Ob Hymer Visionventure, Chausson X550 oder Bürstner Lyseo Gallery – in den goldenen Jahren des Booms scheinen die Reisemobilhersteller so experimentierfreudig zu sein wie lange nicht. Auch der VW Grand California schlug nach seiner Premiere auf dem Caravan Salon 2018 hohe Wellen. Nicht zuletzt, weil sein Interieur optisch eher an die Brücke des Raumschiffs Enterprise erinnert als an ein heimeliges Wohnzimmer. Und sonst so?

Der Grand California verspricht Leichtigkeit und Lifestyle

VW Grand California 680
Mit fast sieben Metern gehört der Grand California 680 zu den längsten Vans.
Bild: Christoph Boerries
Das ist er: Im Grunde ein aufgepusteter VW California, der ebenso viel Leichtigkeit, Unkompliziertheit und Lifestyle verspricht wie sein kleiner, kultiger Bruder. Optisch funktioniert das wunderbar. Doch dort, wo der kleine Bulli Understatement ist und durch seine Vielseitigkeit glänzt, ist der Grand California 680 mit seinen knapp sieben Metern Länge einfach zu groß, um gleichzeitig als Alltagsfahrzeug zu dienen. Als Wohnmobil ist der Kastenwagen auf Crafter-Basis dafür absolut gelungen. Das liegt nicht nur an der überzeugenden Qualität des gesamten Auf- und Ausbaus (bis auf die Kocherabdeckung klappert wirklich gar nichts, sehr saubere Dichtungsfugen am Hochdach), sondern auch an den pfiffigen Detaillösungen. (Überblick: die neuen Vans vom Caravan Salon)

Die dreigeteilte Matratze bringt dem Grand California Punktabzug

VW Grand California 680
Pluspunkt Weiß: Bei Tage ist der Innenraum wunderbar hell. "Titanschwarz­-Palladium" heißt das schlichte Design von Cockpit und Polstern.
Bild: Christoph Boerries
Das hat er: In Sachen Raumaufteilung hält sich VW noch an ein bewährtes Längsbettenkonzept. Dafür überraschen die Detaillösungen: Uns begeistern der leistungsstarke, ausziehbare Kühlschrank, das Klappwaschbecken, der Bewegungsmelder im Bad, die Induktionsladestelle neben der Sitzbank (54 Euro) und die automatisch ein-­ und ausfahrende Trittstufe. Die zahlreichen Dachstaufächer sind zweigeteilt und lassen sich nach unten und nach oben öffnen. Die Aufteilung ist Geschmacksache, sorgt aber für Ordnung. Am Abend schafft das farblich einstellbare Ambientelicht dazwischen (524 Euro) Bar­-Feeling. Punktabzug gibt's leider für die Matratze: Durch die Dreiteilung entstehen nachts zwei unbequeme Besucherritzen – hier sollte VW nachjustieren! Auch einen Lichtschalter sucht man dort hinten vergeblich. Dafür schaltet sich die Beleuchtung aus, wenn der California zugeschlossen wird.
Weitere Themen: Feldbetten im Vergleich

Die schmale Silhouette macht auch die Langversion schön wendig

So fährt er: Trotz seiner 6,84 Meter ist der Crafter erstaunlich leichtfüßig. Die Länge merkt man eigentlich nur beim Wenden. Die schmale Silhouette, die ergonomisch vorbildliche Sitzposition, die sehr präzise Lenkung, das DSG-Getriebe (zusammen mit dem starken 177-PS-Diesel übrigens serienmäßig!) und die einwandfrei arbeitenden Assistenzsysteme wie Distanzregelung (1226 Euro) und Seitenwindassistent (Serie) sorgen dafür, dass der Grand California viel, viel besser in der Hand liegt, als seine schiere Größe auf den ersten Blick vermuten lässt.

Bildergalerie

VW Grand California 680
VW Grand California 680
VW Grand California 680
Kamera
Wohnmobil-Test VW Grand California 680

Fazit

Der Grand California ist trotz kleinerer Macken einer der tollsten Vans. Nur die Zielgruppe ist schwierig: Solvente Camper wollen Holz(optik). Camper, die ihn wollen, können ihn sich (noch) nicht leisten. Gut möglich, dass er seiner Zeit schlicht voraus ist. Dafür lieben wir ihn jetzt schon!