Das waren bewegte Zeiten, damals. Grüne mit langen Haaren und bunten Socken wurden belächelt, wenn sie über den ökologischen Super-GAU schwadronierten. Die Spinner, die! Anfang der 80er-Jahre tickten die Uhren anders. Markus träumte vom Maserati, trällerte "Ich geb Gas, ich will Spaß", auf der IAA 1981 stellte Mercedes-Benz seine Luxuscoupés 380 und 500 SEC vor. Voll fett. Sparen, vernünftig sein? Ach was! Heute, in Zeiten des Klimawandels und der Wirtschaftskrise, vergeht vielen der Spaß am Gasgeben. Die Lösung? Sparwunder auf Rädern, mit genügsamen Verbrennungsmotoren oder gleich mit Elektroantrieb.  Aber was müssen wir feststellen? Alles schon mal da gewesen!

Diese Autos rechnen sich auch ohne Abwrackprämie

VW Lupo 3L
Lehrer Wilhelm Stey (50) fährt seit zehn Jahren einen Lupo 3L. "Bei 200.000 km gingen die Reparaturen los", berichtet er.
Bild: Thomas Ruddies
Anfang der 80er wollte uns VW die Formel E näherbringen. In Polo, Golf, Passat und Santana waren der vierte oder fünfte Gang lang übersetzt, was das frühe Hochschalten in den Energiespargang ermöglichen sollte. Auf Wunsch gab es sogar eine Start-und-Stopp-Automatik. Wohlgemerkt: Das war 1981! Verkaufsschlager wurden diese Modelle nicht. Umwelt schonen, während der Nachbar seinen neuen Sechszylinder zum Trompeten bringt – wie uncool! Galt auch für diejenigen, die schon vor 15 Jahren elektrisch zur Arbeit fuhren. Öko-Phantasten! Und heute? Start-Stopp ist der letzte Schrei, Sprit sparen täglich Brot, das Elektroauto sollte lieber heute kommen als morgen. Immerhin: Einige Sparschweine haben überlebt.

Der Lupo 3L: Mini-Verbrauch zum großen Preis

VW Lupo 3L
Lupo-Interieur: Sogar das Lenkrad des Lupo 3L besteht aus Magnesium.
Bild: Thomas Ruddies
Wilhelm Stey (50) ist der Kleine ans Herz gewachsen. Seit September 1999 gehört der Lupo 1.2 TDI 3L zur Familie, jetzt steht er zum Verkauf. Nicht weil er defekt ist, muss der Lupo weg. Er ist einfach zu klein. Dabei ist er richtig günstig. Lehrer Stey rechnet vor: "Ich fahre jeden Tag von Kiel nach Ostholstein zur Schule, 140 Kilometer hin und zurück." Den Bordcomputer mit der Verbrauchsanzeige hat er dabei immer im Auge. Und der ist geeicht auf kleine Zahlen. 3,2 Liter zeigt er meistens an. Nicht der Momentan-, sondern der Durchschnittsverbrauch ist gemeint. Ja, sparsam ist es, das Wölfchen. Aber auch anfällig. "Bei Kilometer 200.000 ging es los", sagt Wilhelm Stey. Die Hydraulikeinheit musste erneuert, der Turbolader überholt werden, der Gangsteller zickte, das Scheibenwischergestänge gab den Geist auf, Steuergerät, Bremsen und ABS-Sensor erneuerten die Mechaniker. Über 2500 Euro investierte Stey im letzten halben Jahr. Und machte folgende Erfahrung: "Die VW-Werkstatt ist mit der Lupo-3L-Technik oft überfordert, der Bosch-Dienst machte einen besseren Eindruck." Ob das daran liegt, dass von Juli 1999 bis Dezember 2005 nur 29.892 Lupo 3L gebaut wurden?

Der Leichtbau-Lupo

Als der Lupo 1.2 TDI 3L im Dezember 2005 eingestellt wurde, kostete er 15.225 Euro. Ein stolzer Preis für einen Kleinstwagen. Auf dessen Technik die VW-Ingenieure aber weiterhin stolz sind. Beim Drei-Liter-Lupo setzten sie konsequent auf Leichtbau: Die Kofferraumklappe ist aus einer Mischung aus Alu und Magnesium, Türen, Kotflügel, Motorhaube bestehen aus Alu. Der Test-Lupo hat 260.000 Kilometer auf der Uhr, Kratzer und kleine Dellen erzählen von einem bewegten Autoleben. Was auffällt: Gebrauchte Lupo 3L sind teuer, Exemplare mit mehr als 200.000 km eher Regel als Ausnahme. Freude bereitet hingegen der geringe Verbrauch. Wie grüßen Lupo-3L-Fahrer? Na logo: mit drei Fingern. Eine drei steht beim Verbrauch immer vorm Komma, so ist der Spar-Lupo noch heute eine echte Sensation. Auf gutem VW-Niveau liegt auch die Verarbeitung: Das Wölfchen macht nicht den Eindruck, als ginge es bereits ins elfte Lebensjahr. Auch gut: Mit 3,53 Meter Länge ist es kurz und wendig.

Problemzonen des Lupo 3L: Getriebe, Turbolader, Elektronik

VW Lupo 3L
Das automatisierte Schaltgetriebe des Lupo 3L ist ein kostspieliges Sorgenkind.
Bild: Thomas Ruddies
Etwas mehr als drei Liter Diesel auf 100 km – klasse. Leider ist es gerade die Spritspar-Technik, die den Lupo teuer werden lässt. Das automatisierte Schaltgetriebe nervt mit Ruckeln, aber richtig auf den Geist geht es erst, wenn gar nichts mehr geht. Hilft eine Grundeinstellung der Getriebesoftware nicht weiter, ist meist der Gangsteller defekt. Um die 800 Euro kann der Spaß kosten. Überhaupt zickt vieles, was den Lupo zum Spritsparer werden lässt. Mal ist es die Elektronik, mal quittiert der Turbolader seinen Dienst. Dann wird die beste Spritspartechnik richtig teuer. Die Spritspartechnik ist kompliziert und anfällig. Leider nicht erst mit zunehmender Laufleistung.

Der Lupo-Bruder für Reiche: Audi A2 3L

Audi A2 3L 1.2 TDI
Audis Sparwunder: Der A2 1.2 TDI 3L begnügte sich im AUTO BILD-Test mit 3,3 Liter Diesel.
Bild: Hans-Joachim Mau
"Wer sparen will, muss zahlen." So schrieb AUTO BILD am 16. Februar 2001 über den Audi A2 1.2 TDI 3L. Die Spardose mit VW-Technik kostete bei ihrer Einführung 18.300 Euro, war also vom Start weg der Lupo-Bruder für Reiche. Als der Drei-Liter-A2 erstmals um Kundschaft buhlte, war der Lupo 3L bereits eineinhalb Jahre lang auf den Straßen unterwegs. Unter der futuristischen Audi-Hülle aus Aluminium steckt die Technik des kleinen Wolfsburgers: 1,2 Liter starker Dreizylinder-Diesel mit automatisiertem Schaltgetriebe. Beim Ampelstopp von mindestens vier Sekunden geht der Motor automatisch aus, springt beim Loslassen der Bremse wieder an. Klingt verletzungsanfällig – ist es auch.

Audi A2 3L: tolles Karosseriekonzept, aber anfällige Technik

Genau wie beim Lupo ruckelt beim Audi das automatisierte Getriebe, es sind Störungen an der Hydraulik des Getriebes aktenkundig, die Schaltung und Kupplung betätigt. Im AUTO BILD-Kummerkasten sind auch die Macken des Motörchens verzeichnet: Lagerschäden der Kurbelwelle, defekte Nockenwellen, zerstörte Turbolader – alles schon da gewesen. Auch die Tandempumpe für Öl und Unterdruck macht gelegentlich Kummer. Also vieles wie beim Lupo. Wegen seiner zickenden Technik ist der Drei-Liter-Audi keine Empfehlung, der A2 an sich schon. AUTO BILD-Urteil: bedingt empfehlenswert

Das Rüsselsheimer Sparwunder: Opel Astra Eco 4 1.7 DTI

Opel Astra Eco 4 1.7 DTI
Man sieht dem unscheinbaren Astra G nicht an, dass er nur 4,8 Liter verbraucht.
Bild: Holger Schaper
Das war wirklich ein kluger Schachzug von Opel. Als VW Lob für das erste Drei-Liter-Auto namens Lupo 3L einheimste, zogen die Rüsselsheimer forsch nach, brachten das Vier-Liter-Auto, das aber zwei Nummern größer war. Sein Name: Opel Astra Eco 4 1.7 DTI. Besondere Kennzeichen: keine. Mit 15.600 Euro kostete der Öko-Astra nur unwesentlich mehr als der Spar-Lupo, bot dafür aber fünf Türen und Platz für eine ganze Familie. Das Spar-Rezept: Kunststoff, Alu und Magnesium verringern das Gewicht um 100 Kilogramm; außerdem sorgen Heckspoiler und verkleideter Unterboden für einen geringeren Luftwiderstand. So begnügte sich der Astra mit seinen 75 Diesel-PS im Test mit 4,8 Litern. Allerdings hat der Geiz-Astra auch einige Mängel: Probleme mit dem Zahnriemen sind bekannt, auch Defekte an der Einspritzanlage sowie an den Spurstangen und Traggelenken der Vorderachse.
Platz für fünf Personen und nur 4,8 Liter Diesel im Schnitt – der Astra Eco 4 ist ein echter Geheimtipp. Erst recht, wenn er aus erster Hand ist und weniger als 100.000 km runter hat. AUTO BILD-Urteil: sehr empfehlenswert
Im zweiten Teil des AUTO BILD-Eco-Tests lesen Sie, ob gebrauchte Hybridautos ein guter Kauf sind. Und: die Öko-Autos der 80er und 90er Jahre.
Andreas May

Fazit

Wer sparen will, muss rechnen können. Entscheidend ist nicht der Verbrauch, sondern erstens der Anschaffungspreis und zweitens der Unterhalt. Hier liegen die teuren und anfälligen Lupo und A2 mit Drei-Liter-Technik hinten. Hybride sind rar, die Preise happig. Mein Tipp: der Astra Eco 4. Sieht zwar nicht sehr sexy aus, ist aber günstig in der Anschaffung und fährt solide. Und ein Elektromobil? Für Idealisten, die täglich zehn Kilometer zur Arbeit fahren, ganz okay. Für alle anderen nicht.