Vergleich 500 Abarth/Mini Cooper/Twingo RS
Die wollen nur spielen

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Drei Kurze mit insgesamt fast 400 PS – da kommt mit Sicherheit richtig Biss ins Spiel. AUTO BILD war mit den kleinen Krachern 500 Abarth, Mini Cooper und Renault Twingo RS unterwegs.
"Die wollen nur spielen" – als ich diesen Satz zum letzten Mal hörte, lag ich kurz darauf im Dreck, und zwei ausgewachsene Dobermänner saßen auf mir. "Die wollen nur spielen" – das ist normalerweise der (mehr oder weniger) charmante Versuch von Hundebesitzern, ihre lechzenden Vierbeiner als harmlose Schmusetierchen zu verkaufen. Eine Strategie, die sich bestens auch auf Autos anwenden lässt. So verkauft der freundliche Fiat-Händler seinen 500 Abarth als "nettes, kleines Spielzeug für die Stadt" – in Wirklichkeit handelt es sich bei dem grell geschminkten Italiener aber um eine bissige Rennsemmel mit 135 PS. Ähnlich verfährt Renault. "Ein flinkes Kerlchen, das aber völlig harmlos ist", will uns der Verkäufer den Twingo RS hier ans Herz legen. Der feuerrote Frankofloh hat es dank 133 PS und optionalem Cup-Fahrwerk allerdings faustdick hinter den 17-Zoll-Rädern.
Die drei kleinen Rennsemmeln lassen es auf der Piste richtig krachen
Am ehesten glauben wir den Mannen von Mini, dass der Cooper "eigentlich ein ganz normaler Kleinwagen mit vielversprechenden fahrdynamischen Talenten" ist. Wer den 120-PS-Knirps richtig rannimmt, stellt jedoch schnell fest, dass er genau genommen in einem Kart mit Straßenzulassung sitzt. Drei kleine Kraftmeier mit zusammen fast 400 PS und eine Frage: Wie gut sind die Muskel-Minis erzogen – wollen sie wirklich nur spielen, oder erweisen sie sich womöglich als bissige Kampf-Knirpse? Rein optisch müßte der Fiat eigentlich Leine und Maulkorb tragen. Auffällige Anbauteile, Abarth-Logos in Übergröße, 195er-Puschen – die alles andere als dezente Kriegsbemalung mag die selbst ernannten Wächter des guten Geschmackes abschrecken, sie steht dem kleinen Italiener aber ganz hervorragend. Und passt zu seinem Auftritt auf der Piste. Mit bösem mechanischem Knurren erwacht der 1,4-Liter-Turbo zum Leben und lässt politisch korrekte Gutmenschen zusammenfahren, als säße ein zähnefletschender Kampfhund neben ihnen. Tut er natürlich nicht.
Eine pfiffige Elektronik simuliert beim 500 Abarth ein Sperrdifferenzial
Der Abarth geht zwar mit tierischem Druck nach vorn, reißt schon nach 8,2 Sekunden die 100-km/h-Schranke nieder und lässt erst bei Tempo 205 wieder locker. Angst muss vor dem kleinen Italiener aber niemand haben. Abgesehen vielleicht mal von Menschen mit vorgeschädigten Bandscheiben – denen wird wohl die recht trocken ansprechende Federung unangenehm aufstoßen. Beim Toben auf der Rennstrecke bleibt der scharfe 500er allerdings so brav wie ein Schoßhündchen. Dank serienmäßigem ESP leistet sich der flinke Windhund auch bei engagierter Spielstunde keine Ausrutscher. Allerdings signalisiert der mitunter leicht werdende Hintern durchaus, dass die Sache mit dem ESP eine gute Idee war. Gleiches gilt für die Drehmomentverteilung zwischen rechtem und linkem Vorderrad (TTC = Torque Transfer Control). Dabei simuliert die Elektronik mittels Bremseingriffs ein Sperrdifferenzial, das dem Zwerg schneller durch Kurven hilft und das unsportliche Untersteuern verringert. Auf der anderen Seite konnten die Abarth-Aufmotzer dem 500 die indirekte Lenkung und die zu hohe Sitzposition nicht ganz abgewöhnen – hier beweist der Kleine, dass er noch nicht perfekt abgerichtet ist.
Der ebenfalls ESP-gesicherte Renault hinterlässt da einen ruhigeren, souveräneren Eindruck. Allerdings sorgen die teigige Lenkung und die recht langen Wege zwischen den Gängen für klare Spaßbegrenzung. Schade. Zumal auch der dünne Motorsound nicht wirklich anmacht. Immerhin lassen sich die 133 PS des forschen Franzosen mittels Drehzahl zu echten Temperamentsausbrüchen verleiten. Während der 1,6-Liter untenrum noch so scheu wie ein Rehpinscher angesichts eines Rottweilers daherkommt, verliert er obenrum jede Beißhemmung. So fliegen wir in neun Sekunden auf 100 km/h und schaffen knapp über 200 km/h. Spätestens auf der Landstraße fordert das gnadenlose Cup-Fahrwerk mit 17-Zöllern (600 Euro) aber echte Nehmerqualitäten.
Der Mini überzeugt mit präziser Lenkung und knackiger Schaltung

Das Fazit von AUTO BILD-Redakteur Gerald Czajka
Mehr Sein als Schein – nach dieser Devise holt sich der Mini Cooper in diesem Trio verdient die Pole Position. Auch wenn 500 Abarth und Twingo RS deutlich schärfer aussehen und mehr Leistung aufbieten, lässt ihnen der Mini auf der Piste keine Chance. Fahrwerk, Schaltung und Lenkung arbeiten präzise und perfekt – so machen kleine Autos großen Spaß. Der fetzige Fiat überzeugt vor allem mit seinem 1,4-Liter-Turbo, der gnadenlos zusticht wie ein Skorpion. Der Renault geht weniger direkt und bissig zu Werke, verschafft sich aber durchaus Respekt und landet nur knapp hinter dem Abarth.
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