Recycling von Altautos
Altautos und ihr Schicksal: Wiederverwertung statt Schrottplatz

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Die beste Entsorgung ist die, die es gar nicht gibt. Immer mehr Teile von Altautos werden heutzutage ausgebaut und wiederverwertet – manche werden sogar in alle Welt versandt. Ein Geschäft, das richtig Umsatz verspricht.
Bild: AUDI AG
Fast drei Jahrzehnte hatte der VW Golf 3 zuverlässig gedient, mehr als 350.000 Kilometer zurückgelegt. Doch nun ist Schluss. Früher ging es auf den Schrott, nun ins Recycling – denn vieles vom Wagen kann wiederverwertet werden (zum AUTO BILD-Ratgeber Reparatur und Technik).
Ein Service von
Rechtliche Anmerkungen
* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist www.dat.de.Irgendein Autoverwerter im Großraum Frankfurt, der Geruch von Öl und Benzin hängt in der Luft. Hinter dem großen Stahltor reihen sich zahllose Karosserien von zerlegten Autos aneinander. Ein Monteur macht sich gerade an einem noch recht jungen Toyota Avensis zu schaffen, der hat einen mächtigen Unfall nicht überstanden.
Vor dem Eingang des kleinen Büros wartet der blaue Golf aus dem Jahr 1994, dessen letzte Stunde geschlagen hat. Je nach Marktlage zahlen manche Verwerter noch ein paar Hunderter für ein altes Modell (zum AUTO BILD-Gebrauchtwagenmarkt).
Recycling schon lange ein gutes Geschäft
Vielen Kunden (Ratgeber privater Autoverkauf) geht es jedoch in erster Linie um den Verwertungsnachweis. Die Demontage des Fast-Oldimers kostet den Verwerter nochmals – er macht sein Geld mit dem Verkauf von Ersatzteilen, denn das Recycling ist seit den 1980er-Jahren zu einem echten Geschäft geworden.
Batterie entfernen, Flüssigkeiten absaugen
Kaum steht der blaue Dreier-Golf in der Halle, beginnt schon seine Ausweidung. Die Batterie wird entfernt, die Deckel von den Flüssigkeitsbehältern abgeschraubt und der Saugschlauch angesetzt: Wie man es vom eigenen Zahnarzt kennt, werden die Flüssigkeiten von Bremsen, Scheibenwischer und Kühlwasser in dafür vorgesehene Tanks abgesogen. Einmal aufgebockt, erfolgt der gleiche Vorgang nochmals von unten.

Flüssigkeite wie Öl oder Benzin werden vor dem Ausschlachten abgesogen und können ebenfalls wiederverwertet werden.
Bild: Audi AG
An den speziellen Sauger ist eine Vorrichtung montiert, die an einen Suppenteller erinnert. In der Mitte befindet sich ein Metallspieß, der sich in Getriebe und Tank drückt, um alles Flüssige abzusaugen. Einmal im Monat kommt eine Spezialfirma, holt die Flüssigkeiten beim Schrotthandel ab und verwertet diese. Gerade das Öl kann nach einem aufwendigen Prozess wiederverwertet werden. Das Benzin nutzen die Autorecycler zumeist für den eigenen Fuhrpark (Wo gibt's das meiste Geld für den Gebrauchten?).
Resttropfen Öl werden mit verbrannt
Doch an den Getriebeteilen, im Motorraum, im Tank und in den anderen Behältern sind noch einige Tropfen drin, alles ist dreckverschmiert. Was passiert damit? Gar nichts, es wird beim späteren Einschmelzen mit verbrannt. Danach werden die Räder abmontiert, um noch die Flüssigkeit aus den Stoßdämpfern herauszusaugen.
Beliebtheit auf dem Teilemarkt entscheidend
Über den Rest der Verwertung entscheiden der Zustand des Autos und das Fahrzeug selbst. Sitze, Innenausstattung, Verkleidung, Scheiben, Motor (acht Gründe für einen Motorschaden) und Nebenaggregate – sind diese auf dem Teilemarkt beliebt, werden sie ausgebaut. Oder der schrottreife VW Golf kommt auf den großen Platz und wartet, ob sich für ihn und seine Komponenten jemand interessiert.

Das Zerlegen eines Altautos ist manchmal eine Herausforderung für Mensch und Maschine.
Bild: Audi AG
Die beste Entsorgung ist eben jene, die es gar nicht gibt – und hier hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel getan. Besonders gut erhaltene Teile werden ausgebaut, kontrolliert und bestenfalls auf die Website des Verwerters gestellt. Einiges landet bei Ebay, anderes auf den großen Teilemärkten im Internet (die besten Autoprodukte für den Frühling).
Der Online-Teilemarkt ist im Laufe der Jahre gigantisch gewachsen. Immer mehr Verwerter versenden besonders begehrte Teile europaweit oder gar in alle Welt. Das Geschäft ist größer denn je und bringt richtig Umsatz.
Je beliebter das Auto, desto gefragter die Teile
Doch es geht auch im Kleinen und ohne Bildschirm. Wenn jemand eine Lichtmaschine für seinen alten VW Passat oder VW Polo sucht, könnte auch die vom alten Golf 3 passen. Ähnlich sieht es mit Handbremse, Scheibenwaschbehälter, elektrischen Fensterhebern oder Teilen der Bremsanlage aus. So kommen immer wieder Privatleute oder Unfallwerkstätten vorbei, die Teile suchen. Je beliebter ein Auto seinerzeit auf dem Markt war, desto mehr Nachfrage gibt es hinterher auch auf dem Teilemarkt.
Ist der Zustand des Fahrzeugs zu schlecht und die Teile kaum etwas wert, verbleiben diese am und im Auto. Steht das Altfahrzeug dann lange genug auf dem Platz oder werden die Teile nicht mehr gebraucht, gibt es nochmals eine finale Demontage von Scheiben, Gummi, Sitzen oder anderen Modulen. Hierfür gibt es ebenfalls Spezialfirmen, die diese Teile entsorgen oder einem eigenen Recyclingkreislauf zuführen.
In die Schrottpresse kommt dann nur noch die Karosserie. Deren Metall selbst wird letztlich eingeschmolzen und bekommt ein neues Leben.
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