Mary Barra: Interview über Opel und ihren Führungsstil
„Auf euren Autobahnen fahre ich sehr schnell!“

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GM-Chefin Mary Barra erhält das Ehrenlenkrad 2016. AUTO BILD sprach mit ihr über ihren Führungsstil, Opels Zukunft und was ihre Mutter ihr einst mit auf den Weg gab.
AUTO BILD: Mrs. Barra, Sie erhalten in diesem Jahr das Ehrenlenkrad, weil Sie maßgeblich für die Wiedergeburt von General Motors verantwortlich sind. Was bedeutet Ihnen der Award?
Mary T. Barra: Ich fühle mich sehr geehrt! Aber ich nehme den Preis nur im Namen meines Teams an. 223.000 Menschen, die auf der ganzen Welt für General Motors arbeiten. Ich bin stolz, so ein großartiges Team zu führen. All das, was GM erreicht hat, hätte ich nicht allein schaffen können.
Mary T. Barra: Ich fühle mich sehr geehrt! Aber ich nehme den Preis nur im Namen meines Teams an. 223.000 Menschen, die auf der ganzen Welt für General Motors arbeiten. Ich bin stolz, so ein großartiges Team zu führen. All das, was GM erreicht hat, hätte ich nicht allein schaffen können.

Mary Barra: "Einer der Führungsgrundsätze, an die ich fest glaube, ist die Zusammenarbeit, das Miteinander."
Als ich 2014 GM-Chefin wurde, versprach ich, dass wir keine schlechten Autos mehr bauen. Das Versprechen, vor allem in Hinblick auf Sicherheit und Qualität, lösen wir ein.
Das erste Jahr bei GM war Ihr schwerstes. Sie mussten wegen eines defekten Zündschlosses über 27 Millionen Autos zurückrufen. 139 Menschen sind wegen dieses Defekts sogar bei Unfällen gestorben.
In dieser schweren Zeit ging es uns vor allem darum, transparent zu sein, aus unseren Fehlern zu lernen und es besser zu machen. Ich wollte genau verstehen, was schiefgelaufen war. Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass in den Zündschlössern noch Teile aus den 90ern verbaut waren – und war selbst entsetzt. Das Wichtigste aber war mein Team. Wir haben nie zurückgeschaut, immer nach vorn.
Sie haben in Ihrer Karriere nie nach einer Beförderung oder einer Gehaltserhöhung gefragt. Warum nicht?
Ich hatte in meinen 36 Jahren bei GM immer das Glück, für großartige Chefs zu arbeiten, die mir tolle Möglichkeiten gegeben haben.
Sie gelten als eine der angesehensten Führungspersönlichkeiten. Was macht gute Führung für Sie aus?
Einer der Führungsgrundsätze, an die ich fest glaube, ist die Zusammenarbeit, das Miteinander. GM kann nur so stark sein wie unsere 223.000 Mitarbeiter. Das ist das Wichtigste, was wir haben. Alle 18 Monate machen wir Umfragen am Arbeitsplatz und werten dann aus, was wir verbessern müssen. In den letzten vier Jahren hat sich so die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter um 50 Prozent verbessert. Ich glaube fest daran: Wenn wir es schaffen, die Köpfe und Herzen unserer Mitarbeiter zu gewinnen, dann werden wir erfolgreich sein.
Die Autoindustrie wird sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren mehr verändern als in den letzten 50. Was genau erwarten Sie?
Ich sehe vier große Trends: Connectivity, also das vernetzte Auto, Elektromobilität, autonomes Fahren und Carsharing.
Opel hat in diesem Jahr endlich wieder Gewinne erwirtschaftet.
Das Opel-Team um Karl-Thomas Neumann hat großartige Arbeit geleistet, die Marke wieder zu stärken. Alle sind mit ganzem Herzen dabei, das merkt man. Modelle wie Astra und Mokka X sind sehr erfolgreich, mit dem Ampera-e und dem neuen Insignia wollen wir dort 2017 anknüpfen. Wir ruhen uns jetzt nicht auf dem Erfolg aus.
Wie gehen Sie mit Tech-Giganten wie Apple und Google um?
Dass so viele Firmen mitmischen wollen, zeigt, wie aufregend die Autoindustrie geworden ist. Wir sehen es als Motivation, dass wir noch schneller und härter daran arbeiten müssen, den Wandel mitzugestalten und ihn sogar anzuführen. Wir bringen Erfahrungen aus den letzten 100 Jahren mit, das ist unsere Stärke.
Hätten Sie gern eine Marke wie Tesla in Ihrem Unternehmen?
Nein, wir haben mit dem Opel Ampera-e ein Elektroauto im Portfolio, das eine Reichweite von mehr als 500 Kilometern schafft, und wir haben die größte Autobatteriefabrik der Welt.
Im neuen Cadillac CT6 sollte auch schon eine neue autonome Fahrtechnik verbaut sein, Super Cruise. Die haben Sie jetzt nach hinten geschoben. Gab es Probleme?
Für uns steht Sicherheit an erster Stelle. Es gab ein paar Vorfälle bei den Tests, und deshalb müssen wir noch mehr Arbeit reinstecken. Wenn GM ein autonomes Auto herausbringt, muss es sicher sein.
An welchen aufregenden Projekten arbeiten Sie gerade?
(lacht) Das darf ich Ihnen natürlich nicht verraten. Okay, ein spannendes Projekt: Wir entwickeln gerade Autos für Mexiko, China, Brasilien, also Märkte, die gerade sehr wachsen. Es geht um Autos, die bezahlbar sind, aber voller neuer Technologie stecken.
Sie sammeln Autos. Was ist gerade Ihr liebstes in der Sammlung?
Ich habe mir gerade einen 1969er Chevrolet Camaro gekauft, nach dem ich ewig gesucht habe. Ich bin damit im August auf einer Klassik-Rallye gefahren. Es war ein Traum.
Haben Sie schon eine Rennlizenz?
Das habe ich leider immer noch nicht geschafft. Mir fehlt noch eine letzte Unterrichtseinheit. Ich hoffe, ich schaffe es in diesem Jahr.
Wie schnell sind Sie schon mal auf der "German Autobahn" gefahren?
(lacht) Sehr schnell!
Sie twitterten neulich: "Weise Worte meiner Mama: Es gibt keinen Ersatz für harte Arbeit." Welche Werte haben Ihnen Ihre Eltern noch mitgegeben?
Dass die wichtigsten Eigenschaften Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sind. Meine Eltern wuchsen während der Weltwirtschaftskrise in den 30ern auf. Sie haben mir beigebracht, dass ohne harte Arbeit nichts geht. Und sie haben an Bildung geglaubt. Meine Mama hat immer gesagt: "Egal was du machst, mach es mit Energie und Leidenschaft." Und eine wichtige Regel haben sie mir auch beigebracht: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Das hat mich mein ganzes Leben begleitet. Sie waren wunderbare Vorbilder.