Stark soll er sein, schnell und wendig. Der Puma gilt als modernster Schützenpanzer der Welt. Seit einem Jahr erprobt ihn die Bundeswehr – und listet ebenso wie das Verteidigungsministerium eine Reihe von Mängeln auf.

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Groß, schwer oder gepanzert: Schwermetall bei autobild.de

Probleme in vielen Bereichen

Stärkster Schützenpanzer der Welt
Hier ist Platz: Insgesamt neun Soldaten passen in den Bauch des Puma.
Bild: Autobild
Den Schützenpanzer plagen vor allem technische Probleme: Soft- und Hardware der Waffensteuerung entsprechen angeblich nicht den nötigen Sicherheitsanforderungen. Deshalb darf der Puma vorerst nur auf Schießplätzen mit erweitertem Sicherheitsbereich scharf schießen. Dazu kommen einige Umrüstungswünsche. So soll der Kommandant statt auf Schwarz-Weiß-Monitore künftig auf Farbbildschirme schauen. Schon ausgelieferte Fahrzeuge – statt 151 Puma sind bisher nur 87 ausgeliefert – müssen dafür wieder umgerüstet werden. Das kostet rund 150 Millionen Euro extra. Auch die elektronischen Beobachtungseinrichtungen müssen nach der Auslieferung erneuert werden, denn der neue Zulieferer kann erst 2018 starten. Außerdem fehlt eine turmunabhängige Sekundär-Waffe. Geändert werden soll auch das Maschinengewehr. Statt des bisher montierten MG4 mit dem Kaliber 5,56 mm soll eines mit Kaliber 7,62 mm eingesetzt werden – frühestens aber 2020.

Bundeswehr behält alten Marder bis 2025

PSM Puma
Mit dem 1088 PS starken, sieben Millionen Euro teuren Puma holt sich die Bundeswehr den Bugatti Veyron unter den Schützenpanzern ins Haus.
Bild: Autobild
Was noch fehlt, sind neue digitale Funkgeräte und ein zusätzliches Funkgerät für die Integration des Systems "Infanterist der Zukunft – Erweitertes System" (IdZ-Es). Und auch beim Waffensystem will die Bundeswehr nachrüsten: Der Puma soll das mehrrollenfähige Leichte Lenkflugkörper-System (MELLS) bekommen, eine wichtige Waffe zur Bekämpfung stark gepanzerter Ziele. Bisher past das System nicht in den Puma und muss deshalb angepasst werden. Die Auslieferung zahlreicher Fahrzeuge verschiebt sich um sieben Monate, ist aber weiterhin für 2020 geplant. Dann sollen insgesamt 350 Fahrzeuge an die Bundeswehr geliefert sein. Damit verzögert sich der Zeitplan um insgesamt fünf Jahre. Auch die Kosten sind mittlerweile explodiert. Statt der geplanten 2,1 Milliarden Euro werden es am Ende rund 4,3 Milliarden Euro sein. Dafür sind aber auch nachträgliche Änderungswünsche der Bundeswehr verantwortlich. Bei so vielen Baustellen verwundert es nicht, dass die Bundeswehr 200 der alten Schützenpanzer Marder bis 2025 im Feld lässt – ein Jahr, nachdem der neue Puma seine Einsatzreife erreicht haben soll.

Konkurrenz aus dem eigenen Haus: der neue Lynx

PSM Puma
Feuerkraft, Schutz, Wendigkeit: In diesen Disziplinen soll der Schützenpanzer Lynx glänzen.
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Und hier kommt die Konkurrenz: Vor Kurzem stellte Rheinmetall den Lynx vor. Laut Hersteller soll sich der Schützenpanzer besonders durch Feuerkraft, Schutz, Führbarkeit und Beweglichkeit auszeichnen. Bisher gibt es zwei Versionen vom Lynx: KF31 und KF41. Der KF31 wiegt bis zu 38 Tonnen und bietet neun Soldaten Platz. Beide Panzer lassen sich nicht nur als Schützenpanzer konfigurieren, sondern auch als Führungsfahrzeug (Command & Control), Spähpanzer (Reconnaissance), Sanitätspanzer (Ambulance) oder Gefechtsschadensinstandsetzungsfahrzeug (Repair & Recovery). Wahlweise lassen sich Gummi- oder Leichtmetallketten verwenden. Größter Unterschied: Der Motor sitzt bei der Neuentwicklung vorn. Als Hauptbewaffnung dient beim Schützenpanzer der Lance-Turm mit einer stabilisierten fremdangetriebenen und luftsprengpunktfähigen Maschinenkanone, entweder mit Kaliber 30 mm oder 35 mm. Außerdem soll der Lynx weniger Kinderkrankheiten als der Puma haben. Durch robustere und zuverlässigere Technik ist er vor allem für den Export bestimmt.

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Rheinmetall Schützenpanzer Lynx
Alle Infos zum Rheinmetall Schützenpanzer Lynx
Rheinmetall Schützenpanzer Lynx
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Rheinmetall Schützenpanzer Lynx: Vorstellung
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Gepanzert oder schwer gepanzert, das ist hier die Frage: Der Puma setzt neue Standards bei Schützenpanzern.
Bild: Werk
Doch zurück zum Puma. Der Schützenpanzer aus dem Joint Venture Projekt System & Management GmbH (PSM; Rheinmetall Defence und Krauss-Maffei Wegmann) löste 2015 nach vierjähriger Verzögerung den Marder ab, der rund 40 Jahre lang gebaut wurde. Schon erste Tests des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) zeigten, dass Puma-Modelle aus der Vorserie bei Geschwindigkeiten über 50 km/h nicht mehr zuverlässig bremsen können. Die theoretische Höchstgeschwindigkeit des Pumas liegt bei Tempo 70. Schuld war die verschleißfreie Zusatzbremse, dem sogenannte Retarder des Herstellers Voith. Und so mussten die 20 bereits gelieferten Modelle wieder umgebaut werden.

Für Tests ging es in die Wüste

PSM Puma
In den nächsten fünf Jahren sollen insgesamt 350 Puma-Panzer für die Truppe gebaut werden. Ein Teil der Panzer muss dann nachgerüstet werden.
Bild: Bundeswehr/Hannemann
Zur finalen Testphase schickte die Bundeswehr 2013 den stärksten Schützenpanzer der Welt in die Wüste. Nach der Kälteerprobung in Norwegen 2012 ging es von August bis Ende Oktober 2013 zur Heißklimaerprobung in die Vereinigten Arabischen Emirate. Dort musste sich der Puma bei Schieß- und Fahrerprobungen unter Wüstenbedingungen beweisen. Zusätzlich wurden die Temperaturverläufe im Fahrzeuginneren im Vergleich zu den Außentemperaturen gemessen. Laut Verteidigungsministerium zeigten sich noch während der Erprobung Probleme bei der Elektronik und Software sowie der "Sichtmöglichkeit" für den Fahrer bei Tag wie bei Nacht. Positiv sei die hohe Wendigkeit und "das stimmige Turmkonzept" aufgefallen, hieß es in den Prüfberichten.

Neus Konzept für außen und innen

Dazu kommt die niedrige Silhouette mit glatter Außenfläche. Wie bei einem für das gegnerische Radar beinahe unsichtbaren Stealth-Jet verringern diese Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden. Im Vergleich dazu wirkt sein Vorgänger Marder dick und plump. Zukunftsweisend ist das zweistufige Schutzkonzept des Puma. In der Konfigurationsstufe A (Air-transportable) kann er mit einem Gewicht von 31,4 Tonnen im künftigen Airbus A400M auf weite Reisen gehen – das neue Transportflugzeug kann 32 Tonnen Ladung aufnehmen. Ein Vorteil gegenüber dem Kampfpanzer Leopard 2, der mit seinen mindestens 62 Tonnen nur in eine russische Antonov darf. Trotzdem soll der Puma bereits in der Basiskonfiguration durch neueste Panzer-Technologie gegen Minen und Handfeuerwaffen gewappnet sein. In der Stufe C (Combat) ist der Puma seitlich, am Heck und am Turm mit weiteren Schutzmodulen aufrüstbar. So kann der dann bis zu 43 Tonnen schwere Panzer auch in Hinterhalten bestehen, in denen er von allen Seiten beschossen wird.

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Das ist Deutschlands Panzer-Zukunft
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Mit 1088 PS mehr als doppelt so viel wie der Marder

Um auf alle Situationen reagieren zu können, steht der Puma-Besatzung mit 800 kW (1088 PS) bei 3800 U/Min doppelt so viel Leistung zur Verfügung wie im Marder. Kein anderer Schützenpanzer der Welt kommt an die Power des Zehnzylinder-Diesels von MTU ran. Der MTU-Motor 10V 890 bietet ein maximales Drehmoment von 2400 Newtonmetern bei 3000 U/min. Motor und Getriebe liegen vorn rechts neben dem Fahrer. Beides ist parallel zur Fahrzeugachse eingebaut und direkt mit den beiden Antriebskränzen des Laufwerks verbunden. Zudem zeichnet sich der Puma-Sondermotor durch ein niedriges Leistungsgewicht und kompakte, platzsparende Bauweise aus. So sind etwa die üblicherweise außen angeschraubten Baugruppen wie Ölfilter, Ölkühler und Ladeluftrohre in das Motorgehäuse integriert. Die Common-Rail-Direkteinspritzung ermöglicht bei einem Hubvolumen von 1,1 Litern je Zylinder eine Zylinderleistung von 80 kW.
Beim Puma wirken bis zu 34 PS auf jede Tonne und dürften für sehr gute Beschleunigungswerte sorgen. Vor allem im Vergleich zur internationalen Konkurrenz: Der amerikanische M2 Bradley kommt nur auf 20 PS pro Tonne. Wichtig: Beschleunigung ist für einen Panzer im Gefecht wichtiger als Höchstgeschwindigkeit. Das Puma-Triebwerk umfasst neben dem Motor auch ein automatisches 6-Gang-Lenkschaltgetriebe der Firma Renk mit elektrohydraulischer adaptiver Steuerung, das quer vor dem Motor eingebaut ist. Die Augsburger sind Weltmarktführer bei Getrieben für Kettenfahrzeuge wie Leopard 2, Merkava und Leclerc Tropicalisé.

Neues Sicherheitskonzept und bessere Panzerung

Für die Sicherheit der Soldaten sorgen neben der Panzerung eine Brandunterdrückungsanlage im Besatzungsraum sowie eine Feuerlöschanlage im Triebwerksraum. Fahrer, Kommandant, Richtschütze und sechs weitere Soldaten haben Platz im 1,20 Meter hohen Bauch des Puma. Dort sind sie von Hightech umgeben. Auf Displays sind Lagekarten und wichtige Fahrzeuginfos abgebildet. Andere Monitore zeigen Bilder des um 360 Grad drehbaren Kommandantenperiskops, der Tageslichtkameras und der Nachtsichtgeräte. Ansonsten sorgen Winkelspiegel für die Sicht nach draußen. Das Kettenlaufwerk ist vom Rumpf entkoppelt, dadurch kann man sich im Inneren des Puma auch ohne Bordverständigungsanlage unterhalten.

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Von

Fabian Hoberg