Vorstellung: Stärkster Serien-Elfer aller Zeiten
Interieur: Rennsportgene, aber nicht vollständig kompromisslos
Fahren: Lammfromm und sauschnell (Update!)
Ausstattung: Weissach-Paket für nochmal 30 Kilogramm weniger
Motor und Preis: 700 PS und 750 Nm aus 3,8-Liter Hubraum

Vorstellung: Stärkster Serien-Elfer aller Zeiten

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Video: Porsche GT2 RS (2017)

Mehr 911 geht nicht!

Porsche bringt den 911 GT2 RS zurück: Der Mehr-geht-nicht-Elfer ist mit 700 PS der stärkste Serien-911, den es je gab. Und das, obwohl schon der Vorgänger der Baureihe 997 mit 620 PS ein echter Dampfhammer war. Doch es ist nicht nur die reine Power, die den GT2 RS auszeichnet. Denn neben der überbordenden Leistung will die Turbo-Fahrmaschine wie alle Porsche RS-Modelle durch Leichtbau punkten. Ziel: Bestzeit auf jedem Trackday. Das führt zu einer martialischen Optik, die sogar das bislang bissigste RS-Modell, den GT3 RS, optisch in den Schatten stellt. Die Lufteinlässe in der Frontschürze sind noch mal größer als beim GT3 RS, zusätzliche Löcher in der Kofferraumklappe aus Carbon zeugen vom erhöhten Kühlluftbedarf des GT2 RS. Kiemen in den Kotflügeln entlüften die Radhäuser, genau wie beim GT3 RS. Allerdings sind sie beim GT2-Ableger aus Carbon.
Der Über-911 kommt zurück!
Der 911 GT2 RS wird nur noch mit PDK angeboten. Das wird aber nur eingefleischte Fans stören.
Über dem Heckdeckel drückt ein riesiger Flügel die Hinterachse auf den Boden. Durch die rechts und links in der Heckschürze platzierten Endrohre entweichen die Abgase des 3,8-Liter-Sechszylinderboxers. Seine 700 PS sehen dem GT2 RS sogar Desinteressierte sofort an. Dass die komplette Kraft an die hinteren Reifen (325/30 ZR 21; vorne 265/35 ZR 20) geht und der GT2 RS im Gegensatz zum Vorgänger nur noch mit PDK-Doppelkupplungsgetriebe angeboten wird, dürfte dann wiederum eher Sportwagenfans und Porschejünger interessieren.

Interieur: Rennsportgene, aber nicht vollständig kompromisslos

Der extremste 911 von allen
Im roten Bereich: Der Innenraum des GT2 RS ist eine rot-schwarze Sport-Höhle.
Das Äußere des GT2 RS ist aufsehenerregend – keine Frage. Aber mit dem Innenraum setzt Porsche noch einen drauf. Denn die Designer haben das Interieur großflächig mit rotem Alcantara bezogen. Und so erstrahlen Teile der Türverkleidungen, die Sitzflächen der hervorragend unterstützenden Schalensitze, die Armauflage auf der Mittelkonsole und der überwiegende Teil des Lenkradkranzes in hitzigem Glutrot. Noch was vergessen? Ach ja, auch der Dachhimmel ist rot. Vermutlich nicht jedermanns Geschmack, aber es symbolisiert perfekt wie speziell dieser 911 ist. Sollte bei der Kundschaft der Wunsch nach mehr Understatement aufkommen, erfüllt Porsche diesen für rund 3000 Extra-Euro. Abseits der individuellen Farb-Vorlieben gibt es im Inneren des GT2 RS nichts auszusetzen: Die Sitzposition ist schlicht optimal, sogar für Menschen, die an der Zweimetermarke kratzen. Die Materialien fühlen sich hochwertig an, und der Käfig hinter den Sitzen schreit nach Rennstreckeneinsatz. Große Augen bekommt man beim Blick auf den Tacho. Die letzte Markierung zeigt etwas optimistische 400 km/h an. Dass unser Fotofahrzeug mit dem Weissach-Paket ausgerüstet ist (29.750 Euro Aufpreis), erkennen die Insassen an einer kleinen Plakette und einem Logo der Porsche-Teststrecke auf den Kopfstützen. Da fährt die Entwicklungsabteilung in Gedanken mit. Trotz dieser Motorsport-Referenzen hat unser GT2 RS das PCM-Infotainment (auf Wunsch kostenlos abbestellbar), den obligatorischen Becherhalter und – Achtung! – beleuchtete Schminkspiegel für Fahrer(in) und Beifahrer(in) an Bord. Völlig kompromisslos ist also auch der stärkste Elfer-Ableger nicht.

Fahren: Lammfromm und sauschnell

Zündschlüssel umdrehen und der Sechszylinder-Boxer im Heck erwacht mit heiserem Bellen. Wählhebel des erstmals serienmäßigen Doppelkupplungs-Getriebes auf D – und ganz sachte Gas geben. Die Vorsicht ist völlig fehl am Platz. Der GT2 RS fährt so unspektakulär los wie es auch ein Diesel-Golf täte. Schaltet sanft in den nächsten Gang, benimmt sich auf der Landstraße, als könnte er kein Wässerchen trüben.
Mehr 911 geht nicht!
Maximal 340 km/h sind drin, dann wird der Porsche mit Rücksicht auf die Reifen elektronisch gebremst.
Wehe nur, die Drehzahl passiert die 2000er-Marke. Dann sammeln sich nämlich die beiden Turbos – und die Welt steht Kopf. Der Motor dreht leichtfüßig bis in den roten Bereich, das Getriebe schnipst einfach den nächsten Gang rein, das Fahrwerk strafft sich und gibt jeden kleinsten Kieselstein in den fast ungedämmten Innenraum weiter. Und zack, stehen 200, 250, 300 km/h auf dem Tacho. Maximal 340 Sachen wären drin, dann wird der Porsche mit Rücksicht auf die Reifen elektronisch eingebremst. Trotzdem ist der 911 GT2 RS das schnellste Serienauto auf der Nordschleife. Mit einer Zeit von 6:47,3 Minuten für die gut 20 Kilometer lange Strecke.
Von der Performance sind wir bei der ersten Fahrt natürlich weit entfernt. Aber auch als Laie kann man verdammt schnell mit dem Porsche fahren, selbst auf der Rennstrecke. Mit aktiviertem ESP benimmt sich der Elfer lammfromm, ist trotzdem sauschnell. Am Ende des Tages kommt es, wie es eben kommen muss: Porsche will den Testwagen wieder haben. Mist, macht süchtig, der stärkste Elfer aller Zeiten. Sich von dem Porsche als Fahrer wieder zu entfernen, ist gar nicht so einfach.

Ausstattung: Weissach-Paket für noch mal 30 Kilogramm weniger

Mehr geht nicht!
Mit dem optionalen Weissach-Paket lassen sich beim GT2 RS noch mal 30 Kilogramm einsparen.
Bei der Ausstattung wird es hauptsächlich technisch: Serienmäßig ist im GT2 RS ein rennstreckentaugliches Fahrwerk verbaut. Wie der GT3 RS und der GT3 verfügt der neue GT2 RS über eine Hinterachslenkung, die in engen Ecken Agilität und bei hohen Geschwindigkeiten Stabilität verspricht. Die Elektronik ist selbstverständlich auch an die enormen Kräfte des Turbo-Elfers angepasst. So kündigt Porsche ein PSM (Porsche Stability Management) mit "besonders scharfem Sportmodus" an. Keine Kompromisse gibt es bei der Bremsanlage: In jedem Fall verzögert der GT2 RS mit der Keramik-Bremse namens PCCB (Porsche Ceramic Composite Brake). Ist der Haken beim optionalen Sport Chrono Paket gesetzt, gibt es im Infotainmentsystem eine Anzeige für Rundenzeiten (mit Speicherfunktion) und einen Transponder für die Messung von Rundenzeiten. Diese können mit der Track Precision App aufgezeichnet und auf dem Smartphone ausgewertet werden.

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Wem das alles nicht genügt, kann seinen GT2 RS auch mit dem optionalen Weissach-Paket aufrüsten und den GT2 RS noch etwas nachwürzen. Diese Option gab es auch schon beim 918 Spyder. Für den Über-911 beinhaltet das Sportpaket Carbonbauteile für Stabilisatoren, Koppelstangen und Dach (serienmäßig aus Magnesium). Zusätzlich rollt der Weissach-GT2 RS auf Magnesium-Rädern, die die ungefederten Massen reduzieren. Insgesamt spart das Weissach-Paket 30 Kilogramm ein. Zu erkennen ist das Paket am Sichtcarbon-Dach und dem mittigen Dekorstreifen in Wagenfarbe.

Motor und Preis: 700 PS und 750 Nm aus 3,8-Liter Hubraum

Schon der Vorgänger des 991 GT2 RS galt mit 620 PS aus einem 3,6-Liter-Boxer als das (im Serienbau) technisch Machbare. Der Neue legt die Messlatte nach sieben Jahren noch mal höher: Als Basis verwenden die Ingenieure den 3,8-Liter-Boxer aus dem 911 Turbo S (mit 580 PS), der im Supersportler mit größeren Turboladern ausgestattet ist, die den Boxermotor auf 700 PS und 750 Nm maximales Drehmoment bringen. Um den Motor thermisch nicht zu überlasten, besitzt der GT2 RS ein Kühlsystem, das bei Spitzenbelastung Wasser auf die Ladeluftkühler sprüht. Seine Kraft gibt das Turboherz des GT2 RS über ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe an die Hinterräder ab. Die Abgase strömen aus einer Titanabgasanlage (Gewichtsersparnis gegenüber 911 Turbo: sieben Kilogramm) ins Freie. Der Basispreis für den GT2 RS beträgt 285.220 Euro. Laut Porsche ist der GT2 RS bereits ausverkauft. Für die betuchte Kundschaft bieten die Zuffenhäuser noch etwas Besonderes: Wer einen GT2 RS bestellt, kann bei Porsche die zum Auto passende Armbanduhr dazubestellen – für 9450 Euro.
Technische Daten Porsche 911 GT2 RS (2017) ● Motor: Sechszylinder-Boxer-Motor mit Turboaufladung ● Hubraum: 3,8 Liter ● Leistung: 700 PS ● Max. Drehmoment: 750 Nm ● Leergewicht (vollgetankt): 1470 kg ● auf 100 km/h: 2,8 Sekunden ● auf 160 km/h: 5,8 Sekunden ● auf 200 km/h: 8,3 Sekunden ● Preis: 285.220 Euro.

Fazit

von

AUTO BILD

Von

Stefan Voswinkel