Nein, Herzrasen verursachen sie nicht. Schon gar nicht schweißnasse Hände oder schlaflose Nächte. Wahrscheinlich fallen Hyundai i40 und Skoda Superb selbst verbeamteten Buchhaltern nicht genug auf. Kurzum: Selten waren zwei Autos so introvertiert, so lifestyleunverdächtig wie diese beiden Limousinen. Das ist durchaus Kalkül. Marketing-Sprüche wie emotionales Design, Premium-Blabla und überteuerte Preise überlassen Hyundai und Skoda gern Audi, BMW und Mercedes. Stattdessen setzen beide Marken auf Funktion und ein gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Skoda Superb
Üppig: In der zweiten Reihe des Skoda Super gibt es mehr Platz als in der langen S-Klasse.
Mit Erfolg, die Tschechen wie die Koreaner gehören auf dem schrumpfenden europäischen Markt zu den großen Gewinnern. Skoda hat im ersten Halbjahr ein Plus von 8,4 Prozent eingefahren und fast eine halbe Million Neuwagen verkauft, Hyundai konnte sich im gleichen Zeitraum sogar um 15 Prozent auf 233.043 Autos verbessern. Was kaum verwundert, wenn man sich näher mit i40 und Superb beschäftigt. Im Hyundai etwa haben auf einer Länge von 4,74 Metern fünf Personen und Gepäck bequem Platz – selbst wenn die flache Dachlinie im Fond Kopffreiheit kostet. Seinen Meister findet der i40 aber im Superb. Denn der Skoda bietet im Fond mehr Platz als eine lange Mercedes S-Klasse, und sein Kofferraum ist bequem über eine große Heckklappe zu beladen. Dafür kontert der i40 bei der Gestaltung des Cockpits. Während der Superb mit Holzimitat und harten Kunststoffen so aufregend wie eine böhmische Schrankwand wirkt, weht im Koreaner frischer Wind.
Hyundai i40
Überzeugende Vorstellung: Qualität und Haptik des i40-Cockpits übertreffen mittlerweile Ford, Opel und Co.
Futuristisch gezeichnet, fein verarbeitet – das Cockpit des Hyundai kommt gut an. Zumal die im i40 verwendeten Kunststoffe sich längst hochwertiger anfühlen als bei Opel, Ford und Co. Der hochauflösende Navi-Bildschirm würde selbst in einem Audi nicht unangenehm auffallen. Mit seinem Antrieb setzt sich der Hyundai ebenfalls gut in Szene. Sein laufruhiger Motor bleibt leise, im Zwischensprint hängt der i40 den Superb dank des kürzer übersetzten Getriebes locker ab. Lediglich das etwas kratzige Getriebe kommt noch nicht an den europäischen Standard heran. Der Zweiliter-Diesel im Skoda gehört zu den besten Antrieben in der Mittelklasse und gefällt durch niedrigen Verbrauch bei ordentlichen Fahrleistungen. Einen Vorsprung fährt der Superb bei der Fahrwerkauslegung heraus. Obwohl er recht straff abgestimmt ist, bietet er insgesamt den deutlich besseren Komfort als der i40 – der auf groben Unebenheiten manchmal schon bei Landstraßentempo an der Hinterachse aufsetzt. Im Alltag nicht dramatisch, wird hier trotzdem ein deutlicher Qualitätsunterschied in der technischen Feinarbeit spürbar. Auch fahrdynamisch deklassiert der Skoda den Hyundai. Wo der Koreaner untersteuernd nervt und von seinem ruppigen ESP wieder auf Kurs geschubst wird, ist der Superb fast nicht aus der Ruhe zu bringen. Selbst wenn der Fahrer zu flott unterwegs war, hält der fein regelnde Schleuderschutz den Tschechen auf Kurs. Unterm Strich gewinnt der Skoda souverän gegen den Hyundai – 17 Punkte Vorsprung in der Eigenschaftswertung sprechen eine deutliche Sprache. Kein Ergebnis aber, bei dem sich Skoda zurücklehnen könnte, dafür ist der Hyundai viel zu gut geworden. Im Alltag fährt er nur um Nuancen schlechter als der Superb – zumal der i40 mit serienmäßiger Vollausstattung (unter anderem Xenonscheinwerfer, Klimaautomatik und Leder) sowie fünfjähriger Garantie punkten kann. Das verursacht sicherlich kein Herzrasen – aber ein zufriedenes Grinsen beim Fahrer. Kleiner Tipp: Seien Sie doch einfach mal vernünftig!Den kompletten Artikel gibt's im Online-Heftarchiv als PDF-Download.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Die i40-Limousine zeigt: Hyundai hat in Rekordzeit zu den Europäern aufgeholt. Der Koreaner bietet viel Platz, überzeugt mit einem leisen, kräftigen Diesel und bleibt trotz Vollausstattung preiswert. Dennoch gewinnt der Skoda den Vergleich – weil der Superb alles noch ein wenig besser kann. Bei diesen Qualitäten macht Vernunft Spaß.