Renault Clio Grandtour: 100.000-Kilometer-Dauertest
Clio Grandtour enttäuscht

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Kombis können sie, die Franzosen. Dieser kleine gefiel uns richtig gut – bis die Geräusche kamen. Der Renault Clio Grandtour im 100.000-Kilometer-Dauertest.
"Schnuckelig", so das Fahrtenbuch, sei der Clio Grandtour, der das neue Renault-Design in schönster Form darstellt. Erst recht im Dezir-Rotmetallic des Dauertestwagens. So ein kleiner Kombi steht gemeinhin für puren Nutzwert in der elterlichen Pampers-Phase, bietet er doch auf der Fläche eines Golf mehr Kofferraum (443 bis 1380 Liter) zu familienfreundlichen Preisen: 20.240 Euro kostete der Clio Grandtour Luxe mit 90 Benzin-PS, inklusive Einparkhilfe "City-Paket" und Multimediasystem R-Link, das schon bald Ärger machte. Nach 8681 Kilometern fixierte der Kartenschacht die SD-Karte nicht mehr korrekt, woraufhin das Navisystem abstürzte. Zweimal musste Renault den Schacht auf Garantie austauschen, das Navi hatte trotzdem weiter seine Macken: Es stieg mitten in der Führung plötzlich aus, lag kilometerweit daneben oder nannte falsche Tempolimits. Manchmal funktionierte ein Trick: Karte raus, Karte rein. Manchmal half nur warten.
Die Materialqualität steht im krassen Gegensatz zum Aussehen

Nervfaktoren: Klavierlack und das Markenlogo sorgten für störende Reflexion, am Lenkrad lauerten scharfe Materialkanten.
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Viele Kleinigkeiten verspielen Sympathien

Die Sicht nach schräg hinten ist schlecht, eine Rückfahrkamera daher auf jeden Fall eine gute Idee.
Im Überblick: Alles Infos zum Renault Clio Grandtour
Der Dreizylinder stellt nur sanfte Gasfüße zufrieden
Viele Fahrer rieben sich an dem ungewöhnlichen Dreizylinder mit nur 898 Kubikzentimetern, der dank Turbolader 90 PS leistet und im Twingo ein Feuerwerk abfackelt. Einer dieser modernen Hubraumzwerge, die auf dem Papier wahre Sparwunder vollbringen (Normverbrauch: 4,5 Liter/100 km), im Alltag aber zumindest Gewöhnung verlangen. Dieser Motor liefert nur sanften Gasfüßen gefühlt genug Leistung. Bei voller Beladung oder beim Auftauchen des ersten Hügels am Horizont kommt der 1155 Kilo schwere Clio arg ins Keuchen, wozu die lange Übersetzung des Fünfganggetriebes ihren Teil beiträgt. Wer nun versucht, dem TCe 90 etwas Feuer abzuringen, erntet Verbräuche mit einer Acht vorm Komma. Im Testschnitt waren es am Ende 7,7 Liter.

Kilometer 50571: Das Getriebe verhagelt die Dauertest-Note. Ein Tausch zur Halbzeit ist unumgänglich.
Fazit
Schöne Hülle, schwacher Kern. Was sein Design verspricht, kann der Clio im Alltag nicht halten: störanfällige Elektronik, einfache Materialien und als Gipfel ein defektes Getriebe. Die Qualität muss besser werden, Renault liegt derzeit deutlich hinter Koreanern und Deutschen. Die Franzosen können es doch, wie Rostvorsorge und Motorverschleiß beweisen.
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