Kia traut sich was. Es ist ja nun wirklich nicht so, dass der Soul in seiner ersten Auflage in Deutschland ein Riesenerfolg gewesen wäre. Ganze 352 Exemplare gingen laut Kraftfahrt-Bundesamt die letzten sechs Monate an die Käufer. Trotzdem: Der Soul II, der auf dem Genfer Salon 2014 Europapremiere feierte und ab jetzt verkauft wird, bleibt sich treu. Er trägt wieder Ecken und Kanten, stemmt sich damit konsequent gegen die weiche Welle anderer SUV- oder Crossover-Modelle.

Der SX4 S-Cross könnte auch von Mazda oder Nissan sein

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Soul und SX4 S-Cross im Vergleich

Auf der schwimmt Suzukis SX4 S-Cross. Seit über einem halben Jahr trägt er modische SUV-Kleider. Sanft geschwungen und gefällig, aber nicht gerade das, was man unverwechselbar nennt. Dieser Typ könnte auch von Mazda oder Nissan stammen. Trotzdem: 2531 Deutsche konnten sich seit September 2013 für den runden Suzuki begeistern.  Einheitsbrei ist eben bekömmlich. Zumindest wenn er gut gewürzt und nicht zu teuer ist. Suzuki mixte uns einen Testwagen in der All-inclusive-Variante "Comfort+" mit 120 PS starkem 1,6-Liter-Dieselmotor. Preis inklusive Allradantrieb: 28.990 Euro (ohne: 27.290). Viel Geld für das 4,30-Meter-SÜVchen. Die andere Seite ist seine komplette Ausstattung, die weit über den Durchschnitt hinausragt. Klimaautomatik, Panoramadach, Navigationssystem, Soundsystem, 17-Zoll-Aluräder, Bi-Xenon-Scheinwerfer und so weiter und so weiter. Hier ist viel drum und dran, was anderswo extra kostet.
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Im neuen Kia Soul soll die junge Zielgruppe Spaß haben

Kia Soul
Jukebox auf Rädern: Der Kia Soul fällt nicht nur mit seiner Optik auf, auch innen steckt reichlich Musik.
Nun wäre Kia nicht Kia, wenn der Soul als ärmliche Kiste daherkäme. Er tritt als "Spirit" mit 1,6-Liter-Diesel und 128 PS an. Dank P1-Paket "Navigation und Sound" ist er ähnlich üppig ausstaffiert, kostet 26.280 Euro. Mit Panoramadach werden 28.170 Euro fällig. Allradantrieb gibt es für ihn nicht. Kia als billiger Jakob? Das war einmal. Das gilt aber auch für die Qualität. Nichts wirkt hier billig. Hochwertige Kunststoffe, die gut aussehen und sich angenehm anfühlen. Selbst Kleinigkeiten, wie satt ins Schloss fallende Türen, wecken Vertrauen. Bunte, im Rhythmus der Musik blinkende Lichter im Innenraum senden der anvisierten Lieblings-Kundschaft ein Locksignal: Junge Leute, greift zu, der Soul ist eine Jukebox auf Rädern. Und mit dem Infinity-Soundsystem könnt ihr ordentlich Lärm machen. Derart laute Töne sind dem Suzi fremd. Lichtorgeln und Lärmorgien gibt's hier nicht. Der SX4 S-Cross ist konservativer und einfacher gestrickt. Selbst wenn die Sitze mit Leder bezogen sind (Serie im Comfort+), verströmt er den Charme des abwaschbaren.
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Die Türen klingen beim Schließen blechern, die Kunststoffe wirken, als hätte sie ein Chemiker bereits vor zehn Jahren angerührt. Sachlich okay. Schön? Geschmackssache. Auf jeden Fall fährt der SX4 S-Cross ordentlich, die Sitze sind bequem, da scheppert nix, der Diesel tritt kräftig an, brummt nicht zu laut. Alles irgendwie gewohnt, so wie man sich einen braven SUV eben vorstellt. Da lauern keine Überraschungen in Form eines unsicheren Fahrverhaltens oder schlechter Bremsen.

Das Fahrwerk verträgt bei beiden noch Feintuning

Kia Soul Suzuki SX4
Da geht noch mehr: Sowohl Kia Soul als Suzuki SX4 könnten in Sachen Fahrwerk Feinschliff vertragen.
Und er federt sogar angenehm, schaukelt seine Passagiere auf der weichen Welle gemütlich über fast alle Wege – seine Form deutete es ja schon irgendwie an. Der neue Kia Soul schlägt einen anderen Weg ein. Er steht auf der überarbeiteten Plattform des Erfolgsmodells cee'd, benimmt sich auch genauso brav, nur ein wenig strammer gefedert. In Kurven neigt er für einen Hochsitzer recht wenig, die Lenkung, nun direkter abgestimmt, vermittelt mehr Gefühl für die Straße als bei Kia gewohnt. Überrascht wurden wir von der effektiven Geräuschdämmung des Soul. Hier dringen noch weniger störende Töne durch als im Suzuki. Und auch bei der Schaltung sehen wir leichte Vorteile für Kia, die Gänge gehen fast von allein rein. Was beiden Wagen dagegen nicht so gut gelingt, ist die Beinarbeit beim Überrollen von Schlaglöchern oder Asphaltflicken. Da rumpelt es im Karton, die Passagiere werden in beiden Autos gut geschüttelt.
Dass dies auch im Suzuki so ist, zeigt vor allem eines: Eine weichere Federung sorgt nicht auf allen Wegen für mehr Ruhe. Um kleine Unebenheiten wirksam auszumerzen, bedarf es einer sehr feinen, teuren und zeitaufwendigen Abstimmarbeit im Fahrwerk. Da gab's bei beiden Firmen wohl nicht genug Zeit und Geld in der Kasse. Aber es ist eben wie so oft im Leben: Wo Licht strahlt, fällt Schatten. Wer ein komplett ausgestattetes SUV für unter 30.000 Euro will, muss eben auch verzichten können ? und zwar im Suzuki auf ein klein wenig mehr als im Kia.

Von

Andreas Borchmann