Der knuffige Kölner mit den großen Augen und den länglichen Rückleuchten firmiert unter der Bezeichnung Kleinwagen. Ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass Klärungsbedarf besteht. Da wären die Maße des Ford Fiesta, Typ JH1, gebaut von November 2001 bis September 2008. 3,92 Meter in der Länge misst er, 1,68 Meter in der Breite. Kleinwagen? Fiesta, du untertreibst! Ende der 70er fuhren Väter ihre Familien im Ford Escort spazieren, der war um einen Schokoriegel länger, dafür durften die Passagiere bei einer Breite von 1,56 Metern nur wenig Hüftspeck haben. Aber das ist Geschichte. Geschichte ist auch der Ford Fiesta, Typ JH1. Seit wenigen Wochen steht der neue Fiesta bei den Händlern, sein Vorgänger wird immer günstiger. Dabei kostete der Fiesta schon immer weniger als die Konkurrenz von VW (Polo) und Opel (Corsa).

Beim TÜV schneidet der Fiesta weit besser ab als Polo und Corsa

Ford Fiesta
Die Optik des von 2001 bis 2008 gebauten Fiesta ist nicht gerade atemberaubend, dafür ist er zuverlässig und grundsolide.
Aber er war keineswegs schlechter – der AUTO BILD TÜV-Report 2008 liefert die Beweise. Platz 13 bei der ersten Hauptuntersuchung für den Fiesta, erst auf Rang 45 kommt der Corsa, an 61. Stelle der Polo. Das war früher mal ganz anders. Der Fiesta vor 2001 war manchmal ein richtiges Fiasko. Rost an tragenden Teilen, korrodierte Bremsleitungen, auweia! Mit Typ JH1 schaffte Ford die Wende. Rein äußerlich wirkt der Fiesta wie ein geschrumpfter Focus, er hat Platz für vier Erwachsene und 284 Liter Kofferraumvolumen. So muss die Linie der Vernunft aussehen. Vernünftig ist es auch, sich nach einem gebrauchten Fiesta umzusehen. Denn in der Regel waren diese Autos Zweitwagen oder in Rentnerhand, haben wenig gelaufen.

Attraktive Sondermodelle

Und wenn nicht gerade ein anfälliger Diesel mit empfindlichem Turbolader unter der Haube steckt, kann wenig schiefgehen. Die Linie der Vernunft hat Ford übrigens auch bei der Preispolitik selten verlassen. Es gibt unzählige Sondermodelle wie den Fiesta Viva X, Finesse 100 oder auch "We will rock you". Die haben alles an Bord, was nötig ist. Und verzichten auf eitlen Schnickschnack. Sehr vernünftig.

Beliebt: gebrauchte Kleinwagen

Unser Test-Fiesta hat einen 1,3 Liter starken Benziner mit 60 PS unter der Haube, ist Baujahr Januar 2005 und hat 35.500 Kilometer auf der Uhr. Sondermodell Viva X, Dunkelgrau-Metallic, drei Türen, Kassettenradio und Klimaanlage. Für 6999 Euro steht er beim Ford-Händler. Und der Verkäufer ist optimistisch: "Solche Autos gehen schnell weg." Was auffällt: Viel hässliches Hartplastik im Inneren, hier hat Ford mit der Wohlfühlqualität geknausert. Der Händler hat die Flächen mit schwarzer Paste blank poliert, igitt! Dafür gibt’s viel Platz: Vier Erwachsene reisen, ohne Genickstarre zu bekommen. Gepflegt ist der Ford auch noch: Aschenbecher und Zigarettenanzünder sind unbenutzt, der Kofferraum sieht aus wie fabrikfrisch.

Der Fiesta fährt sich handlich und knackig

Ford Fiesta
Das Cockpit: übersichtlich, leicht bedienbar, einfach zu reinigen. Der Polo (Typ 9N) macht jedoch einen wertigeren Eindruck.
Der Fahrspass ist zwiespältig. Einerseits das knackige Fahrwerk: Der Fiesta liebt Kurven, liegt straff auf der Fahrbahn. Dann das mickrige Motörchen. 60 PS haben mit 1,1 Tonnen Gewicht arg zu kämpfen. So motorisiert, will der kleine Kölner öfter geschaltet werden, um auf Touren zu bleiben. Wer in der Stadt fährt, kann damit leben. Wer öfter über Land unterwegs ist, sollte 80 PS nehmen. Der Fiesta ist ein vitaler Typ – seinen Konkurrenten rennt er davon, keiner geht in dieser Klasse besser ums Eck. Die Qualität ist im Vergleich zum Vorgänger und auch zur Konkurrenz sehr gut, bescheinigt der TÜV. Und die Preise sind niedrig. Einen vier Jahre alten 80-PS-Fiesta gibt's für 6000 Euro. Ein vergleichbarer Polo kostet gut und gerne einen Tausender mehr. Das macht Ärger: Auf Knopfdruck geht der Kofferraumdeckel nicht auf, immer ist der Schlüssel nötig. Oft klappert es im Fiesta-Innenraum, die Diesel sind anfällig, mitunter brennt eine Kopfdichtung durch. 2002 gab es Ärger mit defekten Lambdasonden.

Fazit von AUTO BILD-Gebrauchtwagenexperte Andreas May

Der Fiesta macht Laune. Nicht, dass er herzzerreißend schön ist. Er ist herzerwärmend zuverlässig, grundsolide. Und das ist es, was Gebrauchtkäufer interessiert. Mein Tipp: Ein 80-PS-Benziner aus erster Hand, gepflegt und mit wenig Kilometern. Der macht auch in ein paar Jahren noch Laune.

Das Ford Fiesta-Dossier enthält viele Versionen, Ausstattungen, Motoren und alle Erfahrungen und Testergebnisse, die wir mit der Kölner Kleinwagenklasse in den vergangenen Jahren gesammelt haben. Jetzt als PDF downloaden.


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