gesamtübersetzung zügelt auf der Autobahn das Temperament.

Der Opel Corsa könnte mehr Komfort vertragen

Opel Corsa
Unglücklich abgestimmt: Straffe Dämpfer und hölzernes Abrollen passen nicht zum 90-PS-Corsa.
Beim Komfort liegt der mit 17-Zoll-Rädern ausstaffierte Corsa dann ebenfalls etwas daneben. Straffe Dämpfer und hölzernes Abrollen wollen nicht so recht zu einem 90-PS-Mini passen. Das kann der Ford tatsächlich besser. Sein Fahrwerk ist ein bekennender Weichspüler. Selbst grobe Pisten nimmt der Ka+ mit Anstand, der Aufbau scheint aber selbst auf topfebenen Abschnitten immer in Bewegung. Hier findet der Polo den besten Kompromiss aus steifer Karosserieanbindung und saugfähiger Federung. Perfekt ist er aber auch nicht. Wo es wellig und buckelig wird, schüttelt sich der straffe Polo ordentlich. Sie hat es ebenfalls geschüttelt, bei den Bremswegen? Keine Panik! Ab sofort messen wir in der kalten Jahreszeit auf Winterreifen – die sind ja schließlich Pflicht. Und bei den Lamellenprofilen gehören Bremswege zwischen 40 und 45 Metern durchaus zum Standard.
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So ein Polo mit allem Schickimicki bis hin zum DSG ist schon was Feines – der Preis von 21.420 Euro eher nicht. Auch für den Corsa für knapp 2000 Euro weniger begeistern sich Sparfüchse kaum. Einzig der Ka+ bleibt mit 11.400 Euro herrlich volksnah. Also Aufstieg ohne Kostenexplosion? Da feiern wir doch gern mit. 

Fazit

Erstaunlich, wie gut der Ka+ hier mithalten kann. Ja, in bestimmten Bereichen fehlt ihm die moderne Technik seiner Kollegen. Assistenzsysteme oder Konnektivität suchen wir weitgehend vergebens. Doch der Ford bietet für kleines Geld vergleichsweise viel Platz und funktioniert angenehm unkompliziert. Die deutlich feineren VW Polo und Opel Corsa kosten jedenfalls auch deutlich mehr. Durchaus eine Preisfrage.