Regionalklassen 2023 in der Kfz-Versicherung
Neue Regionalklassen-Einstufung der Kfz-Versicherer

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Für mehr als zehn Millionen Autofahrer in Deutschland gelten ab dem kommenden Jahr neue Regionalklassen in der Kfz-Versicherung. Was bedeutet das für die Versicherungsbeiträge 2023? Und warum gibt es neue Klassengrenzen?
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Inhaltsverzeichnis
- Gibt es neue Regionalklassen in der Kfz-Versicherung?
- Für wie viele Autofahrer ändert sich die Regionalklasse?
- Wie ändern sich die Regionalklassen in der Kasko-Versicherung?
- Was bedeuten die Regionalklassen?
- Wie viele Regionalklassen gibt es?
- Wo sind die Regionalklassen hoch, wo niedrig?
- Wer hat die schlechteste Schadensbilanz?
- Warum berechnet der GDV Klassengrenzen neu?
- Wie stark wirkt sich eine Veränderung der Regionalklasse aus?
- Sind die Regionalklassen für Versicherungen verbindlich?
- Wann gibt es ein Sonderkündigungsrecht in der Kfz-Versicherung?
Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat die aktualisierten Regionalklassen für die gut 400 Zulassungsbezirke in Deutschland bekannt gegeben. Sie gelten bei neuen Vertragsabschlüssen sofort, bei laufenden Kfz-Versicherungen in der Regel ab Januar 2023. Außerdem wurden neue Klassengrenzen verkündet und begründet.
In der Kfz-Haftpflichtversicherung ergeben sich im kommenden Jahr für insgesamt 101 Bezirke und die dort registrierten 10,1 Millionen Autofahrer höhere Regionalklassen. 67 Bezirke und rund 5,5 Millionen Autofahrer profitieren dagegen von einer besseren Einteilung. Für die weiteren 244 Bezirke und rund 26,8 Millionen Kfz-Haftpflichtversicherte bleibt es bei der Regionalklasse des Vorjahres.
Auch in den Kasko-Versicherungen ändern sich durch die aktuelle GDV-Regionalstatistik für einige Autofahrer die Regionalklassen – allerdings für deutlich weniger: Für rund 900.000 Voll- und rund 2,9 Millionen Teilkaskoversicherte gelten künftig niedrigere, also bessere Einstufungen, für rund 2,8 Millionen Voll- und rund 3,1 Millionen Teilkaskoversicherte werden schlechtergestellt.
Die Regionalklassen werden einmal im Jahr vom GDV berechnet und spiegeln die Schadenbilanz der 413 deutschen Zulassungsbezirke wider. Entscheidend ist dabei nicht, wo ein Schaden entstanden ist, sondern in welchem Zulassungsbezirk der Fahrzeughalter seinen Wohnsitz hat.
Kfz-Versicherung/Regionalklassen: Video
So wirkt sich das Schadensrisiko aus
Die so berechneten Schadenbilanzen der Zulassungsbezirke werden versicherungsmathematisch in einen Indexwert umgerechnet, der die jeweilige Regionalklasse bestimmt. Grundsätzlich gilt: Je besser die Einstufung in der Regionalklasse, desto günstiger wirkt es sich auf den Versicherungsbeitrag aus.
Regionalklassen gibt es sowohl in der Haftpflicht als auch in der Teilkasko- und Vollkaskoversicherung. In der Haftpflicht reichen die Regionalklassen von 1 bis 12, in der Teilkasko von 1 bis 16 und in der Vollkasko von 1 bis 9.
Besonders hoch sind die Regionalklassen üblicherweise in den Großstädten. Dort ist das Verkehrsaufkommen am höchsten, es kommt daher zu mehr Unfällen als in weniger dicht besiedelten Gebieten. Auch Kaskoschäden durch Diebstahl, Vandalismus oder Schäden beim Einparken sind in Städten häufiger als auf dem Land.
Berlin hat in der aktuellen Regionalstatistik bundesweit die schlechteste Schadensbilanz. In der Hauptstadt sind die Schäden fast 40 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Daher zahlen Autofahrer dort deutlich mehr für die Kfz-Versicherung als in anderen Städten. Auch in anderen Großstädten und Teilen Bayerns gelten hohe Regionalklassen.
Regionalklassen 2023 der Großstädte über 300.000 Einwohner
Bezirk
Haftpflichtklasse (1-12)
Risikobewertung *
Vollkasko-Klasse (1-9)
Risikobewertung *
Teilkasko-Klasse (1-16)
Risikobewertung *
Berlin
Hamburg
München
Nürnberg
Essen
Wuppertal
Frankfurt/Main
Duisburg
Düsseldorf
Dortmund
Köln
Mannheim
Bielefeld
Bochum
Dresden
Stuttgart
Karlsruhe
Hannover
Leipzig, Stadt
Bremen
Bonn
Münster/Westfalen
"Besonders gute Schadenbilanzen in der Kfz-Haftpflichtversicherung erreichen Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern: Hier verursachen Autofahrer weniger beziehungsweise weniger teure Schäden als im Bundesdurchschnitt", sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Die bundesweit beste Schadenbilanz in der Kfz-Haftpflichtversicherung hat der Bezirk Elbe-Elster in Brandenburg – hier sind ist die Schadenshöhe fast 30 Prozent niedriger als im Durchschnitt.
Regionalklassen der Landeshauptstädte 2023
Bezirk
Haftpflichtklasse (1-12)
Risikobewertung *
Vollkasko-Klasse (1-9)
Risikobewertung *
Teilkasko-Klasse (1-16)
Risikobewertung *
Berlin
Hamburg
München
Wiesbaden
Düsseldorf
Saarbrücken
Dresden
Stuttgart
Potsdam
Hannover
Bremen
Bremerhaven
Mainz
Magdeburg
Erfurt
Kiel
Schwerin
Damit die Regionalklassen Bezirke mit möglichst ähnlichen Schadenbilanzen bündeln, werden die Klassengrenzen regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst. Dadurch ergeben sich im Jahr 2023 für 168 der 412 Bezirke neue Risikobewertungen. "Die Veränderungen gleichen sich wie jedes Jahr unter dem Strich aus", sagt Asmussen. So fallen die Anstiege für die erwähnten 101 Bezirke im Schnitt geringer aus als die Absenkungen für die 67 Bezirke.

Viele Diebstähle treiben in den Großstädten die Kaskoschäden und damit die Regionalklassen in die Höhe.
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Grund für die Neuberechnungen ist, dass zuletzt viele Bezirke mit unterschiedlichen Schadenbilanzen in die niedrigsten und höchsten Regionalklassen eingestuft waren. Für die niedrigste Regionalklasse der Kfz-Haftpflichtversicherung muss die Schadenbilanz eines Bezirks jetzt fast 22 Prozent statt rund 15 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt liegen. Dadurch erreichen nur noch 24 statt 55 Bezirke die niedrigste Regionalklasse.
Am anderen Ende der Skala beginnt die höchste Einstufung nicht mehr bei 20 Prozent, sondern erst bei rund 30 Prozent über dem Schnitt. Daher werden nicht mehr 19 Bezirke, sondern nur noch Offenbach und Berlin in die höchste Regionalklasse eingestuft. Bezirke mit einer durchschnittlichen Schadenbilanz haben in der Kfz-Haftpflichtversicherung weiterhin die Regionalklasse 6.
Was sich für den einzelnen Versicherten durch eine Herauf- bzw. Herabstufung seiner Regionalklasse beim Versicherungsbeitrag tatsächlich verändert, lässt sich allerdings nicht pauschal voraussagen. Wolfgang Schütz, Geschäftsführer des Verivox-Versicherungsvergleichs, erklärt dazu: "Die Regionalklassen basieren nicht nur auf den Schadenmeldungen des vergangenen Jahres, sondern werden über einen längeren Zeitraum ermittelt. Deshalb erfolgen Umstufungen von einem Jahr aufs andere fast immer nur um eine Klasse nach oben oder unten. Die Mehrbeiträge oder Ersparnisse für die einzelnen Autofahrer liegen in der Regel unter zehn Prozent."

Viele Unfälle wirken sich auf Autos in einem bestimmten Regionalbezirk auf Dauer negativ aus.
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Auch hänge die Höhe des Versicherungsbeitrags von vielen weiteren Faktoren ab: "Neben den Regionalklassen können zum Beispiel Änderungen bei den Typklassen des Automodells, allgemeine Preisanpassungen des Versicherers oder eine günstigere Schadenfreiheitsklasse, wenn Autofahrer das ganze Jahr über unfallfrei unterwegs waren, einen Einfluss auf die Prämie haben", sagt Schütz.
Darüber hinaus sind die Regionalklassen des GDV für die Versicherungen auch nicht verbindlich. Viele Gesellschaften benutzen statt der Regionalklassen eigene Modelle, um das Schadensrisiko eines Zulassungsbezirkes bzw. Wohnortes zu berechnen, zum Teil heruntergebrochen bis auf einzelne Postleitzahlen. Eine genaue Berechnung des Beitrags ist daher nur für jeden Versicherten individuell möglich – zum Beispiel mit einem Online-Vergleichsrechner.
Wichtig zu wissen für den Versicherten ist aber, dass für ihn ein Sonderkündigungsrecht besteht, wenn sich der Beitrag aufgrund einer Veränderung der Regionalklasse erhöht. Das gilt jedoch nur, wenn sich tatsächlich die Regionalklasse des bisherigen Zulassungsbezirks geändert hat. Ergibt sich die Änderung der Regionalklasse durch einen Umzug von einem Zulassungsbezirk in einen anderen, besteht kein Sonderkündigungsrecht.
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