Zwei Meter neunundneunzig, das ist ganz schön kurz. Wie, bitte schön, passen vier Sitze in ein so kleines Auto? Das müssen wir genau beleuchten! Im Spotlight steht ein neuer Mini für den urbanen Dschungel: der Toyota iQ. Daneben ein Smart – noch kürzer, noch radikaler, aber nur mit zwei Sitzen. Für seine Fans ist er Kult. Der iQ, der Ende 2009 zu uns rollt, will es erst noch werden. Die feinen Kleinen liegen groß im Trend – siehe Fiat 500. Daimler hat die Nische vor zehn Jahren mit dem Smart entdeckt. Jetzt kommt die Mode richtig in Fahrt, vor allem wegen der hohen Spritpreise und der Öko-Diskussion.

Im Comic würde der iQ den Bösewicht geben

Die neuen, schlauen Minis sind keine rollenden Spardosen mehr, sondern Lifestyle mit gutem
Toyota IQ
Gewissen. Sie sind flott und modern, clever und sparsam. Und sie haben Zukunft – deshalb haben wir zum AUTO BILD Design Award die bekanntesten Designer gefragt: Wie sieht der Mini von morgen aus? Vielleicht wie der Toyota iQ. Wenn man sich auf drei Meter Länge beschränkt, bleibt nur eine vernünftige Karosserieform: der Quader. Aber die Toyota-Designer haben viel daraus gemacht. Der iQ steht satt und stämmig da, er ist ganz schön breit – knapp 1,70 Meter. Dafür baut er nur 1,50 m hoch. Dimensionen wie bei einem Yaris oder einem VW Polo. Ganz anders der Smart: Er ist hoch (1,54 m) und schmal (1,56 m), mit 2,70 Meter Länge auch 29 Zentimeter kürzer als der Toyota. Im eng besiedelten Japan haben kleine Autos große Bedeutung, ihr Design ist viel mutiger als bei uns.
Der iQ trägt Züge von einem Comic-Auto, schon fast überzeichnet. Der iQ lächelt nicht. Keine Kulleraugen, kein Kindchen-Schema wie bei anderen. Stattdessen: ein Lufteinlass mit Mundwinkeln, die nach unten gezogen sind, kantige Augen mit energischem Blick, strenge Nasen-Falten. Auf
Schalthebel vom Toyota IQ
kurzen Flanken ballen sich sportliche Elemente: flaches Glashaus, bullige Radhäuser und 16-Zoll-Räder. Die Fahrertür öffnet weit, der Zustieg ist bequem. Meine Sitzposition ist nicht unbedingt sportlich, aber tiefer und nicht so aufrecht wie im Smart. Die Lehnen sind zwar dünn und nur schwach konturiert, stützen den Rücken jedoch weich ab. Das Raumgefühl ist luftig – in der Höhe, vor allem aber in der Breite. Das Cockpit ragt hoch auf, der große Tacho, der Drehzahlmesser und die Tankanzeige liegen unter einer flott geschwungenen Kuppel. Statt einer breiten Mittelkonsole hat der iQ eine dreieckige Bedieninsel für Klima und Musik, bei der feinsten Ausstattungslinie auch mit Navi. Die Oberflächen aus Kunststoff und Textil wirken nicht luxuriös-plüschig, aber sauber gemacht – typisch Toyota.

Der Toyota iQ ist ein 3+1-Sitzer

Untypisch für die Japaner sind die dicken Chromschwarten. Auch vor dem Beifahrer hat Toyota Platz gespart. Vor den Knien hängt eine Stofftasche, sie lässt sich abknöpfen. Der Entfall des Handschuhfachs schafft viel Raum. Immerhin weit genug, um dahinter mit meinen 1,87 Meter Größe noch vernünftig zu sitzen. Was für eine Überraschung! Bequem wie im Maybach ist es natürlich nicht, mein Hintern hockt tief, die Knie stehen hoch, die Lehne ist kurz. Aber ich fühle mich nicht wie Quasimodo, und auch mein bisschen Frisur bleibt heil. Nur der Ausstieg ist ein Job für Akrobaten, ich muss mich förmlich um die B-Säule herumwinden. Gegenprobe: Könnte ich auch hinter dem Fahrersitz unterkommen? Äh ... nein, das lassen wir jetzt, hier reicht der Platz nur für ein Kind. Der iQ ist ein 3+1-Sitzer, sagt Toyota. Und das ist bei 2,99 Meter Länge schon eine tolle Sache – eine, die nachdenklich macht: Wie viel Auto braucht der Mensch?

Toyota greift nach fünf Sternen im Crash-Test

Vom iQ und vom Smart führt ein langer Bogen zurück in die 50er-Jahre, zu Autos wie dem Ur-Mini von 1959 (3,06 Meter) und dem Fiat Nuova 500 (2,97 Meter). Klar, Simpel-Technik und miese
Felge vom Toyota IQ
Sicherheit wie damals will heute niemand mehr. Aber mit ihrer Grundidee können die tollen Kisten immer noch Vorbild sein: Klein ist klug, leicht ist richtig. Toyota hat beim iQ einen einfachen Trick angewendet und mehrere schlaue. Der simple Trick ist, dass der Kofferraum fehlt. Zwei Aktentaschen passen in eine schmale Kunststoffwanne, das war’s. Man kann die Wanne auch mit dem Boden nach oben ein setzen, und wenn man jetzt die beiden Sitzlehnen umklappt, entsteht eine ebene Ladefläche. Die schlauen Tricks spielen bei der Technik. Das Lenkgetriebe liegt hoch im Motorraum, geht so dem Motor und dem Getriebe aus dem Weg. Im Differenzial ist der Abtrieb um etwa zehn Zentimeter nach vorn verlegt, damit rücken die angetriebenen Vorderräder weit nach vorn. Der Radstand misst genau zwei Meter (beim Smart 1,87 m), das verspricht passablen Abrollkomfort. Die Stoßdämpfer der Hinterachse stehen schräg, das spart Platz. Die Klimaanlage baut ultrakompakt, und der Tank liegt flach unterm Fahrersitz.
Der iQ ist ein konventionelles Auto, seine Raumökonomie die Summe kleiner Schritte. Ganz anders der Smart: Sein Raumkonzept mit Motor und Getriebe im Heck ist radikal anders. Einer seiner großen
Toyota IQ und Smart fortwo
Vorteile ist die Sicherheit beim Frontalaufprall. Aber auch die Schöpfer des iQ erwarten fünf Sterne im Euro-NCAP-Crashtest. Die Motoren kommen aus dem Yaris. Der Dreizylinder (68 PS) soll nur 3,9 Liter auf 100 km verbrauchen. Der 1,3-Liter-Vierzylinder wird mit etwa 100 PS der Sportmotor, der Vierzylinder-Diesel mit 1,4 Liter Hubraum (90 PS) der Drehmoment-Riese. Das Schaltgetriebe ist auch in automatisierter Version zu haben. Ein Start-Stopp-Modul folgt später, aber kein Hybridantrieb. Der sei im iQ zu teuer, sagt Toyota. Ein billiges Auto wird der neue Kleine trotzdem nicht. Klima und ESP sind Serie. Die Preiszettel dürften bei rund 12.000 Euro anfangen – ähnlich wie bei Smart: viel Geld für knapp drei Meter.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Johannes Köbler

Ja, Toyotas iQ ist smarter als der Smart. Trotz seiner Kürze schafft er viel mehr Platz – genug für vier Sitze. Das macht den Kleinwagen variabler als das hohe, schmale Original. Und der Kultfaktor? Schwer vorherzusagen. Kurz kommt am IQ echt gut.
Technische Daten Toyota iQ Dreizylinder, vorn quer • vier Ventile pro Zylinder • Hubraum 998 cm³ • Leistung circa 50 kW (68 PS) bei 6000/min • max. Drehmoment circa 93 Nm bei 3600/min • Vorderradantrieb • L/B/H circa 2,99/1,70/ 1,50 m • Verbrauch – CO2 3,9 l Super/ 100 km – 92 g/km Preis ca. 12.000 Euro

Von

Johannes Köbler