Nennen wir das Kind doch gleich beim Namen: Alleskönner, Tausendsassa, Universaltalent, Allrounder, eierlegende Wollmilchsau. Der Tiguan besetzt im VW-Konzern, der satte zwölf Marken umfasst, genau diese Position. Wäre der Tiguan ein Kleidungsstück, er wäre wohl eine Multifunktionsjacke, die sowohl bei +40 als auch bei –50 Grad Celsius den Leib ordentlich schützt. Wäre der Tiguan ein Taschenmesser, käme er wohl dem "Work Champ" von Victorinox sehr nahe, dem eigentlich nur noch ein integrierter Nassrasierer fehlt. Wäre der Tiguan eine Küchenmaschine, er wäre wohl der Thermomix aus dem Hause Vorwerk. Ein Gerät, das nicht nur sehr viel kann, sondern auch garantiert besser als der Autor kocht. Bevor wir weitere Vergleiche heranziehen, werfen wir einen detaillierten Blick auf den neuen Tiguan und prüfen, ob er diesem Anspruch denn auch in allen Belangen gerecht werden kann.

Das Facelift gehört in die Rubrik "Auffällig unauffällig!"

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VW Tiguan (2021): Garage - Vorstellung - Motor - Info

Der VW Tiguan im AUTO BILD-"Garagen-Check"

Bild: AUTO BILD
Der Tiguan fällt mit der Modellpflege dadurchauf, dass er nach wie vor nicht auffällt. Die Überarbeitung ist moderat ausgefallen, hier und da gibt es neuen Zierrat, die eine oder andere Sicke tritt etwas mehr hervor. Der Großteil spielt sich, wie so häufig, an der Front- und Heckpartie ab. Das Gesicht des Tiguan orientiert sich stärker am Golf 8, da hören die Gemeinsamkeiten glücklicherweise fast auf – dazu später mehr. Das Heck bekommt, je nach Ausstattungslinie, einen angedeuteten Auspuff mit Chromumrandung. Fake, aber keine Tragödie. Ein Großteil der Kunden interessiert sich wohl kaum wegen der Abgasanlage für den Tiguan. Noch eine Info vorweg: Die Allspace-Variante des Tiguan können wir Ihnen in dieser Kaufberatung noch nicht präsentieren. Der Siebensitzer wird erst im Laufe dieses Jahres aufgefrischt. Er übernimmt die Änderungen der kurzen Variante, offeriert letztlich mehr Radstand, die Sitze sechs und sieben sowie etwas mehr Platz im Gepäckabteil.

Bei Verarbeitung und Materialgüte gibt's nichts zu meckern

VW Tiguan 1.5 TSI
Das Luxusgestühl (ab 2695 Euro) bringt Leder, elektrische Verstellung und Memory-Programm mit.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
Das Interieur ist noch immer ein Ort, an dem sich die fünf oder eben sieben Reisenden gern aufhalten. Große Türen und niedrige Schweller ermöglichen Jung oder Alt einen komfortablen Einstieg. Bei den Sitzen ändert sich, bis auf eine Ausnahme, wenig. Die Sitzpolster bieten allesamt langstreckentauglichen Komfort, auf Wunsch sogar eine Massage. Die eventuelle Vorfreude müssen wir an dieser Stelle etwas dämpfen. Eine Massage wie bei Bentley oder Porsche leistet der Sitz des Tiguan nicht. Die Lordosenstütze fährt in regelmäßigen Abständen ein und wieder aus. Ein nettes Feature, das Sie ab der Linie Elegance für 465 Euro Aufpreis erstehen können. Mit von der Partie, und gerade für Großgewachsene mit Mehrwert: die einstellbare Oberschenkelauflage. Der neue Integralsitz – die eben erwähnte Ausnahme – ist exklusiver Bestandteil des Tiguan R, der neuen Speerspitze in der Palette. Auf den billige(re)n Rängen reist es sich aber auch alles andere als schlecht. 
AUTO BILD Gebrauchtwagenmarkt
VW Tiguan R-Line TSI DSG black style AHK PANO KAMERA
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VW Tiguan R-Line TSI DSG black style AHK PANO KAMERA
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05/2023
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VW Tiguan R-Line 2,0 l TDI SCR 4MOTION 147 kW (200
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05/2023
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VW Tiguan R-Line 2,0 l TSI OPF 4MOTION 140 kW (190
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VW Tiguan MOVE AHK IQ.DRIVE KAMERA E-KLAPPE Bluetooth
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VW Tiguan R-Line 2,0 TDI ,AHK,Standh,IQ.LIGHT,DAB+,
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VW Tiguan R-Line 2,0 TDI ,AHK,Standh,IQ.LIGHT,DAB+,
5.000 km
110 KW (150 PS)
05/2023
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VW Tiguan MOVE TSI DSG AHK KAMERA E-KLAPPE NAVI ACC
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Dank der hoch montierten Rückbank (39 cm) finden selbst dem Durchschnitt Entwachsene eine entspannte Position. Dazu kommen reichlich Kopf- sowie Bein- und Fußfreiheit. In der Basis läuft der Tiguan mit Stoffsitzen vom Band, gegen Aufpreis (ab 2695 Euro) gibt es Leder. Die elektrische Verstellung inklusive Memory-Funktion ist Bestandteil der Lederausstattung. Wirklich empfehlenswert ist diese aber nur bei mehr als zwei regelmäßig wechselnden Fahrern, sollte Leder für Sie kein Muss darstellen. Vorwürfe im Hinblick auf Verarbeitungsqualität und Materialgüte können wir uns glücklicherweise sparen, der Tiguan ist ein grundsolide zusammengestecktes Kompakt-SUV. Bleibt zu hoffen, dass das so bleibt und dass die dritte Generation (voraussichtlich ab Ende 2023) in dieser Hinsicht nicht dem Golf 8 und seinem Elektro-Pendant ID.3 folgt. Die zwei dürfen sich nicht gerade mit Hochwertigkeit im Innenraum brüsten.

Mechanische Regler werden durch Touchflächen ersetzt

VW Tiguan R !! SPERRFRIST 01 Juli 2020   00.01 Uhr !!
Eine der schwerwiegendsten Neuerungen: die Klima-Slider. Dank Vertiefung fährt der Finger nicht ziellos (wie im Golf) über die ganze Bedieneinheit.
Bild: Volkswagen AG
Was die Bedienung betrifft, bleibt grundsätzlich vieles, nicht alles, beim Alten. Am Lenkrad der R-Line und des R ersetzt VW mechanische Tasten durch Touchflächen Die Funktionen unterscheiden sich nicht. Bei der neuen Herangehensweise wissen wir jedoch hin und wieder nicht, ob die Eingabe denn auch wirklich erfolgt ist. Bei den traditionellen Reglern stellen wir uns derartige Fragen nicht. Eine weitere, nicht unbedingt nötige Veränderung betrifft die Klimaanlage. Wie beim Lenkrad ersetzt VW die tadellosen mechanischen Regler durch Touchflächen. Immerhin: Die Schieber für die Temperatur erhalten eine Vertiefung, sodass der Finger nicht ziellos über die Bedieneinheit fährt. Eine blinde Aktivierung der Sitzheizung ist dagegen nur noch mit Eingewöhnung möglich, das Feld sitzt in der linken beziehungsweise rechten oberen Ecke. Das Navi Discover Pro ohne Regler (2155 Euro) dagegen kennen wir bereits aus dem Vor-Facelift. Das System ist auch fernab der Perfektion, lässt sich aber deutlich besser als das unübersichtliche Infotainment des Golf bedienen. Die kleinere Variante Discover Media (1015 Euro) lädt zum klassisch fröhlichen Regeln ein. (Überblick: Alles zum VW Tiguan)

Alles zu teuer? Für 225 Euro gibt's "App Connect", damit koppeln Sie Ihr smartes Endgerät an den Tiguan und spiegeln entweder Apple CarPlay oder Android Auto auf das Display. Obwohl wir klassische Instrumente noch sehr schätzen, empfehlen wir Ihnen, erhältlich ab Linie Life für 510 Euro, die volldigitalen Instrumente. Zahlreiche Darstellungsmöglichkeiten, darunter die Karte des Navis, vermeiden ständige Blicke auf das Touchdisplay. Schade: Während einige VW-Modelle und auch Konzerngeschwister mittlerweile mit einem Head-up-Display ohne zusätzliches Scheibchen auf dem Armaturenträger auskommen, gesteht VW dem Tiguan dies nicht zu. Die nötigen 565 Euro sind an anderer Stelle besser investiert. Für 750 Euro bündeln die Wolfsburger im Fahrassistenzpaket Plus unter anderem einen Einpark- und Spurwechselassistenten, den Travel Assist mit automatischer Spurführung sowie Verkehrszeichenerkennung. Die irrt sich hin und wieder gern, dafür hält der Travel Assist sauber Spur und Abstand, der Parkassistent rangiert zuverlässig in die Lücke rein und auch wieder raus.

Als Tipp für sportliche Fahrer kommt nun auch der Tiguan infrage

VW Tiguan R 2.0 TSI 4Motion   VW Tiguan 1.4 eHybrid     VW Tiguan 1.5 TSI
Obenauf, was die reinen Zahlen betrifft. In der Zulassungsstatistik muss sich der Tiguan R aber garantiert hinten anstellen.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
Die Antriebe bleiben im Großen und Ganzen bei den üblichen verdächtigen Benzinern und Selbstzündern mit variierender Leistung und jetzt mit Euro 6d. Nennenswerte Kandidaten: der R mit 320 PS und der Plug-in-Hybrid mit 245 PS Systemleistung. Beide Antriebe sind letztlich auch alte Bekannte, absolvieren ihren Dienst unter anderem in Golf und Passat. Empfehlen wir dem sportlichen Fahrer bis dato immer einen Golf GTI oder R, lohnt sich jetzt auch der Tiguan als sportlicher Vertreter. Überaus kraftvoll in allen Lebenslagen. Die 420 Nm liegen bereits ab 2100 Umdrehungen an, das DSG sortiert flott und zielgenau seine sieben Gänge, und dank Torque Vectoring an der Hinterachse huscht der Tiguan auch durch enge Kurven sehr zuverlässig. Restkomfort gibt es selbst mit 21-Zoll-Alus noch, das adaptive Sportfahrwerk hilft hier aus. 

Bildergalerie

VW Tiguan 1.5 TSI.   VW Tiguan 1.4 eHybrid     VW Tiguan R 2.0 TSI 4Motion
VW Tiguan 1.5 TSI
VW Tiguan 1.5 TSI
Kamera
Kaufberatung VW Tiguan
Das alles lässt sich VW gut bezahlen: Über 59.000 Euro gilt es zu überweisen, unser Testwagen mit einer Handvoll Optionen liegt bei 70.850 Euro – da staunen selbst wir nicht schlecht. Unsere Empfehlungen fallen nicht in diese Kategorie: 150-Benzin-PS (ab 31.135 Euro) reichen vollkommen und sind mit Sechsgang-Schaltung schön sparsam. Die lässt sich sauber und ohne Probleme durch die Gassen führen. Bei Bedarf upgraden auf das Siebengang-DSG für 2130 Euro. In dieser Kombination gehen bereits solide 2000 Kilogramm an den Haken. Dieser kostet 880 Euro Aufpreis und lässt sich aus dem Kofferraum entriegeln und mit einem Handgriff arretieren. Zwei Tonnen reichen nicht? Der 150 PS starke Diesel ist unser Tipp für den Vielfahrer und übertrifft den Benziner, abgesehen vom unnötigen Aggregat mit 245 PS, um weitere 500 Kilogramm – so geht auch der Hänger inklusive Ross mit auf Reisen. Zur Info: Der Top-Diesel kommt ebenfalls auf 2,5 Tonnen gebremste Anhängelast.

Beim Teil-Stromer muss die Infrastruktur komplett sein

Zum Teil-Stromer raten wir uneingeschränkt nur bei passender Infrastruktur, also im besten Fall einer Wallbox an den eigenen vier Wänden und in der Nähe des Büros. Ist der 13-kWh-Akku (ermöglicht rund 65 lokal emissionsfreie Kilometer) erst mal leer, gerät der 1,4-Liter-Vierender mit seinen 150 PS unter Last ganz schön ins Schwitzen. Geladen wird mit maximal 3,6 kW. Die Preise starten bei 43.510 Euro. Auf der Straße gibt sich der Tiguan letztlich auch nicht die Blöße. Die Lenkung ist direkt, präzise, und in Verbindung mit dem Adaptivfahrwerk (1045 Euro, unabhängig von der Linie) gleitet das SUV sehr komfortabel. Wichtig: Mehr Gewicht steht dem Tiguan grundsätzlich besser, die Fronttriebler sind recht straff, daher empfehlen wir hier in jedem Fall den Erwerb der adaptiven Dämpfer.
Fazit von Christoph Richter: Dass VW auch mit dem Facelift des Tiguan noch immer ein alltagstaugliches Universaltalent zum Händler schickt, ist keine große Überraschung. Die Modellpflege ist zum großen Teil, wenn auch nicht bis ins letzte Detail, gelungen. Erfreulich in erster Linie: Der Tiguan hält noch, in vielerlei Hinsicht, ein gutes Stück Abstand zum Golf der achten Generation.



Von

Christoph Richter