Besser könnte der Start ins Autojahr kaum sein: Mehr als 50 Weltpremieren stehen auf dem 75. Genfer Autosalon, der so ganz nebenbei auch noch 100jähriges Jubiläum feiert. Unser fünfter und letzter Gang übers Messe-Areal führt vorbei an kleinen Flitzern (z.B. Ford Fiesta ST), vernünftigen Volks-Wagen (VW Golf Plus) und den schnellsten Serienfahrzeugen der Welt (Bugatti Veyron). Glanz und Gloria für jeden Geschmack und Geldbeutel. Doch die großen Autobosse sind trotzdem nicht in Champagnerlaune.

Wenn Deutschland in diesem Jahr ein Ergebnis auf Vorjahresniveau schaffe, sei das schon gut, meint zum Beispiel Mercedes-Benz-Chef Eckhard Cordes. BMW-Finanzvorstand Stefan Krause ist kaum optimistischer: "Der Autobestand altert, aber die Unsicherheiten im deutschen Markt sind noch sehr hoch." Auch GM-Vizepräsident Frederick Henderson und Toyota-Deutschland-Chef Markus Schrick rechnen mit einem Verkauf "auf Vorjahresniveau". Und Lewis Booth von Ford Europa sieht "keine Zeichen für eine Erholung in Deutschland".

Nach Ansicht von Bernd Gottschalk, Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), ist das Autojahr in Deutschland sogar schon jetzt so gut wie abgehakt. Grund für das sechste Jahr ohne Wachstum in Folge sei "die hohe Arbeitslosigkeit und allgemeine Verunsicherung der Verbraucher" – das haben wir auch schon 2004 gehört. Nicht nur wir, auch Renault: Die Franzosen ließen daher die Marke Dacia aufleben und wollen den rund 7500 Euro billigen Logan dieses Jahr nach Deutschland bringen. Ein kleiner Lichtblick für private Brieftaschen.

Solche Kampfpreise setzen die Konkurrenz stets unter Handlungsdruck: In Tschechien läuft jetzt die Gemeinschaftsproduktion der Kleinwagen-Drillinge Toyota Aygo, Peugeot 107 und Citroën C1 an. Die drei Genf-Premieren basieren auf derselben Plattform und sollen um 8000 Euro kosten. Preisansage auch von Skoda: Die tschechische Volkswagen-Tochter prüft den Bau des Stufenheckmodells Fabia Sedan für 8500 Euro – made in Ukraine. Und zeigt in Genf die flotte Kompakt-SUV-Studie Yeti auf Basis des künftigen Roomster.

Mehr Baureihen von B-Klasse bis Zoé, mehr Vielfalt, günstigere Einsteigermodelle – eigentlich kein Grund für schlechte Stimmung. Vielleicht wollen die Hersteller nach dem unerwartet schwachen Vorjahr diesmal nur nicht hochstapeln. Nennen wir es das "Schleswig-Holstein-Syndrom": Lieber nicht jubeln, bevor alles vorbei ist und man sich noch blamieren könnte. Gute Nachrichten gibt es jedenfalls auch für die Umwelt: Mercedes-Benz spendiert ab Sommer 2005 allen seinen Diesel-Pkw serienmäßig Rußpartikelfilter – die Käufer profitieren vom neuen Steuervorteil. Da ist es doch, das Licht am Ende des Tunnels.