Wer die Kfz-Versicherung wechseln möchte oder ein Fahrzeug neu versichert, stellt sich oft die Frage, ob eine Vollkaskoversicherung nötig ist oder auch eine Teilkasko reicht. So viel vorweg: Gesetzlich vorgeschrieben ist eine Kasko-Versicherung nicht – nur eine Haftpflichtversicherung ist Pflicht. Trotzdem ist eine Kaskoversicherung sehr zu empfehlen. Ob Vollkasko oder Teilkasko, das ist am Ende eine wirtschaftliche Entscheidung. AUTO BILD klärt die wichtigsten Fragen dazu im Interview mit Versicherungsexperten Wolfgang Schütz (Verivox Versicherungsvergleich GmbH).

AUTO BILD: Autofahrer haben die Wahl zwischen einer Teil- oder Vollkaskoversicherung. Welche Unterschiede sollten Versicherte kennen?
Wolfgang Schütz: Eine Teilkaskoversicherung zahlt, wenn das Auto durch Unwetter beschädigt wurde – das heißt durch Sturm, Hagel und Überschwemmungen. Auch nach Feuer oder einem Diebstahl, nach Marderbissen, Wildschäden und bei Glasschäden können Autofahrer ihre Teilkasko in Anspruch nehmen. Die Vollkasko ersetzt vor allem selbst verursachte Schäden am eigenen Auto – vom Parkrempler bis zum Totalschaden.
Auch bei Vandalismusschäden können Versicherte auf ihre Vollkaskoversicherung zählen. Der Begriff stammt aus dem Spanischen und bezeichnete früher den Schiffsrumpf, den casco. Eine Teilkasko ist übrigens automatisch bei der Vollkaskoversicherung eingeschlossen und beide schützen das eigene Auto – ganz im Unterschied zur Haftpflicht, die Schäden bei Unfallgegnern bezahlt. Und während kein Auto ohne Haftpflicht auf die Straße darf, sind die Kaskoversicherungen freiwillig.

Wann lohnt sich nun eine Vollkaskoversicherung und wann eine Teilkaskoversicherung?
Eine einfache Antwort gibt es nicht. Verbraucher prüfen am besten die eigene Situation: Wer nach einem Totalschaden auf das Auto angewiesen ist und ein Ersatzauto nicht bezahlen oder über Kredit finanzieren kann, der sollte eine Vollkasko abschließen. Es gibt Faustformeln, dass die Vollkasko für fünf oder sechs Jahre empfehlenswert ist. Aber es lohnt sich nachzurechnen, wie viel teurer der Vertrag mit Vollkasko im Vergleich zur Teilkasko oder zur reinen Haftpflicht wird.
Wolfgang Schütz, Verivox
Wolfgang Schütz von Verivox beantwortet die wichtigsten Fragen zur Kasko-Versicherung.
Wer beispielsweise 300 Euro im Jahr zusätzlich bezahlt, für den ist die Vollkasko oft noch sinnvoll, wenn das Auto sechs Jahre oder älter ist. Ein Mittelklassewagen ist nach sechs Jahren noch etwa 10.000 Euro oder mehr wert. So hoch liegt das maximale Risiko bei einem Totalschaden. Für Fahrer mit einer mittleren Schadenfreiheitsklasse sind Kasko-Beiträge von wenigen Hundert Euro realistisch.
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Auf welchen Zusatzschutz sollten Versicherte achten?
Der Tarif sollte grob fahrlässig verursachte Schäden komplett bezahlen. Wer zum Beispiel am Handy telefoniert und währenddessen einen Unfall verursacht, handelt grob fahrlässig. Dann muss der Versicherer den Schaden eigentlich nur zum Teil bezahlen. Die Autoversicherer haben aber in den letzten Jahren ihre Leistungen stetig verbessert. Fast 90 Prozent der Tarife verzichten heute auf Abzüge und bieten den vollen Schutz. Dann unterscheiden sich die Tarife darin, wie lange sie bei Diebstahl oder Totalschaden den Neuwert des Autos bezahlen.
Bei jedem dritten Tarif ist zum Beispiel der Neuwert für eine Dauer von 24 Monaten oder länger versichert. Erst wenn der Schaden später passiert, wird der geringere Zeitwert ersetzt. Bei weniger leistungsstarken Basistarifen gelten kürzere Fristen. In der Teilkasko sollten auch die Folgeschäden von Marderbissen ausreichend versichert sein, nicht nur die Marderbisse selbst. Oft sind die Folgeschäden teurer. Außerdem ist heute der Schutz bei Kollisionen mit Tieren besser – früher war überwiegend Haarwild versichert, heute Unfälle mit allen Tieren.

Wird der Kfz-Beitrag nach einem Schaden immer teurer?
Da unterscheiden sich Teilkasko- und Vollkaskoschutz wieder. In der Teilkasko ist die Prämie fest, auch nach einem Schadensfall. Anders verhält es sich, wenn die Vollkaskoversicherung für einen Schaden aufkommt. Dann wird der Versicherte im nächsten Jahr in seiner Schadenfreiheitsklasse zurückgestuft. Damit steigt auch der Versicherungsbeitrag. Das kann je nach Rabattstufe gleich mehrere Hundert Euro Unterschied ausmachen.

Wie setzt sich der Preis der Kfz-Prämie zusammen?

Die Versicherer kalkulieren zahlreiche Faktoren in den Kfz-Preis ein: Das Alter des Fahrers und des Fahrzeugs, die im Jahr gefahrenen Kilometer und die Typklasse des Autos. Auch der Zulassungsbezirk wirkt sich auf den Preis aus. Wer sein Auto in einer Region mit hoher Schadensbilanz zulässt, wird in eine teurere Regionalklasse eingestuft. In der Kaskoversicherung ist außerdem in der Regel eine Selbstbeteiligung vereinbart – in der Teilkasko oft 150 Euro, in der Vollkasko 300 Euro. Damit sinkt der Versicherungsbeitrag spürbar. Dafür zahlen Versicherte diesen Betrag nach einem Schaden aus eigener Tasche, für den Rest kommt der Versicherer auf.

Ist die Teilkaskoversicherung immer günstiger als die Vollkasko?
In der Regel ist der Teilkaskobeitrag günstiger, weil der Leistungsumfang geringer ist. Doch manchmal kostet der erweiterte Vollkaskoschutz sogar weniger, etwa, wenn niedrige Vollkasko-Risikoklassen auf einen günstigen Schadenfreiheitsrabatt treffen. Ein Beispiel: Ein 55-jähriger Modellkunde mit der hohen SF-Stufe (SF 36) zahlt 252 Euro für die Kfz-Haftpflicht mit Teilkasko, wenn er seinen Renault Megane 2.0 im Landkreis Lüchow-Dannenberg zugelassen hat. Der Vollkaskoschutz ist hier fast 60 Euro günstiger und liegt bei nur 193 Euro. Für Versicherte lohnt es sich daher immer, Tarife zu vergleichen.