Kleinwagen-Suche in Deutschland zur Krisenzeit – es geht zu wie damals im DDR-Kaufhaus: "Nee, keene Bananen haben wir oben, hier haben wir keene Perlonstrumpfhosen." AUTO BILD hat bei fünf Händlern nachgefragt, auf der Suche nach einem gebrauchten Toyota Aygo, Citroën C1 oder Peugeot 107. Resultat: "Ist gerade aus." Deutschland spart sich gesund, das gilt auch beim Autokauf. Kleine Kisten sind heiß begehrt, ganz egal, dass einige von ihnen gebraucht gerade weit über Schwacke-Liste gehandelt werden. Das Beispiel liefert Händler Nummer sechs. Bei ihm fanden wir einen Toyota Aygo. Baujahr Dezember 2005, 45.000 km auf der Uhr, fünftürig, Metallic-Lack, Klimaanlage. Neu hat er 11.600 Euro gekostet, Schwacke taxiert den Verkaufspreis auf 6750 Euro, 7500 Euro will der Händler. Wenn es Gewinner der Krise gibt, dann haben sie ein Motörchen unter der Haube und die eingebaute Garantie, in jede Parklücke zu passen. AUTO BILD hat sich sieben Zwerge vorgeknöpft, alle um die drei Jahre alt, alle zwischen 54 und 68 PS stark. Der Billigste kostet 3750 Euro, der Teuerste das Doppelte. Was taugen diese Typen eigentlich gebraucht? Lesen Sie mal, worauf Sie beim Kauf achten sollten!

Toyota Aygo: spritziger Dreizylinder, schlampige Rostvorsorge

Toyota Aygo
In der City spielt der Aygo seine Trümpfe aus. Sein Leichtmetall-Vierventiler mit 68 PS stammt von Daihatsu, ist eine Weiterentwicklung bewährter Technik. Anstatt eines Zahnriemens (wie bei Daihatsu) werden die Nockenwellen hier von einer wartungsfreien Steuerkette angetrieben. Der Motor ist drehfreudig und kultiviert, seine flotten Fahrleistungen sind zusammen mit dem agilen Fahrwerk eine Freude. Und er gilt als solide: Käufer von Aygo & Co müssen keine mechanischen Probleme fürchten, dürfen sich aber auf einen niedrigen Verbrauch freuen: 5,8 Liter Super im Schnitt, mehr nicht. Unser Testwagen ist aus dem Baujahr 2005, hat einen Einliter-Dreizylinder mit 68 PS und fünf Türen. Der silberne Lack geht leicht ins Bläuliche, als Zubehör wählte der Erstbesitzer Türen hinten sowie Klimaanlage. 7500 Euro will der Händler und liegt damit elf Prozent über dem von EurotaxSchwacke errechneten Verkaufspreis. Serienmäßig an Bord sind sechs Airbags, ABS, Servolenkung und ein höhenverstellbares Lenkrad. Der 3,41-Meter-Zwerg rollt seit Anfang 2005 mit seinen französischen Brüdern Citroën C1 und Peugeot 107 im tschechischen Kolin vom Band.

Das große Problem bei Aygo, C1 und 107: schlechter Rostschutz

Wer wissen will, wo die großen Probleme von Aygo, C1 und 107 in Zukunft sind, sollte mal von unten schauen. Wir vermissen einen ausreichenden Korrosionsschutz. Vor allem an den Stellen, an denen der Knirps mit dem Montageband verbunden ist, wurde gespart. Das Ergebnis wird schnell sichtbar: Flugrost. Spärlicher Unterbodenschutz, Spalten und Hohlräume ohne Steinschlagschutz, Schweller teilweise ohne Hohlraumversiegelung sind ein Problem. Im Kummerkasten gibt es Klagen über Wassereinbrüche aufgrund schlaffer Türdichtungen und schwankende Lackqualität.
Fazit: Toyota Aygo, Citroën C1 und Peugeot 107 sind gebraucht heiß begehrt. Völlig zu Recht. Die Knirpse sind bis auf mangelhaften Rostschutz gut. Aber die Preise sind gesalzen, da wird manch (neuer) Reimport interessant. AUTO BILD-Urteil: sehr empfehlenswert.

VW Fox

Auf den Wolf (Lupo) folgte 2005 der Fuchs (Fox): VW lässt seinen Kleinstwagen in Brasilien fertigen, meist mit dem 55 PS starken 1,2-Liter-Dreizylinder. Der nimmt 6,4 Liter Super – aber ganz so super läuft er nicht immer. Im AUTO BILD-Kummerkasten klagen Fox-Fahrer über Zündaussetzer und Leistungsverlust. Dann ist meist ein neuer Zylinderkopf fällig. Und auch bei der Verarbeitung erreicht der Fox längst nicht das VW-Niveau. An Anbauteilen blättert bereits in jungen Jahren der Lack ab, in der kargen Plastiklandschaft des Innenraums klappert immer irgendwas. Aber der Fox hat auch gute Seiten: Das große Platzangebot im Fond, die hohe Sitzposition, den riesigen Kofferraum. Mit 260 Litern ist der nur um zehn Liter kleiner als der des Polo.
Fazit: Hohe Sitzposition, für einen Kleinstwagen massig viel Platz, aber leider auch jede Menge Hartplastik und manchmal Motorenprobleme. Der Fox ist ein Auto für Puristen, aber als Stadtfloh kein schlechter Tipp. AUTO BILD-Urteil: empfehlenswert.

Ford Ka: im Alter eine Katastrophe

Ford Ka
Herrje, wo sollen wir bloß anfangen? Der erste Ford Ka (1996-2008) ist im TÜV-Report 2009 der Letzte – letzter Platz bei den elfjährigen Autos. Warum? Weil er schon nach fünf Jahren zu rosten beginnt, weil die Vorderachse schnell verschleißt, defekte Antriebswellen weit verbreitet sind. Der TÜV findet schon nach drei Jahren marode Bremsschläuche, und obwohl die Kölner Knutschkugel vorwiegend in der Stadt im Einsatz ist, sind rostige Bremsscheiben keine Seltenheit. Äußerlich wird der Ka-Verfall an den Kunststoff-Stoßfängern feststellbar: Die Sonne macht aus Schwarz schnell Hellgrau. Für den Motor gilt Folgendes: Der uralte 1,3-Liter-Vierzylinder aus den 60ern (Endura E) ist zwar robust, aber laut. Und beim Ka-Kauf gilt: je jünger, desto weniger schlecht.
Fazit: Darf man den Ka empfehlen? Ja, aber nur, wenn er noch ganz jung ist. Dass der Mini-Ford der günstigste Vertreter der gebrauchten Zwerge ist, hat einen Grund: Im Alter wird er anfällig. Und das geht ins Geld. AUTO BILD-Urteil: nicht empfehlenswert.

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Andreas May

Fazit

Welchen der sieben Kleinwagen sind ohne Wenn und Aber zu empfehlen? Auf keinen Fall den Ford Ka. Der macht viel Kummer, besonders im Alter. Auch der Renault Twingo ist mit Vorsicht zu genießen, die Asiaten von Daihatsu und Chevrolet sind einfach zu klein, die Vertreter aus tschechischer Produktion (Aygo, C1 und 107) sind zwar gut, aber sehr teuer. Bleiben nur zwei: Der Fox macht einen erwachsenen Eindruck, der Panda ist erwachsen. Er überzeugte im AUTO BILD-Dauertest, und er bietet den meisten Platz.