Der "kleine" Land Cruiser muss bei Toyota die Stellung halten – den V8 mit seinem 4,5-Liter-Achtzylinder-Diesel haben die Japaner aus dem Programm genommen. Wobei das "klein" relativ zu sehen ist, denn der in vielen anderen Ländern "Prado" genannte Geländegänger ist 4,78 Meter lang und 1,89 Meter hoch, also ein durchaus erwachsener Offroader. Nicht ganz einer der alten Schule, dazu ist zu viel moderne Technik an Bord. Aber doch ein echter Geländewagen, der, so sagt Toyota glaubhaft, von seinen Besitzern häufiger im Gelände eingesetzt wird als all seine Konkurrenten.
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Toyota Land Cruiser
Der Land Cruiser ist ein echter Geländegänger. Flüsse, Berge oder Geröll halten ihn nicht auf.
Bild: Werk
Das fühlt man. Auch wer sich nicht darum schert, dass der Land Cruiser weiterhin auf einem robusten Rahmen basiert und seine Hinterräder an einer belastbaren Starrachse führt, merkt schon nach den ersten Metern: Das hier ist kein straßenorientierter Softroader, dem es auf Agilität und zackiges Handling ankommt. Die Lenkung ist zwar leichtgängig und zielgenau, die Reaktionen sind aber behäbig. Und schon bei recht mildem Kurventempo wiegt er sich in den Knien, die Federwege sind lang, die Dämpfung verhalten. Nein, für schnelle Rundenzeiten und Sprintrekorde ist er das falsche Auto.

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Daran ändert auch der neue Motor nichts. Den Umstieg vom bisherigen Dreiliter-Vierzylinder auf den neuen 2,8-Liter als Downsize-Versuch zu beschreiben, trifft die Sache nicht. Was hier unter der mächtigen Motorhaube knurrt – schon im Leerlauf deutlich kultivierter als bisher –, hat mit den modernen europäischen Hochleistungsdieseln mit 100 PS Literleistung wenig zu tun. Aus seinen vier geräumigen Töpfen schöpft der intern 1GD-FTV genannte Motor 130 kW/177 PS bei geruhsamen 3400 Touren, die Reaktion aufs Pedal würden Sportfahrer als zäh bezeichnen. Ja, man merkt: Da ist schon Kraft da, aber Kraft zum Durchkommen, nicht zum Sprinten.

Er hat alles, was man sich im Gelände wünscht

Toyota Land Cruiser
Kein seltener Anblick: Der Land Cruiser wird gern für Fahrten außerhalb befestiger Straßen benutzt.
Bild: Werk
Die neue Automatik hat zwar einen Gang mehr als bisher, immerhin sechs statt fünf, aber weil sie den Motor unter 100 km/h weiterhin lustlos im Wandler rühren lässt, vermeidet auch sie konsequent den Eindruck von Direktheit. So wirkt der Land Cruiser als automobiles Beruhigungsmittel, gewöhnt dem Fahrer jede sportliche Ambition auf der Straße ab. Sinn ergibt diese Auslegung, wenn der Asphalt endet. Mit der Bedächtigkeit eines Kamels marschiert der Japaner voran, wiegt über Felsen und durch Gräben, watet schier teilnahmslos durch oberschenkeltiefe Flüsse, erklettert ohne viel Aufhebens Steilhänge, an denen man zu Fuß Probleme hat. Denn er hat alles an Bord, was man sich im Gelände wünscht. Natürlich ein Untersetzungsgetriebe, zwei Differenzialsperren und eine ausgefeilte Traktions-Elektronik mit "Crawl Control" genannter Automatikfunktion, die ihn mit voreinstellbarer Kriechgeschwindigkeit unerbittlich voranmarschieren lässt.

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Und plötzlich gibt die butterweiche Automatik Sinn, denn hier zieht der niedertourige Vierzylinder mit der Macht eines Nashorns und man freut sich über die gefühlsarme Lenkung, denn sie reißt einem auch dann nicht das Lenkrad aus der Hand, wenn man einen Steinbrocken, ein Loch oder eine große Wurzel übersehen hat.
Technische Daten Toyota Land Cruiser GDJ 150 Automatik • Motor: 2,8-Liter Turbodiesel • Leistung 177 PS bei 3400 U/min • maximales Drehmoment 423 Nm bei 1400–2600 U/min • Sechsgang-Automatikgetriebe plus Geländeuntersetzung • permanenter Allradantrieb, Zentraldifferenzial sperrbar • Durchschnittsverbrauch 7,4 Liter Diesel/100 km • CO2-Emission 194 g/km • Beschleunigung 0-100 km/h in 12,7 Sekunden • Höchstgeschwindigkeit 175 km/h • Preis (mit Automatik) ab 45.290 Euro.

Von

Thomas Rönnberg