Gebrauchte Spritsparer, Teil 2
Die Öko-Autos von gestern

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Im Jahr 2000 kam Toyota mit dem ersten Hybridauto nach Deutschland. Was die komplexe Hybrid-Technik im Alter noch taugt, klärt der zweite Teil des Gebrauchtwagentests von AUTO BILD.
Bild: Werk
Um es vorwegzunehmen: Nein, das Angebot an gebrauchten Toyota Prius der ersten Serie (2000–2003) ist nicht groß. Und ja, die Preise sind gesalzen. Auf die Schwacke-Liste schlagen die Verkäufer gern was drauf. Wenn sie überhaupt verkaufen. Denn einen Prius behält man. Der läuft und läuft und läuft und läuft. Vor einem halben Jahr suchte AUTO BILD nach typischen Prius-Pannen. Ein Schuss in den Ofen. Der hat nix, der Hybrid. Nicht mal fluchende Taxifahrer, die nach 300.000 km und mehr die Nase voll hatten, fanden wir. Muss also gut sein, die Technik. Grob gesagt wird der Prius je nach Fahrsituation vom Elektro- oder Benzinmotor oder beiden Aggregaten gleichzeitig angetrieben.
Hier geht es zum ersten Teil des AUTO BILD-Öko-Oldie-Tests
Beim Bergabfahren oder Bremsen fließt Energie zurück in die Batterien, die den Elektromotor speisen.Das spart Sprit, im Testbetrieb kam AUTO BILD auf einen Verbrauch von 5,1 Litern auf 100 km. In Sachen Haltbarkeit gibt’s Lob vom Droschkenmann: In Berlin spulte der Prius 340.000 km als Taxi ab. Zwei Stoßdämpfer, eine Wasserpumpe, eine Batterie – mehr war nicht. Im AUTO BILD-Kummerkasten kommt der Prius gar nicht vor. Liegt wohl auch daran, dass bei uns nur 2100 Exemplare verkauft wurden. Okay, der Prius der ersten Stunde ist rein äußerlich an Spießigkeit nicht zu überbieten. Aber seine Technik ist solide, die Langlebigkeit super. Einziger Haken: gebraucht selten und viel zu teuer. AUTO BILD-Urteil: sehr empfehlenswert
Ein bisschen Hybrid: Honda Civic IMA
"The Power of Dreams" lautet die Werbebotschaft von Honda. Was den Prius-Gegner angeht, ist es für die Japaner aber auch bei der "Kraft der Träume" geblieben. Vom Civic IMA verkauften sie zwischen Dezember 2003 und Dezember 2005 weniger als 500 Exemplare. Ob es am Namen lag? IMA steht für "Integrated Motor Assist". Gemeint ist ein integrierter Elektromotor, der als Anlasser und Lichtmaschine dient und als "Booster" bei Bedarf den Verbrennungsmotor unterstützt. Im Nachhinein ärgern sich die Honda-Leute: Hätten sie doch auf das viertürige und leicht modifizierte US-Stufenheckmodell groß das Wörtchen "Hybrid" geschrieben.
Tatsächlich ist der IMA ein Mild-Hybrid. Anders als beim Prius bringt beim IMA der Elektromotor den Wagen nicht von allein in Schwung, wirkt nur unterstützend. Beim Abbremsen oder im Schiebebetrieb wird die Batterie aufgeladen. 2003 wollte Honda 21.900 Euro für den IMA. Sechs Jahre und 70.000 km später kostet er noch gut die Hälfte. Übrigens: Seit 2006 trägt der Civic doch den Zusatz Hybrid, seitdem fährt er auch lautlos an. Nur 500 IMA hat Honda in Deutschland verkauft, entsprechend klein ist das Angebot an Gebrauchten. Teuer sind die Autos auch noch – da muss man schon Hybrid-Fan sein. AUTO BILD-Urteil: empfehlenswert
Die gab es ja auch noch: VW Golf Citystromer, Hotzenblitz & Co
Fünfter Gang als Spar- und Schongang ausgelegt, Karosserieverkleidungen für eine bessere Aerodynamik, Schaltanzeige – das ist doch ... Nein, es handelt sich nicht um aktuelle BlueMotion-Autos von VW, wir drehen die Zeit um 28 Jahre zurück. Formel E ist der Papa von BlueMotion, VW bot das Konzept in Polo, Golf, Passat und Santana an. Aber (fast) keiner wollte es. Dabei sorgte schon damals eine Start-Stopp-Automatik vor der roten Ampel für kostenlose Wartezeit. Umweltschutz anno 1981. Heute wird das als ökologische Revolution gefeiert. Wo wir gerade bei den kleinen Revoluzzern sind: Schokoladenfabrikant Alfred Ritter machte reichlich Geld locker, um mitzuhelfen, den Hotzenblitz auf die Straße zu bringen. Anfang der 90er-Jahre wurde der Elektro-Avantgardist vorgestellt.
Der Prototyp El Sport hatte vier Sitze und mit Blei-Gel-Batterien eine Reichweite von 70 km, mit Lithium-Batterien bis zu 200 km. Dabei waren immerhin 120 km/h Spitze drin. 1996 kam aus finanziellen Gründen das Aus für den "Hotzi", die Firma "Treffpunkt Zukunft" übernahm das Projekt, will den Hotzenblitz weiterleben lassen. Ein anderes E-Mobil ist der City-EL. Schon 1987 flitzte das Elektro-Dreirad lautlos durch den Stadtverkehr, seit 1996 wird es im bayerischen Aub bei Würzburg gebaut. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 65 km/h, je nach Fahrweise reicht eine Batterieladung für bis zu 90 km. Der Clou: So ein City-EL (Neupreis etwa 9500 Euro) kann an der heimischen Steckdose aufgeladen werden, eine 75-Prozent-Ladung dauert drei Stunden, von ganz leer bis ganz voll vergehen neun Stunden.
Gebrauchte "Hotzis", City-EL und andere E-Mobile werden im Internet unter elektroauto-forum.de gehandelt. Und was bieten die etablierten Firmen men in Sachen E-Auto an? Alibi-Lösungen. Sie bauen Batterien in vorhandene Fahrzeuge ein. Nehmen wir etwa den Golf III Citystromer. Circa 120 Exemplare baute VW ab 1995 vorwiegend für Energieversorger. Die Eckdaten: 70 km Reichweite, 110 km/h Spitze, 1,5 Tonnen schwer. Ein paar dieser Autos kamen in private Hand. So auch dieses: Citystromer, Baujahr 1/95, 75.000 km, mit neuen Blei-Gel Batterien für 13.900 Euro. Umweltschutz kann teuer sein.
Wer sparen will, muss rechnen können. Entscheidend ist nicht der Verbrauch, sondern erstens der Anschaffungspreis und zweitens der Unterhalt. Hier liegen die teuren und anfälligen Lupo und A2 mit Drei-Liter-Technik hinten. Hybride sind rar, die Preise happig. Mein Tipp: der Astra Eco 4. Sieht zwar nicht sehr sexy aus, ist aber günstig in der Anschaffung und fährt solide. Und ein Elektromobil? Für Idealisten, die täglich zehn Kilometer zur Arbeit fahren, ganz okay. Für alle anderen nicht.
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