Willkommen bei der etwas anderen Testfahrt. Nicht irgendwo in Oschersleben oder auf einer eigens abgesteckten Wertungsprüfung in einer Kiesgrube. Sondern auf der Rallye Transsyberia. Mitten in der Mongolei. Nach Aussagen der Initiatoren ist sie die härteste Rallye für seriennahe Fahrzeuge. Rallyeprofi Armin Schwarz (45) ist offen für einen Tracktest unter Realbedingungen: "Dieses Auto ist kein schwer beherrschbarer Werkswagen, sondern ein sportliches Mobil für ambitionierte Amateure", erklärt Schwarz. Er bittet mich neben Navigator Andreas Schulz, zweifacher Dakar-Sieger, hinters Lenkrad. "Wir liegen auf Gesamtrang drei und wollen auf den restlichen 2000 Kilometern bis zum Ziel nach Ulan Bator möglichst noch etwas nach vorne", sagt Schwarz.
Porsche Cayenne S Transsyberia 2008
Die Höchstgeschwindigkeit ist zwar durch die Offroadreifen begrenzt, aber mit 170 km/h über dioe mongolischen Schotterpisten ist ein heißer Ritt.
Mein erster Eindruck vom Rallye-Cayenne: Der Einstieg ist trotz Sicherheitszelle einfach. Im Schalensitz fühlt man sich sofort wohl. Die Serienversion lässt grüßen: Das Lenkrad ist mit griffigem Wildleder überzogen, ansonsten unterscheidet sich der Fahrerplatz kaum vom Serienmodell. Die 28 Einheiten umfassende Kleinserie des Cayenne S Transsyberia 2008 ist nicht dazu geschaffen die Rallye Dakar zu gewinnen. Sondern um Amateuren einen Weg ins Abenteuer Motorsport zu ebnen. Kundensport einmal anders. Eine Rennlizenz ist ebenso notwendig wie ein feuerfester Overall. Die Offroad-Amateure treffen auf Rallye-Asse vom Schlage eines Armin Schwarz oder Christian Lavieille, Marathon-Weltcup-Gewinner in der seriennahen Klasse 2006 und 2007. Der Porsche Cayenne, ist ein waschechtes Sport Utility Vehicle, kurz SUV. Er vereint die sportiven Gene seiner Brüder mit den Qualitäten eines Offroaders.

Porsches Offroader für den Kundensport

Cockpit des Porsche Cayenne S Transsyberia 2008
Das Cockpit des Transsyberia Porsche mit Navi und Bordcomputer für den Rallye-Einsatzt.
Zur diesjährigen Ausfahrt wurde der Cayenne S Transsyberia nochmals überarbeitet. Vor allem unter dem Serienkleid. Die 195.000 Euro teure 2008er-Version verfügt über einen verstärkten und neu geformten Unterfahrschutz. Die Front- und Heckverkleidung sind zugunsten eines vergrößerten Böschungswinkels modifiziert. Grobstollige Offroadreifen erhöhen die Bodenfreiheit um weitere 30 Millimeter. Das Luftfederfahrwerk wurde neu abgestimmt und die Seriendämpfer gegen spezielle Rallyeteile ausgetauscht. Das Porsche Dynamic Chassis Control (PDCC), das durch zwei aktive Stabilisatoren die Seitenneigung in Kurven ausgleicht, wurde an die Erfordernisse von Marathonrallyes angepasst – das zeigt Wirkung. Dank überarbeitetem Sportfahrwerk turnt der 2,5-Tonner äußerst agil durchs Gelände.

Porsche mit Zusatztank und Zelt

Für den nötigen Schub sorgt der nahezu serienmäßige 385 PS starke 4,8-Liter-V8-Motor. Sein Plus: Ein variables Kennfeld. Es sorgt dafür, dass sich das Triebwerk durchaus auch mit nur 91, statt üblichem 98-Oktan-Benzin zufrieden gibt. Mit einem Schnorchel kann zudem die Luftzufuhr auf Dachhöhe gelegt werden. Dadurch gelangt bei Gewässerdurchfahrten kein Wasser in den Ansaugtrakt. Um den erhöhten Wettbewerbsdurst zu stillen, besitzt der Wüstenstürmer einen 60-Liter- Zusatztank hinter den Sitzen. Daneben füllen zwei Ersatzräder, Werkzeugkiste, Wagenheber, Sandbleche sowie Schlafsäcke und Zelt jenen Stauraum, der durch den Ausbau der Rückbank entstand. Die gewichtsreduzierte Sportauspuffanlage bringt dem Schwergewicht wenig. Die verstärkten Sportbremsbeläge und die verkürzte Achsübersetzung aus dem Cayenne GTS umso mehr.

Der Transsyberia Porsche ist eine Rarität

Porsche Cayenne S Transsyberia 2008
Dank überarbeitetem Sportfahrwerk turnt der 2,5 Tonnen schwere Cayenne sehr agil durchs Gelände.
"Ich hätte nie gedacht, was mit diesem Auto möglich ist", schwärmt Schwarz. Sieht aber ein Handicap: "Von uns Profis erwartet man bei solchen Touren den Sieg. Dabei können wir fast nur verlieren. Unsere Chancen hier zu gewinnen sind ähnlich groß, wie jene von Tiger Woods bei einem Minigolf-Turnier." Genau darin dürfte der Ansporn für die ambitionierten Hobbyfahrer liegen. Am Ende erreichen 21 von 34 im 7000 Kilometer entfernten Moskau gestarteten Teams das Ziel in Ulan Bator. In den Top 10 landen neun Porsche. Die Besten auf Rang eins bis sechs. Porsche-Privatier Christian Pfeil-Schneider wird bei seiner erst zweiten Marathontour Achter.
AUTO BILD MOTORSPORT-Testfahrer Reiner Kuhn
AUTO BILD MOTORSPOR-Tesfahrer Kuhn ist von den Offroad-Qualitäten des Porsche Cayenne S Transsyberia 2008 begeistert.
Er freut sich: "Hier geht es sicher lässiger und familiärer zu als bei einer Rallye Dakar. Während der Fahrt wird man dort kaum Zeit finden, die Landschaft zu genießen. Und zudem", schmunzelt Pfeil-Schneider verschmitzt, "ist so ein echter Transsyberia-Porsche eine Rarität. Es soll Leute geben, die nach dieser Tour dafür noch immer den Neupreis bieten." Fazit von AUTO BILD MOTORSPORT-Testfahrer Reiner Kuhn: Keine Frage, der Porsche Cayenne S Transsyberia 2008 besitzt exquisite Offroad-Qualitäten. Doch wer nicht bei dieser Rallye teilnehmen kann, für den dürfte sich das exklusive Gerät kaum lohnen. Deshalb bringt Porsche den Serien-Cayenne S als Sondermodell "Transsyberia" für unter 100.000 Euro auf den Markt.

Von

Reiner Kuhn