Großes Abgasübel des Dieselmotors sind die Stickoxide, die für Atemwegreizungen und andere schlimme Dinge verantwortlich gemacht werden. Doch die derzeit gültigen EU-Abgasnormen sehen für Diesel mehr als dreimal so viel Stickoxid vor wie für Benziner. Aber wie beim Dieselabgas die Stickoxide reduzieren? Klar, man kann den Wirkungsgrad des Diesels runterdrehen. Dann produziert er weniger Stickoxide, braucht aber ähnlich viel Kraftstoff wie ein Benziner. Die Technikerlösung: Der Diesel darf wieder sparsam sein, die dabei entstehenden Stickoxide werden im Auspuff reduziert, mit einem Kat, der Stickoxid in Stickstoff umwandelt. Dazu benötigt er aber Hilfe in Form eines Zusatzmittels: Harnstoff, neudeutsch AdBlue genannt.

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Audi Q7 3.0 TDI Clean Diesel
Die Audi-Clean-Diesel-Technologie schafft die strenge Euro 6-Einstufung.
Der lagert in einem separaten Tank, der im Winter beheizt werden muss, und wird vor den Kat eingespritzt. Audi nennt solche Typen Clean Diesel, der Q7 3.0 TDI ist einer der Ersten. Die Spartheorie kann er aber nicht halten, verbraucht als Clean Diesel mit der komplexen Abgasnachbehandlung 0,6 Liter mehr Dieselkraftstoff als zuvor. Schwächer ist der 3.0 TDI nicht geworden und auch nicht schwerer: Unverändert 240 PS treffen auf gut 2,4 Tonnen Leergewicht. Das lässt den riesigen Q7 nach einer kurzen Anfahrpause ordentlich wegziehen. Gerümpfte Nasen wegen der Harnstoffbeigabe sind übrigens unbegründet. Der Testwagen roch nicht anders als jeder gewöhnliche Diesel. Feiner freilich riecht der per Benzin-Hybrid angetriebene Lexus. Sein Konzept: Man nehme den von Haus aus mit weit unproblematischeren Abgasen gesegneten Benzinmotor, dann mache man ihn gezielt da sparsam, wo er sonst besonders durstig ist: im Stadtverkehr

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Lexus RX 450h mit Hybridantrieb
Faszinierende Antriebstechnik im Lexus RX 450h.
Hier vertraut der Japaner auf Elektromotoren: zwei vorn (123 und 116 kW), zusätzlich einer an den Hinterrädern (50 kW), schieben bereits beim Anfahren mit zusammen 562 Nm Drehmoment an, wo der Diesel-Audi noch verzweifelt um Turboladedruck bettelt. Danach geht das Lexus-Furioso weiter: Der Benzinmotor steuert weitere 248 PS bei, allerdings weit geräuschvoller. Zusammen gibt das einen Gummibandeffekt, auch weil der Lexus kein Getriebe im herkömmlichen Sinne hat. Die drei vorderen Aggregate (Benziner, E-Motor, Generator) sind gekoppelt über Planetenradsätze. Und über Drehzahl und Laufrichtung des E-Motors kann der Lexus ein stufenloses Getriebe simulieren. So klingt es auch bei voller Beschleunigung, wo der Benziner mit konstanter Drehzahl orgelt und der Lexus Tempo macht. Auf der Autobahn ist der Hybrid-RX allerdings keine Sensation. Dort auch nicht beim Verbrauch, der ab Tempo 160 drastisch ansteigt, beim Diesel-Audi dagegen auch in diesem Bereich maßvoll bleibt. Sobald man allerdings auf tempo-begrenzten Strecken unterwegs ist, zeigt der Hybrid-Lexus seine Stärke.

Der Benzinmotor verstummt, wenn man mit Landstraßentempo 100 auf eine Ortschaft zurollt. Leichter bis mittlerer Druck auf das Bremspedal aktiviert nicht die Scheibenbremsen, sondern die Elektromotoren, die nun nicht Strom fressen, sondern erzeugen. Der wird in der riesigen 288-Volt-Batterie unter den Rücksitzen zwischengespeichert–und als elektrische Schubkraft wieder an die Elektromotoren geleitet, wenn erneut beschleunigt werden soll. Das Spiel wiederholt sich fortwährend. Ortschaften durchgleitet der Lexus zwar mit unnötig steifer Federung, aber nahezu lautlos.

Der Lexus darf nicht ins Gelände

Nur ab und zu braucht er Unterstützung vom Benzinmotor; der schaltet sich dann sanft und ruckfrei zu. Als Lexus-Fahrer versteht man die Welt nicht, wenn ein EU 6-Auto wie der Clean-Diesel-Audi nebendran vor der roten Ampel einfach weiternagelt wie in alten Zeiten. Der Audi tritt erst dann aus dem Schatten des Lexus hervor, wenn schwerere Einsätze gefragt sind: Nicht nur bei schneller Autobahnfahrt, wo er bis zu 1,5 Liter/100 km weniger verbraucht als der Lexus. Auch zum Ziehen schwerer Anhänger ist der Hybrid-Lexus weniger gut geeignet: 2,0 statt 3,5 Tonnen Anhängelast. Und schließlich im Morast: Der Audi ist hier eher durch seine schiere Größe und den tiefen Bugspoiler gehandikapt. Der Lexus aber, der laut Bedienungsanleitung gar nicht ins Gelände darf, stellt am rutschigen Berg seine Bemühungen einfach ein: Der Zusatzschub von der elektrischen Hinterachse ist zu gering, das ESP meldet die Gefahr durchdrehender Vorderräder und nimmt eiskalt Gas weg. Es ruckeln die von gewaltigen Drehmomentmengen überforderten Vorderräder noch etwas, dann bleibt der Lexus einfach stehen – summend, schadstofffrei.

Fazit

von

Martin Braun
Ein SUV im herkömmlichen Sinne ist der Hybrid-Lexus kaum. Denn im Gelände bleibt er vor schweren Hindernissen einfach stehen. Dafür faszinieren die Perfektion seines komplexen Antriebs und der niedrige Verbrauch. Der Audi ist da aus gröberem Holz geschnitzt: riesig, praktisch, belastbar und dennoch kein Säufer.

Von

Martin Braun