730 PS, 800 Nm Drehmoment und ein mehr als brutaler Auftritt: Der Mercedes-AMG GT Black Series (intern C 190 BS) ist ein Auto der Superlative – und das mittlerweile sechste Fahrzeug der schwarzen Serie aus Affalterbach. Auf dem 29. Aachener Kolloquium hat Mercedes jetzt die Technik hinter dem Supersportler vorgestellt. Neben Gewichtseinsparungen und einem modifizierten Vierliter-V8 hat AMG viel Entwicklungsarbeit in die Aerodynamik gesteckt. Alles unter dem Leitspruch: Wer Erfolg auf der Rennstrecke haben will, muss auch effizient sein! AUTO BILD verrät, was den bislang stärksten Serien-AMG der Firmengeschichte so besonders macht.

1. Der Motor

Technik: Dank diesen Maßnahmen wurde der AMG GT zum Black Series
Die große Luftöffnung vor dem Motor garantiert die Kühlluftzufuhr für die Turbolader.
Bild: Daimler AG
Starten wir also mit dem offensichtlichsten, dem Motor. Hier bedient sich Mercedes-AMG beim altbewährten Vierliter-V8-Biturbo. Im AMG GT 4-Türer 63 S leistete die Maschine in ihrer höchsten Ausbaustufe bisher 639 PS. Das ändert sich mit dem Black Series, denn hier kitzeln die Ingenieure 730 PS aus den acht Zylindern. Neben dem Einsatz von Turboladern mit neuen Kugellagern und größerem Verdichter (200 kg mehr Luft pro Stunde als beim AMG GT R) tauschen die Affalterbacher sogar die Kurbelwelle aus. Anstelle einer klassischen "Crossplane"-Welle mit einer Hubzapfenverschiebung von 90 Grad kommt nun eine "Flatplane"-Kurbelwelle mit einer Verschiebung von 180 Grad zum Einsatz.Die Welle braucht durch ihre Auslegung wenige bis keine Ausgleichsgewichte, was sie leichter macht. Das verbessert das Ansprechverhalten. Zwar wurde die Maximaldrehzahl auf 7200 Umdrehungen pro Minute heruntergesetzt, dafür sind die einzelnen Zylinder bei hohen Drehzahlen mit mehr Gemisch gefüllt. Mercedes hat also nicht nur am Motormanagement geschraubt, sondern den Motor von Grund auf überarbeitet. Das genügt in Affalterbach sogar, um einen eigenen Motorencode zu erhalten. Der Black Series-Motor nennt sich M 178 LS2.

2. Die Front

Betrachtet man den GT Black Series von vorne, haben die Entwickler zumindest schon mal ein Ziel erreicht: optisch möglichst nahe am GT3-Rennwagen zu operieren. Der mächtige Schlund war bislang nur dem Tourenwagen vorbehalten, die GT-Endstufe transferiert ihn aber auf die Straße. Der große Grill verfolgt natürlich auch einen technischen Zweck: Der neu gestaltete Lufteinlass macht die beiden Extra-Lufteinlässe des AMG GT R überflüssig. Der Black Series-Grill erlaubt einen höheren Eingangsdruck und somit eine bessere Kühlung des V8, gleichzeitig bietet der Mercedes so weniger Angriffsfläche.
Technik: Dank diesen Maßnahmen wurde der AMG GT zum Black Series
Trotz riesiger Kühlermaske ist der Black Series windschnittiger als der GT R.
Bild: Daimler AG
Der Splitter ist 91 Prozent größer als der des GT R, aber gerade mal 4,2 kg schwerer. Er gibt dem Black Series an der Vorderachse bis zu 270 Prozent mehr Abtrieb. Der Splitter kann manuell in zwei Stufen verstellt werden: Im Rennstreckenmodus wird aus ihm, je nach Geschwindigkeit, ein unterschiedlich großer Diffusor. Je schneller der GT wird, desto weiter nähert sich das Element der Straße. Dafür sind keine Stellmotoren nötig, der Diffusor passt sich durch den zunehmenden Unterdruck selbst an. Bedeutet: Je schneller der AMG ist, desto mehr Druck gibt die vordere Schürze auf die Vorderachse.

3. Kühlluftmanagement des Motors

Die Extraleistung des Motors erfordert auch mehr Kühlluft. Konkret handelt es sich beim Niedrigtemperaturkühler des Black Series um 43 Prozent Mehrbedarf, beim Hochtemperaturkühler 21 Prozent, die beiden Radhauskühler benötigen 27,5 Prozent mehr Luft. Die durch die große Kühlermaske strömende Kühlluft wird im Top-GT gezielt auf die einzelnen Kühler und die heißen Stellen des Motors verteilt. Um den Motor auch im hinteren Bereich (wo auch die Turbolader sitzen) optimal zu kühlen, verbaut AMG auf der Oberseite der Motorhaube eine steuerbare Klappe. Sie führt den Turbos bei Bedarf extra Frischluft zu.
Technik: Dank diesen Maßnahmen wurde der AMG GT zum Black Series
Der Windkanal zeigt: Der Black Series erzeugt wenig bis keine Turbulenzen.
Bild: Daimler AG
Glaubt man den Entwicklern, war das Abführen der heißen Luft aus dem Motorraum eine besondere Herausforderung. AMG experimentierte anfangs mit einem einzigen Luftauslass in der Motorhaube, also wie beim GT3. Allerdings wirkte sich diese Lösung negativ auf die Aerodynamik und speziell auf die Anströmung des Heckflügels aus – weshalb man sich am Ende für zwei Luftauslässe entschied. Diese Auslässe leiten die heiße Luft aus dem Motorraum am Auto vorbei. Damit ist gewährleistet, dass der Heckflügel keine turbulente Strömung abbekommt und stets von ruhiger, laminarer Luft angeströmt wird. Durch die neue Luftführung konnten die Ingenieure auch auf schwere Luftklappen in der Front (wie bei GT R und GT 4-Türer) verzichten. Besonders interessant: Die Kühlung wurde verbessert, ohne einen negativen Effekt auf die Unterboden-Aerodynamik zu erzeugen.

4. Der zweireihige Heckflügel

Technik: Dank diesen Maßnahmen wurde der AMG GT zum Black Series
Im ausgefahrenen Zustand der Spoiler-Flap ist die deutliche Störwirkung zu erkennen. 
Bild: Daimler AG
Ein großer Heckflügel ist Auto-Ästheten oft ein Dorn im Auge. Beim Black Series ist so ein Anbauteil aber dringend notwendig: Der Doppelflügel besteht vollständig aus Carbon und erzeugt bis zu 170 Prozent mehr Abtrieb als der Flügel des GT R – bei 96 Prozent mehr aerodynamisch wirksamer Fläche. Beide Tragflächenblätter sind mechanisch verstellbar und damit an unterschiedliche Streckenverhältnisse anpassbar. Das zweite, tiefer positionierte Tragflügelblatt ist besonders klein und schmal konstruiert, damit ist es ideal für die von vorne einströmende Luft. Die steuerbare Klappe auf dem oberen Flügel lässt sich elektrisch bis zu einem Winkel von 20 Grad ausfahren. Sie arbeitet beim Bremsen aus Höchstgeschwindigkeiten auch als Air-Brake und erhöht zeitweise bewusst den Luftwiderstand. Dabei kann der Anpressdruck des Flügels mehr als 400 kg betragen.

5. Leichtbaumaßnahmen

Schon der Mercedes-AMG GT R musste sich keineswegs als Pummelchen abstempeln lassen. Allerdings ist noch weniger Gewicht immer etwas Wert – und so setzen die Ingenieure beim Black Series auf noch mehr Leichtbau. Viele Teile wurden beim Black Series durch Carbonteile ersetzt: Frontschürze, Motorhaube, die vorderen Kotflügel, das Dach, die Heckklappe, der Flügel, die Heckschürze, die Teile der Unterbodenverkleidung und der Getriebetunnel bestehen aus Kohlefaser. Neben der Gewichtsersparnis machen die Teile das Auto zudem steifer, auf der Rennstrecke sorgen sie für eine geringere Karosserie-Verwindung.

Bildergalerie

Mercedes-AMG GT Black Series
Mercedes-AMG GT Black Series
Mercedes-AMG GT Black Series
Kamera
Mercedes-AMG GT Black Series
Klares Ziel war es, die Rundenzeit des GT R auf der Nordschleife zu unterbieten. Dabei wurden rechnerisch bis zu 19,9 Sekunden vorhergesagt: 11,1 Sekunden Vorteil sollen die gesteigerte Leistung, das geringere Gewicht und die angepassten Reifen bringen. 1,2 Sekunden würde der Back Series bei dieser Berechnung gegenüber dem GT R durch den höheren Luftwiderstand verlieren; das soll er aber mit weiteren zehn Sekunden Bonus durch den deutlich erhöhten Anpressdruck in den Kurven ausgleichen. Ob das klappt, wird sich aber erst noch zeigen. Eine offizielle Rundenzeit hat der Black Series bislang nicht aufgestellt.

Fazit: Nah dran am GT3-Tourenwagen

Technik: Dank diesen Maßnahmen wurde der AMG GT zum Black Series
Auch wenn es sich immer noch um einen AMG GT handelt: Die Aerodynamik wurde deutlich verbessert.
Bild: Daimler AG
Zu Recht trägt die neue Endstufe des AMG GT den Zusatz "Black Series". Das Auto sieht brutal aus und bringt Tourenwagen-Esprit auf die Straße. Stellt man Top-GT und GT R im Windkanal gegenüber, werden die Unterschiede auch auf dem Papier mehr als deutlich. Was die aerodynamische Effizient angeht, also das Verhältnis zwischen Abtrieb und Luftwiderstand, ist der Black Series im Straßenmodus um bis zu 200 Prozent besser als der GT R. Auf der Rennstrecke im Race-Modus sind sogar bis zu 240 Prozent Verbesserung gegenüber dem GT R erreicht worden. In Sachen Anpressdruck kommt das Serienfahrzeug dem GT3-Tourenwagen ziemlich nahe. Wer 335.240 Euro übrig hat, der bekommt mit dem Black Series also viel Rennstrecke in die eigene Auffahrt gestellt.