Mini John Cooper Works, Toyota GR86: Test, Kompaktsportler, Motor, Preis
Großer Spaß mit kleinen Sportlern: Toyota GR86 und Mini JCW im Test

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Toyota GR86 und Mini John Cooper Works passen auf den ersten Blick so gar nicht zusammen. Doch beide sind wendig, wieselflink und wild. Ein Vergleich.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Äpfel mit Birnen. Dieser Gedanke kommt schneller, als Zündkerzen funken, aber er ist falsch. Im Grunde ist es noch schlimmer. Wir vergleichen nicht einmal Obstsorten miteinander. Eher Gummibärchen mit Cashewkernen. So verschieden sind Toyota GR86 und Mini John Cooper Works in ihren Grundfesten nämlich.
Ein exotisches Sportcoupé steht einem kleinen Großserien-Dreitürer gegenüber. Ein Sauger-Boxermotor pocht hüben, ein Turbo-Vierzylinder surrt drüben. Hinterradantrieb scharrt auf der einen, Frontantrieb kratzt auf der anderen Seite. Warum dieser Doppeltest trotzdem Sinn ergibt? Toyota GR86 und Mini John Cooper Works MÜSSEN einfach aufeinander los.
Mini JCW und Toyota GR86 mit ähnlichen Daten
Schließlich eilen beide Autos mit identischem Elan einem simplen Regelwerk gehorchend der Fahrfreude entgegen: Weniger ist mehr, Spaß gibt's auch weit unter 300 PS, sportliche Tugenden sind nichts Superexotisches.

Fahrspaßmaschinen: Toyota GR86 und Mini John Cooper Works beschleunigen jeweils knapp 1,3 Tonnen mit rund 230 PS.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Die Sprintwertung endet unentschieden
In 6,1 Sekunden soll der Cooper auf Tempo 100 stürmen, der GR schafft das angeblich in 6,3 Sekunden. Beide sind laut Versprechen also ähnlich schnell und gleichermaßen aktiv. Akzeptiert! Zumal das auch die Messwerte bestätigen. Nach unserer Prüfung sprinten Mini und GR sogar in der gleichen Zeit auf Tempo 100. Erst bei höheren Geschwindigkeiten setzt sich der JCW durch und eilt dem Toyota voraus.

Deutlich schneller: Mit seiner Endgeschwindigkeit von 246 km/h fährt der Mini dem Toyota davon – und er ist sparsamer.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Mini mit deutlich mehr Vmax
Das gilt auch für die Maximalgeschwindigkeit. Beim GR begrenzen die Japaner das Optimum, mehr als 226 km/h schafft der 86er in der Folge nicht, so kann der 246 km/h schnelle Mini auf der Autobahn lässig vorbeizischen. Auf der Bremse holt der Toyota dann wieder etwas rein. Nennen wir es "akademischer Waffenstillstand".

Klarer Sieg für Toyota: Mehr Charakter, mehr Kitzel, mehr Freude hinterm Lenkrad und mehr Authentizität steckt im GR86.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Mehr Fahrspaß steckt im GR86
Doch dann ist da ja noch die Sache mit dem Fahrgefühl. Außerdem der Tagesordnungspunkt Handling. Und natürlich die Charakterfrage. Wir fassen zusammen: Tempo auf der Geraden ist nicht gleich Tempo in der Kurve.
An dieser Stelle springen wir vor, spoilern etwas und ärgern wohl sämtliche Mini-Fans. Mehr Charakter, mehr Kitzel, mehr Freude hinterm Lenkrad, mehr Authentizität und auch mehr Hörgenuss liefert Toyota.
Fahrzeugdaten
Modell
Mini John Cooper Works
Toyota GR86
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
Partikelfilter
Vorbeifahrgeräusch
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Klar, auch der Mini ist schnell. Sein 2.0er ist herrlich wuchtig aufgeladen. Unerwartet schalt-faul lässt er sich am Ortsausgang auf schnellen Trab bringen, sehr prall legt er aus mittleren Drehzahlen zu. Gleichzeitig fühlt er sich – wie von Mini gern versprochen – drahtig und kartig an, er folgt sehr unvermindert allen Lenkbefehlen, spielt die Trumpfkarte des wendig-kurzen Radstands mit großer Freude aus.
Sein ESP bremst den Mini aus
Schade: Starke Lastwechselreaktionen (besonders wirksam bei Nässe) fordern zu oft das elektronische Schleuderschutzprogramm, das bremst – im wahren Sinne des Wortes – den Mini in seinem Elan oft aus.
Die Sportsitze des JCW führen Oberkörper und Hüfte passend stramm, das dicke Lenkrad liegt so schön griffig in den Händen. Ganz nebenbei ist der Münchener Dreitürer das universellere Auto mit Platz für alle Passagiere und einem erweiterbaren Kofferraum.

Schade: Der Mini zeigt starke Lastwechselreaktionen bei Nässe, was das ESP auf den Plan ruft und den Wagen ausbremst.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Den geringeren Benzindurst hat der Cooper außerdem vorzuweisen, dazu kommt der deutlich geringere Unterhaltsanspruch. Doch das nur der Vollständigkeit halber.
Es ist ein Vierzylinder, es ist ein Saugmotor, es ist ein längs eingesetzter Boxer – entsprechend tief, leicht und "klein" kauert das Aggregat da in seiner vorderen Höhle, verwässert nicht die Balance des Autos und schon gar nicht die Schwerpunktlage.
Tiefer Schwerpunkt sorgt für Dynamik
Zudem klingt er über Mechanik und Ansaugarbeit waschecht, dreht lustig bis über 7000 Touren, lässt sich erst vom meckernd einsetzenden Drehzahlbegrenzer in seine Haltbarkeitsschranken verweisen. Das Getriebe lässt sich trocken-direkt durchschalten, die Kupplung packt auch unter schnellen Gangwechseln eckig zu – nicht so schwurbelig wie die federnd schließende Mitnehmerscheibe des JCW.

Gut ausbalanciert: Sein tiefer Schwerpunkt hilft dem Toyota GR86 bei allen querdynamischen Anforderungen.
Bild: Christoph Börries / AUTO BILD
Der tiefe Schwerpunkt beschert dem 86er dann auch das lebendigere Fahrgefühl. Slalom: wie hineingegossen. Schnelle Kurven: viel später untersteuernd als der Mini. Im Grenzbereich: mit dem legendären und beherrschbaren Heckschwenk der Baureihe; unter Andeutung auskeilend, unter Gas kontrollierbar, unter Gegenlenken ruckzuck auffangbar. Drifts? Eine auf Schulnote 1+ mit Sternchen getrimmte Übung.
Messwerte
Modell
Mini John Cooper Works
Toyota GR86
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
0–180 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite (Testverbrauch)
Auch spurtreu kann der GR, dabei mit viel Grip, leichtem Fahrgefühl ohne Kopflastigkeit und angenehm sensibler Lenkung an Scheitelpunkt und Gripniveau entlangfeilen. Das Ganze wirkt herrlich fahraktiv und fahrerorientiert. Es ist halt ein Sportwagen mit Hinterradantrieb, in dem man passend tief sitzt, fein führt und einer betörenden Mechanik nachspürt.
Dem GR86 mag man zu gern Saures geben. Der Mini ist "nur" ein schneller und wendiger Kleinstsportler, der uns den Alltag versüßt. Also doch Äpfel und Birnen?
Platz 1 mit 239 von 400 Punkten: Toyota GR86 (ab 33.900 Euro). Fahrspaßgarant für Kenner – dem GR86 tut sein Super-Boxer richtig gut. Auch das Handling stimmt.
Platz 2 mit 237 von 400 Punkten: Mini John Cooper Works (ab 37.200 Euro). Ein 2.0 mit Aufladung im Mini – klar geht da die Post ab. Etwas mehr grantige Seele wäre schön gewesen.
Platz 2 mit 237 von 400 Punkten: Mini John Cooper Works (ab 37.200 Euro). Ein 2.0 mit Aufladung im Mini – klar geht da die Post ab. Etwas mehr grantige Seele wäre schön gewesen.
Fazit
Trotz ähnlicher Eckdaten und Fahrleistungen sowie gleichem Anspruch – der Toyota hebt sich in puncto Fahrgefühl und auch im Charakter deutlich vom Mini ab. Dazu kommt: Ein Sportler mit tiefem Schwerpunkt und Hinterradantrieb ist auf jedem Meter ein besonderer Fahrgenuss. Der Mini eher die kleine Pause vom Alltag.
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