Lieferzeiten bei Neuwagen
Warten auf den Neuwagen

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Vor 15 Monaten bestellt, noch immer nicht da? Viele Neuwagenkäufer sind verärgert über die langen Wartenzeiten. Obwohl rechtlich möglich, rechnet sich eine Stornierung häufig nicht.
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Als Volker Mielke seinen Kia Sorento bestellte, da war er 53 Jahre alt. Heute ist der Mann aus Schorfheide bei Berlin längst 55. Und wartet noch immer auf sein neues Auto. Andreas Zangemeister aus Markt Indersdorf (Bayern) hatte seinen Kia Sorento Plug-in-Hybrid im November 2021 geordert. Seitdem wartet er. Und wartet. Und wartet. Sein Händler bekommt keine Informationen von Kia. Und die Bafa-Förderung für den Hybrid mit Stecker ist längst ausgelaufen; die 4500 Euro vom Bund hat Zangemeister lange abgeschrieben.
Geschrieben hat er auch. An Kia Deutschland: "Ein Armutszeugnis" sei das alles. Und dann entdeckte er zu allem Überfluss auch noch genau so ein Auto, wie er es bestellt hatte, bei einem anderen Händler. "Wieso stellen Sie Ihre Kunden ins Abseits?", fragt der langjährige Kia-Fahrer frustriert die Kundenbetreuung. Deren Antwort: "Wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass uns zum jetzigen Zeitpunkt noch immer keine verlässlichen Informationen zu einem voraussichtlichen Liefertermin für Ihre konkrete Bestellung vorliegen." Seit über einem Jahr müsse mit Lieferzeiten von zwölf Monaten oder mehr gerechnet werden. Der koreanische Importeur ist beileibe kein Einzelfall.

Geduld, bitte: Kia-Fahrer Volker Mielke muss noch mit seinem 2014er Sorento vorliebnehmen.
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Viele Neuwagenkäufer sind schwer genervt
AUTO BILD erreichen regelmäßig Zuschriften von genervten Lesern, die auf ihren vor vielen, vielen Monaten bestellten Opel, Fiat oder VW warten. Quer durch alle Antriebsarten. Wer auf einen Verbrenner wartet, ärgert sich zwar nicht über die entgangene Bafa-Prämie, tritt aber trotzdem nicht vom Kaufvertrag zurück. Obwohl das rechtlich möglich ist. Doch die Neuwagenpreise sind in den vergangenen Monaten oft so stark gestiegen, dass sich ein Stornieren einfach nicht rechnet. Das ist auch der Grund, warum Volker Gutzke aus Eisenach weiter tapfer auf seinen Opel Astra wartet
Den hatte er vor fast genau zwölf Monaten bestellt. Seinerzeit mit der Zusage, im Oktober werde der Wagen geliefert. Eine "Riesenschweinerei und eine Frechheit" findet Gutzke vor allem, dass sein Wunsch-Astra nun schon seit fast zwei Monaten bei seinem Händler auf dem Hof steht. "Ich habe mich sogar schon reingesetzt." Ausliefern dürfe das Autohaus aber nicht, so die Auskunft des Händlers an den Kunden. AUTO BILD fragt beim Opel-Autohaus nach. Ein Mitarbeiter aus dem Verkauf klingt genauso genervt wie Kunde Gutzke. "Mal unter uns: Mir fehlen noch Autos von Februar 2022."
Bis zu 15 Monate Wartezeit für den Sports Tourer
Opel, so der Händler, scheine noch dabei zu sein, den Astra Fünftürer in ordentlicher Qualität zu bauen. Und wer sich für den Sports Tourer interessiere, müsse bis zu 15 Monate warten. Und was sagt Opel? "Bei unseren Händlern läuft im Rahmen des 'Opel Sorglos Deals' für Corsa, Crossland, Mokka und Astra 5-Türer eine Aktion, bei der die Verbrenner innerhalb von acht bis zwölf Wochen lieferfähig sind."
Der Kia-Händlerverband nennt Lieferkettenprobleme, Chipmangel und Transportengpässe als Gründe. Das hätte Kia seinen Mitgliedern so mitgeteilt. Kia selbst erklärt gegenüber AUTO BILD, dass "die Teileversorgung (...) noch immer unter Vor-Pandemie-Niveau" liege.
Und auch zu den Fällen von ausgelaufenen Bafa-Prämien äußern sich die Südkoreaner: "Der deutsche Markt ist Ende 2022 vorrangig mit Plug-in-Hybrid-Kundenbestellungen beliefert worden." Man habe Schiffe aus Korea in alternative Häfen umgeleitet, damit die Kundenfahrzeuge frühzeitiger an den Handel ausgeliefert werden. "Insgesamt haben wir zumindest den Rückstau der PHEV-Fahrzeuge massiv abbauen können, sodass nur noch eine überschaubare Anzahl an Fahrzeugen mit dieser Antriebsform erst in 2023 ausgeliefert werden kann."
Auch Jens Janke hat Pech und muss weiter warten
Händler seien mit Kunden in Kontakt, um eine Alternative zu finden oder ein "attraktives Angebot" zu unterbreiten. Wie das aussieht, verrät der Hersteller nicht. AUTO BILD erfuhr: 1000 Euro will Kia als Entschädigung zahlen, 1000 Euro der Händler. Der Rest: Pech.
Pech hatte auch Jens Janke. Der Kia-Kunde hatte seinen Ceed SW 1.6 CRDi am 5. Oktober 2021 in Aachen bestellt. "Seitdem warte ich auf ein Lebenszeichen, das eine Lieferung verspricht." Die Antwort der Kia-Kundenbetreuung auf seinen Brief nennt er "unwissend und arrogant". Der Wortlaut der Nachricht ist nahezu identisch mit der an seinen Leidensgenossen Zangemeister in Bayern: "keine verlässlichen Informationen", "Lieferzeiten von zwölf Monaten oder mehr", "wir sind unter den aktuell herrschenden Bedingungen bemüht".
Inzwischen akzeptieren Kunden auch Zusatzvereinbarungen zu Produktveränderungen. Wie andere Sitze oder gar eine veränderte Lackierung. Nur um irgendwann das Auto geliefert zu bekommen. So wie Seat-Kunde Hans-Peter Goeser aus Selb in Bayern. Mit diesem Kompromiss konnte er das Lieferdatum auf Mitte Januar vorziehen. Dachte er. Mittlerweile weiß Goeser: Seinen Ibiza bekommt er frühestens Ende Mai – fast anderthalb Jahre nach Unterzeichnung des Kaufvertrags.
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