Ist ja so eine Sache mit Erwartungen. Beim ersten Blick auf Ford Mondeo, Opel Insignia und Peugeot 508 signalisiert das Großhirn: Willkommen in der bürgerlichen Mitte. Beim Vernunftkauf ohne Eitelkeit und Anspruch auf die linke Autobahnspur – beim fahrenden Pendant zur Schrankwand in Eiche rustikal. Der Blick auf die technischen Daten zeigt: Vorsicht, nicht zu schnell urteilen. Denn unter ihrer reizarmen Hülle warten die drei Limousinen mit feiner Technik und Dieselmotoren der 200-PS-Liga auf. Damit sind Fahrleistungen möglich, die noch vor ein paar Jahren für die Sportwagen-Oberliga reserviert waren. Bei Verbräuchen, die selbst für Kleinwagen okay wären. Also keine Spießerautos, die drei, sondern Geheimtipps für Premium-Verweigerer. Oder doch – mit Preisen jenseits der 35.000 Euro – eher teure Nischentypen für Understatement-Fanatiker?
Opel Insignia
Opel Insignia 2.0 CDTI: Unter der unspektakulären Hülle steckt ein neuer Biturbo-Diesel mit 195 PS.
Alle drei beherrschen vor allem die große Reise, mit Abmessungen um die 4,80 Meter ist ihr natürlicher Lebensraum die Autobahn. Und so gibt's in Reihe eins bei Mondeo, Insignia und 508 reichlich Raum. Die Bedienung ist vor allem bei Opel und Peugeot mit zahlreichen kleinen Knöpfen und verstreuten Schaltern ziemlich pusselig. Und die Verarbeitung der drei Testkandidaten fällt durchschnittlich aus. Nichts rappelt oder klappert – trotzdem zeigt sich bei den verwendeten Materialien ein deutlicher Abstand zu Audi, BMW und Mercedes. Während der Peugeot mit Vollausstattung verwöhnt (von Zwei-Zonen-Klimaautomatik über Komfortsitze und Navigationssystem bis hin zu Bi-Xenon-Scheinwerfern und Headup-Display), gefallen im Insignia vor allem die gut profilierten Sitze. Sie sind serienmäßig beim Ausstattungspaket "Sport". Der Mondeo kontert mit dem deutlich besseren Platzangebot im Fond sowie einer großen Heckklappe, mit der sich der riesige 540-Liter-Kofferraum leicht füllen lässt. Dem Insignia fehlt es an Kopffreiheit im Fond – was er mit dem coupéhaft gezeichneten 508 gemeinsam hat.Im Antriebskapitel trennen das Trio nicht viele Punkte, doch auf der Straße zeigen sie ganz unterschiedliche Charaktere. Opel und Peugeot mit ihren Biturbo-Motoren schieben schon kurz über 1000 Touren bullig an. Der Ford braucht mit seinem großen Turbolader Drehzahlen, um dann umso kräftiger nach vorn zu drücken. Der Peugeot hat serienmäßig eine Sechsstufenautomatik an Bord, die mit sanften und schnellen Schaltvorgängen überzeugt – schön komfortabel, wie es gut zu einem Peugeot passt. Ganz im Gegensatz zur hart abgestimmten Federung. Unverständlich, haben die Franzosen doch extra für den großen Diesel ein aufwendiges Fahrwerk mit Doppelquerlenker-Vorderachse entwickelt. Und dann kann der 508 trotz des steifen Abrollens nicht mal bei der Fahrdynamik punkten: Er untersteuert stärker als seine Konkurrenten und wirkt deutlich schwerfälliger. Vielleicht sollten sich die Peugeot-Dynamiker ein paar Tipps beim neuen Partner Opel holen. Denn der Insignia beherrscht den Spagat zwischen Komfort und Sport besser, zumindest mit dem Flexride-Fahrwerk, das beim Insignia Sport nichts extra kostet.
Peugeot 508
Charmant, aber teuer: Der Peugeot 508 fährt auf dem Preisniveau deutscher Premium-Limousinen.
Auch der Opel ist straff abgestimmt, dafür aber agiler als die Konkurrenz – sein munteres Naturell passt prima zum spritzigen Motor. Ein ganz anderer Typ ist der Mondeo: komfortabler abgestimmt als Opel und Peugeot, aber ohne Schwächen im Fahrverhalten. Unterm Strich der gelungenste Kompromiss hier – obwohl der Mondeo bereits seit 2007 auf dem Markt und das älteste Modell in dieser Runde ist. Einzig dem Motor merkt man sein Alter an. Zwar kann der Mondeo bei den Fahrleistungen gut mithalten, das riesige Turboloch kurz über der Leerlaufdrehzahl muss aber heute nicht mehr sein – siehe Peugeot und Opel.
Billig ist anders. Der Opel kostet am wenigsten, trotzdem stehen mindestens 35.670 Euro auf der Rechnung. Und der 508 kratzt mit dem großen Diesel (und serienmäßiger Vollausstattung inklusive Automatik) sogar an der 40.000-Euro-Grenze. Wie war das noch gleich mit dem französischen Mercedes? Tatsächlich gibt's für das viele Geld auch eine nette C-Klasse. Aber mit viel weniger Ausstattung. Punkten können Ford, Opel und Peugeot hingegen bei den Unterhaltskosten. Alle drei schonen den Geldbeutel mit niedrigem Verbrauch. Trotz ordentlicher Fahrleistungen kommen die Testkandidaten mit weniger als sieben Litern pro 100 Kilometer durch den Alltag – das hatten wir nicht erwartet.
Alle Fotos mit weiteren Infos zum Vergleichstest finden Sie oben in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen Daten und Tabellen gibt's im Online-Artikelarchiv.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Der ausgereifte Ford gewinnt diesen Vergleich. Er bietet am meisten Platz und ist komfortabel abgestimmt. Dem Insignia tut der neue Biturbo-Diesel gut: Endlich ein Opel, der beim Antrieb gut mithalten kann! Fahrwerk und Platzangebot fallen aber nur durchschnittlich aus. Der Peugeot leidet unter seinem unharmonisch abgestimmten Fahrwerk und dem hohen Grundpreis. Der gelungene Antrieb kann daher den dritten Platz nicht verhindern.