Reichen 5000 Euro fürs Cabrio-Vergnügen? Klar! Wenn man die Schwächen von Fiat Barchetta, Peugeot 205 CTI, Mazda MX-5 und Golf III kennt.
Worauf Sie beim Kauf achten sollten
Die Suche nach preiswerten Gebraucht-Cabrios ähnelt einer Lotterie. Echte Glückstreffer sind rar, Nieten überwiegen. Und Chancen aufs Glück schwinden dramatisch, je geringer der finanzielle Einsatz ausfällt. Zum Beispiel 5000 Euro. Maximal. Eine Summe, bei der die Zahl der Gurken in dem Maße steigt, wie der Wert der Fahrzeuge sinkt. Deshalb gilt: Schau genau vor dem Kauf eines Cabrios. Früh gefreit wird oft bereut.
Dies gilt besonders für die typischen Schwachstellen der preiswerten Aufreißer. Vor allem das Verdeck alter Cabrios hält eine besonders umfangreiche Mängelliste bereit: Risse in der Außenhaut, blinde Kunststoff-Heckscheiben, spröde Dichtgummis, verbogene Dachgestänge.
Und weil ein neues Dach oft unverschämt teuer ist, sollte die Probefahrt auch durch eine Waschanlage führen. Selbst, wenn die Kapuze auf den ersten Blick intakt ausschaut. Hält sie dicht, geht es an die Kontrolle des Innenraums. Finden sich Wasserflecken an Polstern und Bodenteppichen sowie Rost an Metallteilen wie Sitzschienen oder Schrauben, war vermutlich ein Wolkenbruch schneller als der Besitzer beim Verschließen des Verdecks. Reichlich Rost und Probleme mit der Elektronik können die Folge sein. Bei solch verräterischen Spuren oder gar einem Dach-Schaden sollten Interessenten den Verhandlungsspielraum des Anbieters voll ausreizen – oder sich schnell nach einem anderen Angebot umsehen.
Vorsicht ist ebenfalls bei tiefergelegten Fahrzeugen angebracht, in dieser Preiskategorie keine Seltenheit. Denn von den knüppelharten Fahrwerken werden die eher verwindungsfreudigen Karosserien weichgeklopft. Unübersehbare Folgen sind ungleichmäßige Spaltmaße oder schlecht schließende Türen beim Parken auf der Bordsteinkante. Wer mit einem älteren Cabrio auf Dauer glücklich werden möchte, sollte sich also ruhig etwas Zeit lassen und nach den wenigen Perlen – möglichst aus erster Hand – fischen.
Dazu zählt beispielsweise der Peugeot 205 CTI, Baujahr 1992, auf unseren Fotos. Trotz kleiner Schrammen – die Besitzerin war immerhin schon 89 Jahre alt – begeistert der erst 23.000 Kilometer gelaufene Flitzer mit seinem sauberen Innenraum, dem tadellos funktionierenden hydraulischen Verdeck – und vor allem mit seinem kräftigen, kernig klingenden 1,9-Liter-Motor, der das leichte Wägelchen mit 102 PS flott vorantreibt. Dafür sind 2300 Euro gut angelegt. Wenngleich auch dieser 205 die üblichen Schwächen der Baureihe zeigt. Beispielsweise die schrumpfenden Fensterschachtleisten, die Schmutz und Wasser Zutritt ermöglichen. Typisch auch der zitterige Aufbau, die wackeligen Sitze oder der kräftige Öldurst des 1,9-Liter-CTI-Triebwerks, das zudem selten völlig dicht hält. Dafür ist Rost beim Peugeot 205 normalerweise kein Thema.
Dies gilt ebenso für das ab 1993 gebaute Golf III Cabrio, das mit ABS und zwei Airbags ab Werk zu den Musterknaben unter den günstigen Cabrios zählt. Für weniger als 5000 Euro gibt es allerdings nur ältere Exemplare bis Baujahr 1997. Dank solider Bauweise, steifer Karosserie und robuster Mütze mit Glas-Heckscheibe ist die Langzeitqualität gepflegter Exemplare ordentlich.
Mit den bekannten Problemen der Limousinen wie öl- und wasserleckenden Motoren, wackeligen Sitzen, Zahnriemenrissen, defekten Wegfahrsperren, porösen Bremsleitungen oder ausgeschlagenen Achslagern kämpfen auch die Cabrio-Eigner.
Das ist jedoch noch nichts im Vergleich zu den Dramen, die Fiats Diva Barchetta manchem Besitzer bereitete. Deshalb sollte der Interessent nicht blind vor Liebe zuschlagen, sondern eifrig nach den Schwachpunkten forschen. Etwa dem problematischen Phasenversteller der Nockenwelle. Bei einem Defekt nagelt der sonst kultivierte, drehfreudige Vierzylinder vernehmlich – fast wie ein Diesel –, fällt in ein tiefes Leistungsloch. Die Reparatur kostet immerhin rund 600 Euro. Weiteren Ärger verursachen Wassereinbrüche an Scheinwerfern und Karosserie, Beulen am arg dünnen Blech der Hauben, Klappergeräusche und die nachlässige Verarbeitung. Angesichts dessen verwundert es nicht, dass schon junge Exemplare zu Dumpingpreisen verschleudert werden.
Mit derlei Ungemach müssen sich Besitzer eines Mazda MX-5 nicht herumschlagen. Im Gegenteil, selbst Laufleistungen von deutlich über 100.000 Kilometern sind beim Verkauf kein Hindernis, sofern Preis und Pflegezustand passen. Denn die Mechanik des Begründers der neuen Roadster-Welle gilt als ausgesprochen robust.
Aber auch der Musterknabe ist nicht komplett fehlerfrei: Vereinzelte Getriebeschäden, hin und wieder eine durchgebrannte Zylinderkopfdichtung, undichte Wasserpumpen und noch seltener defekte Klappscheinwerfer sorgen bei MX-5-Modellen der ersten Serie ab und zu für Verdruss.
Die wahren Probleme einiger MX-5 lauern jedoch unter dem Blechkleid. So mancher ganzjährig gefahrene Japan-Roadster aus den ersten Baujahren fährt mittlerweile nämlich ein – oftmals unentdecktes – Rostproblem spazieren. Beispielsweise im Schwellerbereich vor den hinteren Radläufen wie bei unserem silbernen Fotomodell. Der Grund dafür ist banal und so alt wie selbsttragende Stahlblech-Karosserien: Sind die Ablaufbohrungen verstopft, staut sich hier das Wasser, bis der Rost ganze Arbeit geleistet hat. Dann hilft nur noch das Schweißgerät. Tip: Durch die Ablaufbohrungen ab und zu mit einem Draht stochern. Das hält sie frei, das Wasser kann ablaufen. Wer billig zu einem guten gebrauchten Cabrio kommen möchte, braucht deshalb viel Geduld. Oder einen Sechser im Lotto.
Daten, Schwächen, Kosten, Urteil
Fiat Barchetta Typ 183, Baujahr 1995 bis 2004
Schwachstellen Hauptärgernis am Fiat Barchetta sind die häufigen Defekte am Phasenversteller der Einlaßnockenwelle. Einen Spitzenplatz in der Mängelliste belegen auch Wassereinbrüche in den Innen- und Kofferraum aufgrund gerissener Dichtungen. Und der TÜV bemängelt oft Feuchtigkeit in Scheinwerfern und Rückleuchten.
Preis ab 4500 Euro
Technische Daten Hubraum: 1747 cm³, Leistung: 131 PS, Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h AUTO BILD-Urteil: * (max. fünf Sterne)
Schwachstellen Der MX-5 ist einer der zuverlässigsten Roadster. Allerdings haben die ersten Exemplare schon 16 Sommer gesehen, da bleiben Schäden an Verdeck und Dichtungen sowie an der Heckscheibe aus Kunststoff nicht aus. Auch bekannt: Rost an Unterboden, Schwellern und Auspuff, leckende Kupplungshydraulik.
Preis ab 3500 Euro
Technische Daten Hubraum: 1598 cm³, Leistung: 115 PS, Höchstgeschwindigkeit: 195 km/h AUTO BILD-Urteil: **** (max. fünf Sterne)
Peugeot 205 CTI Typ 20D, Baujahr 1987 bis 1994
Schwachstellen Der 1,9-Liter-Motor gehört prinzipiell zu den robusten Gesellen, Ölverlust und ein hoher Verbrauch des Schmierstoffs sind jedoch an der Tagesordnung. Die Dichtleisten des Verdecks verspröden frühzeitig, Ersatz ist sehr teuer. Immer einen kritischen Blick wert sind zudem die Manschetten der Antriebswellen.
Preis ab 1800 Euro
Technische Daten Hubraum: 1891 cm³, Leistung: 102 PS, Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h AUTO BILD-Urteil: ** (max. fünf Sterne)
Schwachstellen Das Golf III Cabrio gilt zwar grundsätzlich als solide, teilt sich aber die Schwächen mit seinen geschlossenen Brüdern. Dazu zählen Öl- und Kühlwasserverlust, reißende Zahnriemen und defekte Turbolader beim TDI, fehlerhafte Wegfahrsperren, klappernde Kats, wackelige Sitze und poröse Bremsleitungen.
Preis ab 4200 Euro
Technische Daten Hubraum: 1781 cm³, Leistung: 75 PS, Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h AUTO BILD-Urteil: **** (max. fünf Sterne)
Tip Durch Verschleiß oder mangelnde Pflege (wie's richtig geht, sehen Sie im Video!) gehen Cabrio-Verdecke irgendwann kaputt. Original-Ersatzteile kosten oft ein Vermögen. Im Zubehör gibt es jedoch preiswertere Alternativen, oft sogar in mehreren Varianten. Informationen erhält man beim Autosattler oder unter: • www.eurotop.de, Tel. 07022/ 93 23 20 • www.speed-sport-cabrio.de, Tel. 0711/ 440 03 34 • www.ck-cabrio.de, Tel. 06403/ 96 93 40 • www.cabrio.de, Tel. 0711/ 357 90 00 • www.stoffverdeck.de, Tel. 089/ 90 72 40 • www.autosattlerei-hamburg.de, Tel. 040/ 25 49 25 25.