Test Mercedes GLK/BMW X3/VW Tiguan
Verlädt der GLK die Konkurrenz?

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Lange hat es gedauert, doch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Der neue Mercedes GLK ist da. Er setzt auf markantes Design und einen neuen Spardiesel. Ein packender Dreikampf gegen BMW X3 und VW Tiguan.
Wir brauchen mehr Ecken und Kanten, mehr Menschen mit Profil statt mit Profilneurose, einfach mehr Mut. Eine Forderung, die der Mercedes GLK ab diesem Wochenende schon mal auf die Straße trägt. Denn das kompakte Schwaben-SUV widersetzt sich wohltuend dem weichgespült-langweiligen Einheitsdesign dieser boomenden Fahrzeugklasse. Endlich eine klare Ansage, Mercedes gibt sich und uns die Kante. Ob der GLK 220 CDI neben optischen Akzenten auch sonst Ausrufezeichen setzt, zeigt der Vergleich mit BMW X3 xDrive 20d und VW Tiguan 2.0 TDI Sport & Style. Mit dem brandneuen Common-Rail-Diesel (mit 204 PS demnächst im C 250 CDI) ist der GLK 220 CDI bestens gerüstet. Eine moderne Registeraufladung (zwei unterschiedlich große Lader werden hintereinander geschaltet) entlockt dem 2,1-Liter 170 PS. Die werden über eine Siebenstufenautomatik (Serie) an alle vier Räder verteilt. Und entfachen dort ordentlich Feuer, ohne laut zu werden. Der 220 CDI arbeitet tatsächlich so flüsterleise, dass vom Selbstzünder-Prinzip nichts zu hören ist. Besonders im direkten Vergleich mit den 170 TDI-PS des Tiguan ein echter Genuss – einen leiseren Diesel kenne ich nicht.
7,9 Liter auf 100 Kilometer – keine Spitzenleistung des GLK
Obwohl subjektiv weniger bissig und drehfreudig als etwa der 177 PS starke X3, lässt der Mercedes die Konkurrenten nicht davonziehen, kann sich auf der Autobahn sogar von ihnen absetzen. Eine Ursache: Obwohl VW und BMW gewohnt gute Sechsgang-Handschaltungen haben, schaltet die flotte 7G-Tronic im Benz immer einen Tick schneller. So schafft es der GLK, sein mehr als üppiges Leergewicht von 1922 Kilogramm geschickt zu umspielen. Zumindest was das Temperament angeht. Beim Verbrauch schlagen die zusätzlichen Kilos (der Tiguan wiegt 244 Kilo weniger) dann aber gnadenlos zu. Obwohl der neue Vierzylinder bis unter den Kopfdeckel mit Spartechnik vollgestopft ist, trinkt er ganz munter den Sprit weg. Bei 7,9 l/100 km können wir jedenfalls keine "Spitzenstellung für die neue Vierzylinder-Diesel-Generation" erkennen. Der zugegeben rauer laufende Zweiliter des BMW setzt hier mit 7,2 Litern die Bestmarke, der 2.0 TDI von VW nimmt nur ein Zehntel mehr. Verladen fühlen wir uns dann beim Thema Fahrkomfort. Liebe Entwickler, auch wenn im Namen dieser SUV-Fahrzeugklasse das Wort "Sports" enthalten ist, handelt es sich bei X3, Tiguan und GLK um Freizeit- und Familienautos. Und keinesfalls um Rennsemmeln. Auch wenn die durchweg straffen Federungen diese absurde Annahme nahelegen.
Beim Bremsen setzen Mercedes und VW die Marke

GLK, X3 und Tiguan können Sie getrost nach persönlicher Vorliebe kaufen. Unter dem unterschiedlich gepressten Blech finden sich sehr ähnliche Platzverhältnisse, und selbst bei der Qualität können BMW und Mercedes sich kaum vom VW absetzen. Wo der Tiguan im Fond mehr Lümmelluft bietet, fällt der GLK vorn größer aus. Und auch wenn das Maßband den X3 als Kleinsten entlarvt, fühlt man sich auch im BMW gemütlich untergebracht. Kleinere Abstriche verlangen nur die zu hohe Sitzposition, das leicht angestaubte und mit vielen Knöpfen gespickte Cockpit sowie die bescheidene Zuladung von 433 Kilo. Alles andere als bescheiden treten BMW und Mercedes bei der Preisgestaltung auf. Den ziemlich komplett ausgestatteten GLK 220 CDI gibt es erst ab 40.341 Euro, mit Sportpaket "Exterieur" sogar erst ab 42.186 Euro. Und tatsächlich auch erst ab Mitte 2009 – bis dahin möchte Mercedes mit Sechszylindern verdienen. Nur scheinbar günstiger fährt der X3 xDrive 20d ab 38.300 Euro vor. Wer ihm die bei Mercedes serienmäßige Getriebe- und Klimaautomatik aufschlägt, muss 2710 Euro mehr überweisen. Der Tiguan 2.0 TDI verwöhnt als Sport & Style ebenfalls mit viel Luxus, verlangt aber faire 32.350 Euro. Selbst mit Ausstattung à la GLK bleibt er noch fast 5000 Euro günstiger. Mercedes lässt sich seine Ecken und Kanten eben teuer bezahlen.
Fazit von AUTO BILD-Redakteur Gerald Czajka
Würde Geld keine Rolle spielen, hieße der neue König der Kompakt-SUV tatsächlich GLK. In der Realität sichert sich mal wieder der VW Tiguan den ersten Platz, weil er für deutlich weniger Geld kaum weniger Auto bietet als Mercedes und auch BMW.
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