War das eine tolle Zeit, damals 1990. Als ich zum ersten Mal nach dem Fall der Mauer mit dem Toyota Corolla Coupé unterwegs war. Zwar sammelte ich meine ersten Erfahrungen mit dem Japaner lediglich auf dem Beifahrersitz während einer Dorfrallye, doch die sechs Wertungsprüfungen werden mir immer in Erinnerung bleiben. Als Führerschein- und Rallye-Neuling hatte ich bis dahin nichts Schnelleres und Beindruckenderes auf vier Rädern erlebt. Gut, das ist nicht weiter problematisch, wenn das Fahrschulauto Trabant hieß. Doch dieser Corolla war auch sechs Jahre nach seiner Vorstellung immer noch einer der absoluten Spaßmacher auf vier Rädern. Verantwortlich dafür zeichnet das Konzept aus geringem Gewicht, Hinterradantrieb und einem drehfreudigen Motor.
Toyota  Corolla Coupé GT AE 86 (1984)
955 Kilogramm Leergewicht und ein munter angasender 1,6-Liter-Vierventiler mit 124 PS: Toyota Corolla Coupé GT AE86.
Bild: Ronald Sassen
Beim Corolla GT waren das in Zahlen 955 Kilogramm Leergewicht und ein munter angasender 1,6-Liter-Vierventiler mit 124 PS. Elektronische Fahrhilfen glänzten mit völliger Abwesenheit, dank Hinterachssperrdifferenzial ging’s mit leichtem Übersteuern und einem breiten Grinsen um jedes Eck. An diese Tradition will Toyota mit dem neuen Auto anknüpfen. Auch der GT 86 versorgt seine Hinterräder mit der Kraft der hohen Drehzahl und gleitet dank Sperre gern in den Drift ab – genau die richtigen Zutaten also für freudige Momente hinterm Volant. Auch die Ziffer 86 ziert beide – was allerdings reiner Zufall ist. Denn während die 8 beim alten Modell für die fünfte Generation des Corolla steht und die 6 die Variante innerhalb dieser Generation beziffert, also lediglich eine interne Baureihenbezeichnung darstellt, bedeutet die 86 beim aktuellen Coupé etwas völlig anderes.
Die zwei Ziffern geben hier das quadratische Bohrung-Hub-Verhältnis des Vier­zylinders in Millimetern an, sprich 86,0 x 86,0. Das hat bei den Toyota-Sportmotoren Tradition, siehe Ce­lica und MR2. Doch nun gilt es, die spannende Frage zu klären: Wie viel Sportsgeist steckt in den beiden Modellen? Steigen wir zunächst in den Co­rolla ein. Als VW noch eifrig am 16V für den GTI entwickelte, sorgte die Vierventiltechnik bereits seit mehr als zwei Jahren für ein gestei­gertes Drehzahl-, Leistungs- und Fahrspaßniveau in japanischen Autos. So auch im Corolla Coupé GT, der mit 124 PS aus einem 1,6-Liter-Vierzylinder zu den deutschen Händlern kam. Erst bei 5200 Touren liegt das maximale Drehmoment (142 Newtonmeter) an, bis 7600 Touren lassen sich die Gänge ausdrehen. Die 0 auf 100 macht er in 8,9 Sekunden.
Toyota  GT 86 Aero-Kit (2013)
Das 1400-Euro-Aero-Paket für den Toyota GT 86: mächtiger Heckflügel, Frontspoiler und Schwellerleisten.
Bild: Ronald Sassen
Der neue GT 86 kann das nur 1,5 Sekunden schneller. Bereits beim Einstieg in den GT86 fällt die tiefe Sitzpostion auf. Man spricht von den niedrigsten Sitzen in diesem Segment. Die haben ihren Grund, denn ein niedriger Schwerpunkt bedeutet hohes Kurventalent. Unter der Haube jubelt ein Vierzylinder-Boxer 200 PS aus zwei Liter Hubraum. Für das Design des GT 86 stand der 2000 GT aus dem Jahre 1967 Pate. Der tief platzierte Kühlergrill und der durchdringende Scheinwerferblick betonen die Sportlichkeit des GT 86. Wer noch dicker auftragen will, kann das am Testwagen montierte Aero-Paket für 1400 Euro ordern – mit mächtigem Heckflügel, Frontspoiler und Schwellerleisten. Wie macht sich der Altersunterschied nun auf der Strecke bemerkbar? Dies erfahren Sie oben in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel gibt's auch im Online-Heftarchiv als pdf-Download.
Guido Naumann

Fazit

Zwischen AE 86 und GT 86 liegen fast 30 Jahre – und das merkt man beim Fahren. Der Oldie mit kantiger Karosserie und rassigem Vierventiler kommt auf der Piste gegen den Aerodynamiker mit Boxermotor nicht an. Beiden ist jedoch eines gemein: der herzhafte Fahrspaß.