Tschüss GTI, OPC und RS – so hart können Wahrheiten im Leben eines Mannes klingen. Wenn diese Sorte Spaß vorbei ist, ändert sich das alltägliche Fahrprogramm radikal: Jule und Rike müssen zur Schule gebracht werden, Matti und die Nachbar-Kids zum Fußball. Das klingt nach großem (Familien-)Erlebnis, aber wenig Herzklopfen auf der Straße. Doch keine Sorge: Fahrspaß ist machbar, sogar in braven und praktischen Kompaktvans. Wenn sie 160 lebenslustige PS haben wie der Renault Grand Scénic, 170 wie der VW Touran oder gar 177 wie der Toyota Verso. Der Japaner, in konservativem Grau lackiert, tritt zurückhaltend auf. Kennen wir schon, die Masche. Nur beim Cockpit gingen Toyotas Designer mal ein Wagnis ein – die Rundinstrumente in der Mitte fordern allerdings Gewöhnung.

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Diesel-Vergleich: Toyota Verso/ Renault Grand Scénic/ VW Touran
Der Verso bietet hinten viel Platz. In die dritte Reihe passen aber nur Kinderbeine.
Vorn ist der Verso einen Hauch enger als die Konkurrenten, hinten dafür ein Riese. Als Einziger hat er sieben Sitze an Bord (Serie ab Life). In der dritten Reihe bleibt allerdings nur Platz für Rike und Matti, nicht für Vati oder Mutti. Die drei Einzelsitze in der zweiten Reihe lassen sich verschieben und zusammenklappen, dann entsteht eine ebene Ladefläche. Ausbauen geht nicht – trotzdem sehr praktisch. Der VW, im Auftritt eher dezent wie der Toyota, fährt passend zum starken Diesel als R-Line vor: mit 18-Zöllern und Sportfahrwerk. Das steht ihm gut, schließlich ist dieser Typ nicht mehr ganz taufrisch. Besonders innen fällt das auf: Hier dominiert graue Sachlichkeit, stilistische Experimente gibt es woanders.

Im VW Touran gibt's ordentlich Platz

Diesel-Vergleich: Toyota Verso/ Renault Grand Scénic/ VW Touran
Der VW Touran R-Line liegt dank Sportfahrwerk gut auf der Straße.
Die ausgeprägte Kastenform hat zumindest einen Vorteil: Die Passagiere genießen ein großzügiges Raumgefühl – trotzdem haben Renault und besonders Toyota im Fond mehr Platz, vor allem für lange Beine. Serienmäßig hat der Touran drei Einzelsitze in der zweiten Reihe (zwei Extra-Plätze in der dritten Reihe kosten 700 Euro extra). Basteln wir mal ein bisschen: Verschieben, Klappen, Ausbauen – kein Vergnügen, aber machbar für den Heimwerker. Genau wie die Aufgabe, den Mittelsitz auszubauen und die beiden äußeren nach innen zu versetzen – dann sitzt man richtig bequem. Denn Erwachsene sitzen auf den zierlichen Sitzen so ungemütlich wie auf Kindermöbeln – das ist im Toyota und im Renault übrigens genauso.

Der Renault Grand Scénic sieht trendy aus

Im kastigen Van-Einerlei fällt der Grand Scénic angenehm auf. Edel schimmerndes Metallic-Braun, weiche Linien und die hochgezogene Leuchten zaubern einen Schuss Eleganz in die Nutzwertigkeit dieser Klasse. Das gilt auch fürs elegant geschwungene Cockpit. Ja, futuristische Digitalanzeigen sind nicht jedermanns Sache, doch hier sehen sie richtig gut und trendig aus. Das hebt die Stimmung, vor allem aber bietet der Renault viel Platz sowie zahllose Staufächer für Kleinkram. Die Sitze sind weich gepolstert und vor allem vorn bequem. Wie der VW hat der Renault hinten drei verschieb-, klapp- und ausbaubare Einzelsitze, zwei weitere für ganz hinten gibt es für 700 Euro. Mit 160 PS steht der Renault auf dem Papier als Schwächster da.

Der Diesel des Grand Scénic zieht gut durch

Diesel-Vergleich: Toyota Verso/ Renault Grand Scénic/ VW Touran
Der Grand Scénic fährt jetzt präziser und handlicher als je zuvor.
Macht nichts. Denn dieser Zweiliter-Diesel ist einer von der erfreulichen Sorte: leise, laufruhig und durchzugsstark. Der Scénic fährt jetzt präziser und handlicher als je zuvor – auch wenn er an das agile Wesen des Touran nicht herankommt. Schnelle Kurven nimmt er mit einer gewissen Nachlässigkeit, die Lenkung wirkt im Vergleich immer noch künstlich. Gerade das kann der Touran mit seiner zielgenauen Lenkung besser. Der VW spielt bei Papis Lustfahrten aber auch den Vorteil seines Sportfahrwerks und der 18-Zöller aus. Damit federt er zwar straff, aber kurz und trocken, nicht unangenehm. Das Ergebnis: für einen Van ungewöhnlich flinkes Handling. Vorsicht, wenn der Familienvater daran Freude findet, locker durch die Kurven flitzt und die Kinder grün im Gesicht werden...

Immer noch Pumpe-Düse-Technik im VW

Diesel-Vergleich: Toyota Verso/ Renault Grand Scénic/ VW Touran
Pumpe-Düse-Technik im Touran. Geht heftig zur Sache, ist aber ruppig.
Eine ganz andere Überraschung steckt unter der Haube des Klassenvorbilds. Dort poltert, kaum zu glauben, tatsächlich noch ein Pumpe-Düse-TDI. Zugegeben, der 170-PS-Zweiliter geht heftig zur Sache – aber vergleichsweise ungestüm und unkultiviert. Ab mittleren Touren dröhnt der alte Diesel, ein moderner Common-Rail-Motor kommt wohl erst 2010. Wie es besser geht, zeigt der Toyota. Sein kräftiger 2,2-Liter mit 177 PS hat Temperament und Leistung, läuft dazu weich und geschmeidig. Harmonisch arbeitet auch die Federung, keiner rollt in diesem Vergleich komfortabler ab. Weniger Grund zur Freude bietet die diffuse, gefühllose Lenkung. Der Verso fährt sich gerade im Vergleich mit dem VW etwas schwerfälliger und zögerlicher, aber immer noch brav und sicher.

Die japanische Preispolitik ist ärgerlich

Diesel-Vergleich: Toyota Verso/ Renault Grand Scénic/ VW Touran
Für den siebensitzigen Verso Life verlangt Toyota 28.500 Euro.
Für den siebensitzigen Verso Life verlangt Toyota 28.500 Euro. Ärgerlich die typisch japanische Preispolitik: Wer etwa nur die Sitzheizung möchte, muss gleich den "Executive" nehmen – und der kostet satte 3150 Euro mehr. Am Diesel stört uns das sehr kurze Wartungsintervall (15.000 Kilometer). Mit einem Preis von 26.000 Euro kostet der Renault am wenigsten – und das bei der umfassenden Dynamique-Ausstattung, samt Klimaanlage, CD-Radio, 17-Zoll-Alus, Tempomat und vielem mehr. Die Versicherung langt ähnlich herzhaft zu wie bei VW, dafür spart das Werkstattintervall von 30.000 Kilometern Geld. Allerdings prophezeien unsere Experten einen hohen Wertverlust.

Der Touran ist grundsätzlich teuer

Der VW steht als R-Line mit 34.050 Euro in der Liste – mal eben 8000 Euro teurer als der Renault. Die Ausstattung bietet eine Menge, von 18-Zöllern und Sportfahrwerk bis Radio-Navi RNS 310, CD-Wechsler und vielen Nettigkeiten. Ganz schön, aber so ein Luxus-Sportschiff möchte nicht jeder. Das Problem liegt woanders: Der Touran ist grundsätzlich teuer. Denn den 170-PS-TDI gibt es eben erst ab Highline, das sind schon mal mindestens 31 800 Euro. Im Vergleich immer noch viel zu viel (bei unveränderter Gesamtpunktzahl). Auch das wäre fast ein Grund zum Durchdrehen. Aber nicht vor Freude ... Weitere Details zu den Diesel-Vans gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel finden Sie als Download im Heftarchiv.
Dirk Branke

Fazit

Fahrspaß im Van? Geht doch! Schon erstaunlich, wie schnell und souverän die Familie mit diesen drei Power-Vans reisen kann. Der kräftige Antritt und der satte Durchzug machen richtig Freude – auch den meist kleinen Passagieren auf den hinteren Plätzen. Und das besonders bei Renault und Toyota mit ihren geschmeidigen Dieseln. Auch der VW hat viel Kraft, aber seinen Pumpe-Düse-TDI finden wir nicht mehr zeitgemäß. Dafür hat der Touran das beste Handling, zumal als R-Line fährt er verblüffend knackig. So flink treiben es Scénic und Verso nicht, sie setzen mehr auf Komfort.