Schwule Kaufberatung
Gesucht: Der heißeste Typ

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Schwule gelten als wohlhabend, die meisten Hersteller buhlen um ihre Gunst. Welches Auto kommt am besten an? Der schwule Autoclub Motorboys hat es herausgefunden.
Bild: Sven Krieger
Vor dem Edelheiß steht ein Mann in knielangen Strickstrümpfen und kurzen, viel zu engen Ledershorts. Sein Blick sticht, er trifft die vor der Schwulenbar flanierenden Männer an ihren empfindlichsten Stellen. In der Ferne des Münchener Glockenbachviertels erhebt sich das Röhren eines Porsche-Motors, es wird lauter, der Wagen rollt heran. Für einen Moment ist der Lederhosenliebhaber nicht bei der Sache, er vergisst die Männer um sich herum und lugt neugierig rüber zu Wolfgang Feichtinger, dem Fahrer des Cayman S. "Man wird sehr gut wahrgenommen. Ein Auto zum Sehen und Gesehenwerden", sagt der 44-Jährige. Feichtinger ist Mitglied bei den Motorboys, einem Autoclub nur für Schwule.
Das ideale Schwulenauto wäre ein zweisitziger Kombi

Porsche hatte keine Lust auf einen schwulen Autotest

In den Szenevierteln deutscher Großstädte heißt der Sportwagen deshalb Porsche Gayman, auf Deutsch: schwuler Mann. Porsche müsste sich nicht verstecken, das Einsteigermodell macht Schwule wie Wolfgang Feichtinger schwach. "Das Heck kommt gut rum", sagt der Mercedes-Fahrer nach ein paar flotten kurvigen Kilometern auf Straßen und Teststrecke. Und auch sonst scheint sich die Entwicklungsabteilung still und heimlich Gedanken über die Bedürfnisse schwuler Kunden gemacht zu haben. Direkt hinter den harten Schalensitzen befinden sich Fächer, in denen sich Kondompackungen ebenso dezent wie griffbereit deponieren lassen – übrigens auch für Heteros sehr praktisch. Zu umständlich findet der Motorboy das Navigationsgerät. Bis es Deutsch mit ihm spricht, müssen er und ein Clubkamerad lange herumfummeln.
Zwar wird Aschwin Beukert wohl nie Nachwuchs haben, doch statt einer Familie geht er gern mit Freunden auf Spritztour. Besonders angetan ist der Blumenhändler daher von den bequemen Liegesitzen im Fond und der Form des bei Schwulen traditionell beliebten Oberklasse-Citroën C6. "Eine Luxuslimousine, die nicht protzig rüberkommt", sagt er. Der gebürtige Holländer steuert seinen Franzosen zum Pickinick vor eine alte Scheune. Dank Hydropneumatik lässt sich eine unebene Wiese spielend befahren. Sein Wunsch: "Citroën soll den als viertüriges Cabrio bauen."
Bloß kein Mainstream: Schwule wollen das Besondere
Groß und lang – so liebt es auch Thomas Rosenthal. Der Rettungssanitäter mag Zweitürer mit viel Platz, sein Favorit ist das Peugeot 407 Coupé. "Bloß keine Familienvans", sagt er und streichelt die schräg nach vorn abfallende Motorhaube. "Einfach nur schön, außerdem passt mein Golfbag problemlos hinten rein. Alles in allem ein Auto mit Charme."
Ganz anders als das BMW 320i Cabrio. Der 170 PS-starke Vierzylinder fällt bei allen Motorboys durch. Tester Hannes Michel: "Blech gewordene Langeweile, der Motor hört sich nach nichts an. Mein erster BMW, der keine Freude am Fahren vermittelt." Der 320i sei "zu sehr Mainstream. Schwule aber suchen oft was Besonderes", sagt er. Der Kfz-Mechaniker weiß, wovon er spricht. Seit seinem 18. Lebensjahr hat der 34-Jährige mehr als 200 Autos besessen. Weil Hannes als Jugendlicher im Garten seiner Eltern mit alten Autos herumkurvte, gründeten genervte Nachbarn eine Bürgerinitiative. Mit dem leisen und mehrheitsfähigen BMW wäre es sicher nicht so weit gekommen.
Mit Luigi kriegt man jeden Mann rum

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Claudius Maintz
Damit eins klar ist: Blech kann nicht homo sein, es gibt keine schwulen Autos! Aber: Unter Schwulen finden sich die kreativsten Schneider, Köche oder Frisöre. Sie legen Wert auf Stil und Leben abseits des Mainstreams (leider oft unfreiwillig). Dort entsteht eine Avantgarde, die früher oder später auch Heteros begeistert. Und damit Trends für alle setzt!
Das sind die Motorboys

Kurzinterview mit Christian Kallmeyer, Ansprechpartner für schwule Kunden beim Berliner BMW- und Mini-Händler Riller & Schnauck.
"Ich frage nicht nach der Gattin"
AUTO BILD: Autos an Schwule verkaufen – kann das nicht jeder Verkäufer? Nein. Viele schwule Kunden erwarten, dass man weiß, wie sie ticken. Der Zusammenhalt in der Community ist groß, Schwule kaufen gern unter Gleichgesinnten. Wenn es um Finanzierungs- Bürgschaften geht, erspare ich homosexuellen Kunden die peinliche Frage nach der Ehefrau. Wir können offener reden.
Worauf achten Schwule beim Autokauf? Sie wollen ein Modell, das sich von der Masse abhebt und auffällt, zum Beispiel Zweitürer und Coupés. Viele legen Wert auf Individualität. Deshalb ist unter anderem der Mini sehr beliebt. Hier hat der Kunde viele Ausstattungsmöglichkeiten. Einige meiner Kunden haben sich sogar schon die Regenbogenfahne auf das Dach lackieren lassen.
Wieso sind schwule Käufer so wichtig? Homosexuelle arbeiten gern in Medien- oder gestalterischen Berufen. Oft sind sie wohlhabend und haben mehr finanzielle Freiheiten als zum Beispiel Familien mit vielen Kindern. Riller & Schnauck ist Vorreiter im Gay-Marketing. Meine Firma schaltet sehr erfolgreich Anzeigen in Schwulenmagazinen oder sponsert Straßenfeste. Mittlerweile machen das aber auch viele Mitbewerber.
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