Papiertaschentücher heißen Tempo (seit 1929), transparente Klebestreifen Tesa (seit 1936) und sportliche Kompakte GTI (seit 1976). Doch so ein Markenname will auch gepflegt werden. Und weil der GTI gerade 35 geworden ist, schickt VW jetzt die Edition 35 mit 235 PS auf die Straße – 25 PS mehr als normal. Aber nicht alle wollen mitfeiern. Die Franzosen, die Tempo und Tesa durchaus schätzen, übersetzen GTI ganz anders. Bei Renault etwa lautet der Code für kompakte Knalldosen RS. Am liebsten mit dem Beinamen Cup. Dann wird aus dem Mégane Coupé TCe 250 ein fast schon rennstreckentauglicher Feger. Mit 250 Pferdestärken, mechanischer Differenzialsperre und geschlitzten Bremsscheiben.

Überblick: Alle News und Tests zum VW Golf GTI

VW Golf GTI 35
Schnell und alltagstauglich: Auch die Edition 35 zeigt die typischen Eigenschaften des GTI.
Wir haben die beiden Kontrahenten getestet und bewertet. Golf GTI Edition 35 oder Mégane RS Cup – hinter welchem Markennamen verbirgt sich der schärfere Kompakte? Erste Antwort: Wer auch praktische Talente reizoll, vielleicht sogar sexy findet, der muss nicht französisch fremdgehen, der fährt Golf. Der VW bietet mehr Platz, die schlauere Funktionalität und mehr Rücksicht – weniger als im Mégane Coupé geht allerdings auch kaum. Außerdem hat der GTI das geschmeidigere Fahrwerk (nicht nur dank 975 Euro teurem DCC mit Verstelldämpfern), die exaktere Schaltung, weniger Antriebseinflüsse in der Lenkung, die passendere Sitzposition und bessere Polster, ausgeprägtere Transporttalente und, und, und. Aber bei solchen Autos gibt es ja noch eine Wahrheit hinter der reinen Vernunft. Und die lautet: Wer ein Problem mit Kompromissen hat, wird sich in den Mégane verlieben. Dafür sorgt schon allein die Optik.

Überblick: Alle News und Tests zum Renault Mégane RS

Renault Mégane RS Cup
Extravagantes Heck, dunkle 18-Zöller: Der Mégane RS macht mehr an als der Golf.
Während der Jubiläums-GTI auch mit silberner 35 auf den vorderen Kotflügeln nicht viel spannender aussieht als ein Golf 1.2 TSI, den Puls eher beruhigt als beschleunigt, weckt der RS Begehrlichkeiten. Auffällige Schnauze, extravagantes Heck, dunkle 18-Zöller – der flotte Franzose macht auf der linken Spur deutlich mehr Eindruck. Auch auf dem abgesperrten Handlingkurs muss sich der Golf hinten anstellen. Über 1,5 Sekunden raubt der Mégane dem Erfinder des automobilen Breitensports auf der 3,3 Kilometer langen Strecke des Contidroms von Reifenhersteller Continental. Wesentlichen Anteil daran trägt der Zweiliter-Turbo, der 250 PS und 340 Nm maximales Drehmoment mobilisiert. Damit schießt der Mégane noch eine Spur flotter aus der Startaufstellung als der Golf, hängt vor allem aber konsequenter und direkter am Gas. Während der GTI sich nach dem Schalten eine Komfort-Kunstpause gönnt und die Piloten mit sanftem Krafteinsatz verwöhnt, pfeift der Mégane auf solche Umgangsformen.

Weitere Details zu den beiden heißen Kompakten gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten und Tabellen lesen Sie in AUTO BILD 31/2011, ab Freitag, 5. August, im Handel.
Mit dem GTI bekommen wir einen schnellen Kompakten, den wir auch der Großmutter ohne schlechtes Gewissen ausleihen würden. Der Mégane RS ist viel weniger alltagstauglich und nicht annähernd so perfekt, macht aber mehr Laune und sieht böse aus. Nach dem fragt Oma gar nicht erst.