Ladekabel fürs E-Auto: Technik, Länge, Dicke, Unterschiede, Kaufberatung
So finden Sie das richtige Ladekabel für Ihr Elektroauto
Fünf beliebte E-Autos und ihr Ladesystem
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E-Autos von Tesla sollen künftig ohne Ladekabel ausgeliefert werden. Wer braucht für sein Elektroauto solch ein Extra-Ladekabel – und welches? Tatsächlich kommt es auf die Nutzung an. So finden Sie das richtige Kabel!
Bild: AUTO BILD
Inhaltsverzeichnis
- Kaum ein E-Auto hat ab Werk ein Ladekabel an Bord
- Schuko, Typ 2, CCS – diese Lademöglichkeiten fürs E-Auto gibt es
- Diese Option bietet Tesla seinen Kunden
- Wie lang sollte das E-Auto-Ladekabel sein, welche Form ist günstig?
- Leistungsverlust beim Ladekabel
- Welches Ladekabel wo einsetzen?
- Universal-Ladekabel für verschiedene Formate
- Was taugen Billigkabel für E-Autos?
Handys, Laptops, Rasierapparate – das Ladekabel gehört dazu. Bei Elektroautos ist das nicht immer so: Gerade hat Tesla-Chef Elon Musk angekündigt, seine Autos nicht mehr mit Ladekabel auszustatten. Bisher war der "Mobile Connector" in jedem neuen Tesla, ob Model S, Model X oder Model 3, als Basisausstattung an Bord.
Beliebte E-Auto-Ladekabel
"Die Nutzung war laut Statistik so gering, dass die Ausstattung als Verschwendung erschien", stellte Musk auf seinem Lieblingskanal Twitter fest. Die meisten Kunden würden über Wallbox oder Supercharger ihr E-Auto laden. Als Zugeständnis kündigte Musk an, den Connector nun günstiger anzubieten, für 200 US-Dollar. Derzeit kostet das Kabel in Deutschland 340 Euro – zuzüglich der passenden Anschluss-Stücke für jeweils 40 bis 50 Euro. Auf eine Anfrage von AUTO BILD hat sich Tesla dazu bislang nicht geäußert.
Tatsächlich ist Tesla mit der Zurückhaltung beim Mitliefern von Ladekabeln nicht allein: Kaum ein Hersteller stattet seine E-Autos ab Werk mit sämtlichen Ladekabeln und -adaptern aus. Wer sein Elektroauto – regelmäßig oder im Notfall – an einer fremden Stromquelle laden muss, sollte sich daher rechtzeitig informieren, was geht und welche Kabel und Stecker passen.
Wie schnell und effizient ein E-Auto lädt, hängt von drei Faktoren ab: Lademöglichkeit, Ladesystem im Auto und die Kabel-Stecker-Kombinationen. Klingt simpel, der Teufel kann bei der E-Mobilität aber im Detail stecken. Beispiel: Wenn die Wallbox in der Tiefgarage ungünstig angebracht wurde, könnte das Ladekabel für manche Autotypen zu kurz sein. Dann führt kein Weg daran vorbei, sich ein zusätzliches, längeres Ladekabel aus dem Zubehörhandel zuzulegen. Dazu später mehr.
Die naheliegendste Lademöglichkeit ist die Haushaltssteckdose mit Mode-2-Kabel. Professioneller funktioniert die heimische Wallbox mit Mode-3-Kabel und Typ-2-Stecker (alle Steckertypen im Überblick). Schnell, aber auch teuer sind Wallboxen mit 11 oder 22 kW Leistung. Noch schneller geht es an öffentlichen Ladepunkten, die über das Mode-3-Kabel den Strom mit bis zu 43 kW zur Verfügung stellen.

Öffentliche Ladesäulen haben Typ-2-Steckdosen, für die das Kabel vom Autohersteller mitgeliefert wird.
Bild: DPA
Die Ladekönige sind E-Autos mit Gleichstrom-Ladern (DC) an Bord – sie können an CCS-Schnellladern Strom tanken. Anders als die üblichen Typ-2-Stecker ist zum Laden mit DC ein CCS- oder CHAdeMO-Anschluss nötig. Diese Systeme laden den Akku derzeit mit bis zu 270 kW in 30 bis 45 Minuten zu 80 Prozent auf. Der Strom fließt dabei durch gut daumendicke Kabel. Die sind meist direkt mit der Station verbunden und müssen nicht im Kofferraum liegen.
Bei Tesla heißen die Schnellladesäulen "Supercharger", jedes Elektroauto von Tesla hat dafür ab Werk einen Anschluss. Neuerdings können Tesla-Fahrer zusätzlich eine CCS-Ladedose im Auto installieren lassen, dann sind auch die konventionellen CCS-Schnellladesäulen zugänglich. Im Tesla-Shop kostet sie inklusive Installation 249 Euro.
Der "Mobile Connector", Universal-Stecker für Tesla, ist nur noch gegen 340 Euro Aufpreis erhältlich.
Wie lang sollte die Strippe fürs E-Auto sein? Und welche Form sollte sie haben? Glatt oder spiralförmig? Das ist gar nicht so einfach, wie es anfänglich klingt. Kurze Kabel sind leicht und verschwenden keinen Platz im Kofferraum. Spiralkabel hängen nicht am Boden, werden also nicht so schnell schmutzig.

Vor- und Nachteile: Glatte Kabel wie dieses sind vielseitig. Sie liegen aber oft am Boden im Dreck.
Bild: Christoph Boerries
Aber sie können schnell zu kurz werden, zum Beispiel wenn die Ladesäule zugeparkt ist oder das E-Auto nicht gewendet werden kann – und die Ladedose am Ende auf der Fahrzeugseite liegt, die sich gegenüber der Ladesäule befindet.
Dann hilft ein extralanges Ladekabel. Der Nachteil: Lange Leitungen sind schwer, sperrig und teurer. Schlimmer noch: Wegen des größeren elektrischen Widerstands steigt mit der Kabellänge der Ladeverlust.
Ein 32-Ampere-Kabel hat einen Querschnitt von sechs Quadratmillimetern je Phase. Dabei entsteht pro Meter Kabellänge ein Verlust von ca. drei Watt. Bei dreiphasigen Kabeln gehen also neun Watt verloren.
Macht bei einem fünf Meter langen Ladekabel 45 Watt Verlustleistung – also etwa so, als würde während des gesamten Ladevorgangs eine mittelstarke Glühlampe mitbrennen. Das würde man sich (und der Umwelt) gern ersparen. (E-Auto laden: Preisübersicht für Deutschland und Europa)
Darum: Wer zu Hause lädt, der sollte das Kabel so kurz wie möglich wählen. Für den mobilen Einsatz empfiehlt sich die Faustformel: Breite plus Länge des Autos gleich Kabel-Mindestmaß.
Für einen Smart EQ reicht in der Regel ein Vier-Meter-Kabel, bei einem Tesla Model X sollte es dagegen fast doppelt so lang sein. "Im Markt sind Kabellängen von vier über 7,5 bis zu zehn Metern üblich", sagt Rüdiger Vogel vom Branchenprimus Mennekes.

Spiralkabel können in der Luft hängen und werden dabei nicht schmutzig. Sie sind aber eher selten.
Bild: Sven Krieger
Bleibt die Frage nach der Form: Spirale oder glattes Kabel? Letzteres lässt sich leichter am und ums Auto herum verlegen, landet dafür aber gern im Dreck. Spiralkabel ziehen sich immer auf ihr kleinstes Packmaß zusammen und lassen sich in der Luft verlegen.
Allerdings können sie den Lack und Anbauteile des Autos gefährden. "Außerdem verbrauchen sie mehr Material, sind darum teurer und haben höhere Widerstände", so Mennekes-Mann Vogel. Auf dem Markt verlieren sie momentan an Bedeutung.
Wer häufig an anderen Stromquellen auflädt, würde sich einen Passepartout wünschen, ein Universal-Ladekabel mit mehreren Adaptern. Für alle Fabrikate eignet sich der Juice Booster, der offiziell als mobile Ladestation vermarktet wird: Der Schweizer Hersteller hat beim ADAC-Wallbox-Test ein "Sehr Gut" eingeheimst.
Ein Köfferchen enthält Ladekabel, Typ-2-Stecker für die Ladedose und diverse Adapter für nahezu sämtliche Ausgänge. Wer ins Ausland fährt, kann zusätzlich weitere Anschluss-Stücke dazukaufen. Den Juice Booster gibt es ab etwa 1149 Euro im Fachhandel.

Als Alternative zur Wallbox (links) lässt sich auch ein Stark- bzw. Baustromanschluss nutzen.
Bild: AUTO BILD MONTAGE
Wallbox / Getty
Starkstromanschluss / dpa
Opel ist vom Juice Booster so überzeugt, dass man das Produkt gelabelt hat und nun für die eigenen E-Autos anbietet: Wer einen neuen Mokka-e, den Kleinwagen Corsa-e oder den Hochdach-Kombi Combo-e kauft, kann für 720 Euro Aufpreis den "Universal Charger" dazukaufen – nichts anderes als der Juice Booster, mit dem Sie das E-Auto von Opel an der heimischen Schuko-Steckdose ebenso anstöpseln können wie an Wallbox, Camping- oder Starkstrom-Dose.
Volkswagen arbeitet nach Informationen von AUTO BILD derzeit an einem vergleichbaren Kombi-Kabel, das über den Zubehörshop verkauft werden soll. Skoda bietet für das Elektro-SUV Enyaq iV bereits einen "Universal Charger" für 959 Euro an, der wahlweise einen Schuko- und Camping-Stecker (blauer Stecker für bis zu 7,2 kW Ladeleistung) hat. Der rote CEE-16-Stecker (Baustrom) ist leider nicht dabei.
Jeder Autohersteller hat es: Das sogenannte Notladekabel, mit dem an Schuko-Steckdosen Strom gezapft werden kann. Bei Renault kostet es zum Beispiel 500 Euro, im Onlineshop von einem No-Name-Anbieter aber nur 130 Euro!
AUTO BILD bestellte ein solches 230-Volt-Notladekabel für den Renault Zoe zum Bruchteil des Herstellerpreises. Und was taugt es? Vorläufige Antwort: Bislang funktioniert die fünf Meter lange Leitung vom Typ "Orion Motor Tech" tadellos.

Billigkabel für 130 Euro aus dem Internet zum Testen: Bislang funktioniert es gut.
Bild: Ralf Timm
Im Gegensatz zum Herstellerkabel zeigt ein Display am Orion-Kabel sogar getankte Kilowattstunden und Ladezeit an. Auch Materialqualität und Verarbeitung machen einen guten Eindruck. Ob es auch einen Stecker-Überfahrtest besteht, muss sich erst noch zeigen. Bei teurer Markenware wie etwa von Mennekes sind solche Extremprüfungen üblich. In der folgenden Bildergalerie finden Sie fünf in Deutschland populäre E-Autos mit Ladekabel, Ladeleistung und Fahrzeugdaten:
Fazit
Musste Berta Benz anno 1888 noch eine Apotheke ansteuern, um an Sprit zu kommen, entwickelte sich später schnell ein lückenloses Netz an bequemen Tankstellen. Jetzt heißt es umdenken: Statt mit Zapfpistolen hantiert der elektromobile Mensch heute mit Kabeln und Steckern. Sich mit Leitungslängen, -formen und Onboard-Ladern sowie mit Stromarten und -speichern auszukennen, ist wichtig. Denn nur wer Kabel, Ladeleistung des Autos und Akkukapazität optimal aufeinander abstimmt, holt das Beste aus seinem Stromer. Das, was die Autohersteller ihren E-Modellen serienmäßig mit auf den Weg geben, ist nicht immer das Optimum. Leider!
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