Ob Schwarz, Rot, Gelb oder Grün, vor der Wahl versprechen uns alle das Blaue vom Himmel. Doch nicht nur Politiker beherrschen diese Schönfärberei, sondern auch die Autohersteller. Sie werben nämlich mit Verbrauchsangaben, die nur unter optimalen Bedingungen auf einem Prüfstand zu erreichen sind. Das ist zwar politisch korrekt, hat mit der Realität jedoch wenig gemein. Wer genau hinschaut, entdeckt, dass die vermeintlich weiße Umwelt-Weste bei vielen Typen ein paar dunkle Flecken hat. Deshalb müssen unsere drei Kandidaten für die Wahl des besten Sparkonzepts erst einmal Farbe bekennen. Hier geht es schließlich um eine entscheidende Richtungs-Wahl für die Zukunft: Wer schont wirklich Haushaltskasse und Umwelt – Diesel, Benziner oder Hybridantrieb?

Der Toyota Prius hat sich über die Jahre einen guten Ruf erarbeitet

Für die Diesel ergreift der BMW 116d Partei. Sein Programm bietet Start-Stopp-Automatik und Bremsenergie-Rückgewinnung. Seit die von Natur aus geizigen Selbstzünder keine schmutzigen Wahrheiten in Form rußiger Rauchwolken mehr verbreiten, haben ihre Umfragewerte wieder angezogen. Doch die Fraktion der Benziner hält dagegen. Ihr Spar-Motto heißt Downsizing: kleiner Hubraum, Direkteinspritzung und Turboaufladung. Erster Vorsitzender ist der populäre VW Golf 1.4 TSI, hier mit Siebengang-DSG auf Stimmenfang. Die Hybriden gehen unter Führung des Toyota Prius ins Rennen. Als Wirtschafts- und Umweltexperte hat sich der Japaner in der Vergangenheit einen guten Ruf erarbeitet. Der rundum neue Prius der dritten Generation will endlich den etablierten Parteien Wähler abjagen. Hierfür hat der Hybrid-Pionier seine große Koalition aus Benzinmotor und Elektroantrieb auf eiserne Disziplin und Genügsamkeit eingeschworen. Dennoch ist der Toyota alles andere als eine rollende Verzichtserklärung.

Im VW gibt es den meisten Platz und den höchsten Verbrauch

VW Golf VI 1.4 TSI
Beim Platzangebot vorne, beim Verbrauch nicht: der VW Golf 1.4 TSI.
Bild: Toni Bader
Im Gegenteil, mit 4,46 Metern übertrifft der Prius den BMW 1er um 22 Zentimeter, den Golf sogar um 26 Zentimeter. Trotz geduckter Silhouette genießt die Besatzung in der ersten Reihe viel Platz, der Knieraum dahinter hat sogar Dienstwagen-Format. Davon haben Erwachsene allerdings wenig, sie stoßen mit dem Kopf ans coupéhaft abfallende Dach. Vorn sitzen Große ebenfalls unglücklich auf schwach konturierten Polstern, weil sich die Lenksäule nicht weit genug verstellen lässt. Offensichtlich zu knapp kalkuliert haben Toyotas Spar-Minister auch bei der Materialauswahl. Das vordergründig ansprechend gestaltete und leicht bedienbare Cockpit entpuppt sich bei der Fingerprobe als graue Hartplastikwüste mit kratzempfindlichen Oberflächen. VW Golf und BMW 1er wirken dagegen wesentlich solider. Beide verwöhnen ihre Insassen mit heimeligen Einrichtungen – und mehr: Sie setzen die Maßstäbe in dieser Klasse. Die Verarbeitung bei den beiden Deutschen erfüllt den Wunsch nach hochwertiger Qualität. Außerdem setzen BMW und VW ihre Piloten auf straff gepolsterte Sitze, die sich dank üppiger Verstellmöglichkeiten nahezu jeder Figur anpasssen. Passagiere haben allerdings nur im Fond des geräumigen VW gut lachen. Den Hinterbänklern im BMW 1er sind Marathon-Sitzungen kaum zuzumuten.
Sparfüchse greifen trotzdem als erstes nach dem BMW-Schlüssel. Schließlich haben wir gelernt, dass moderne Diesel vor allem an der Tanke knausern, nicht aber beim Fahrspaß. Doch stürmischen Tatendrang kann der 116d nicht bieten. Sein brummiger Zweiliter ist ein braver Alltagsmotor, der seine 115 PS zwar gleichmäßig und ohne Anfahrschwäche abliefert, das alles aber ausgesprochen zäh. Okay, damit kann man gut leben, denn selbst der kleine 116d weckt mit präziser Lenkung und agilem Fahrwerk den Schumi in uns. Und endlich rollt der 1er auch wieder auf herkömmlichen Reifen ohne Notlaufeigenschaften. Davon profitiert der Fahrkomfort, tiefe Wellen lassen das Heck aber noch immer katapultartig ausfedern. Der Golf dagegen gleitet mit dem adaptiven DCC-Fahrwerk souverän über Rüttelpisten, verbindet Sport mit Komfort am besten. So wie sein Zugpferd, der 1.4 TSI. Dank Turbo zieht der kultivierte 122-PS-Benzin-Direkteinspritzer schon aus dem Drehzahlkeller kräftig an, dreht willig und reagiert bei mittleren Touren auf Gasbefehle bissig wie Münte im Wahlkampf. Im Schulterschluss mit dem blitzartig schaltenden DSG-Getriebe (nebenher auch eine Automatik) bietet VW hier den komfortabelsten Antrieb.

Freude am Fahren findet man im BMW eher als im Prius

1er BMW 116d
Dynamiker aus München: Straff gefedert geht der 1er ums Eck.
Bild: Toni Bader
Doch der neue Prius hat aufgeholt. Der 99 PS starker 1,8-Liter-Benziner und der 82 PS leistende Elektromotor harmonieren perfekt. Der sogenannte "Hybrid Synergy Drive" leistet insgesamt 136 PS. Beide Antriebe arbeiten perfekt zusammen, der Einsatz des Elektromotors erfolgt ruckfrei. Fährt man schön gleichmäßig, stört nicht einmal die gewöhnungsbedürftige stufenlose Automatik das harmonische Zusammenspiel. So rollt der Prius entspannt und leise, aber keineswegs langsam übers Land. Am sparsamsten ist der Japaner im Eco-Modus, der besonders häufig die Kraft des Elektroantriebs nutzt. Bei vollen Akkus stromert der Toyota sogar bis zu 1,5 Kilometer rein elektrisch durch die Gegend. Langweilig? Nicht unbedingt. Mit viel Fußspitzengefühl immer neue Verbrauchsrekorde erzielen zu wollen, kann durchaus eine spannende Aufgabe sein. Zumindest für solche Fahrernaturen, die sich auf der rechten Spur zu Hause fühlen. Gegen die reine Freude am Fahren à la BMW sprechen beim Toyota folgende Dinge: • der nervig aufheulende Motor, • der Gummibandeffekt des stufenlosen Getriebes, • die schwer dosierbare Bremse. Und in Kurven verstärkt eine gefühllose Lenkung das verzögerte Einlenkverhalten. Nein, der Prius weckt wirklich keine sportlichen Ambitionen – trotz der unwirsch rollenden 17-Zöller.
Wie die drei Kompakten sparen, erfahren Sie in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen gibt es als Download im Heftarchiv.

Fazit

von

Uli Holzwarth
Die Zeiten, den Toyota Prius als mobilen Strickstrumpf zu belächeln, sind vorbei. Die dritte Generation des Japaners ist zum sparsamen Vollwert-Auto gereift, das ein wenig Gewöhnung, aber kaum noch Abstriche erfordert. Bei Hybriden liegt Japan derzeit klar vorn. Am Ende siegt der Golf nur, weil er insgesamt das bessere Auto ist. Bei Verarbeitung, Fahrdynamik und Komfort zeigt der Prius allerdings nach wie vor deutliche Defizite – das könnte die Chance werden für einen deutschen Hybriden. Überraschend ist der dritte Platz für den BMW. Sein Dieselmotor verbraucht mehr als der Benziner Prius.

Von

Uli Holzwarth