Wo diese Autos sind, ist oben. Im wörtlichen Sinn, weil die Sitzposition mit der schönen Übersicht als ein Hauptgrund für den Kauf gilt. Und im übertragenen Sinn, weil Allradler immer noch beliebter werden. Vor fünf Jahren lag der Marktanteil für Geländewagen und SUV bei 6,5 Prozent, in diesem Jahr bei 11,1. Ganz oben in der Bestenliste stehen VW Tiguan und Nissan Qashqai. Und der Kia Sportage verkauft sich schon besser als ein Toyota RAV4. Kein Wunder, bei diesem Auftritt. Bullige Silhouette, flaches Fensterband, elegante Front – dieser Kia kann sich sehen lassen.

Überblick: Alle News und Tests zum Kia Sportage

Kia Sportage
Bullige Silhouette, elegante Front, flaches Fensterband – der Kia kann sich sehen lassen.
Das gilt auch für den Innenraum mit dem eigenständigen, durchaus eleganten Cockpit, auch wenn sich über die Farbpalette in Grau/Grün/Braun vielleicht streiten lässt. Vorn und hinten bietet der Sportage anständig Platz, der Tiguan ist jedoch merklich größer. Und die Sitze sollte sich Kia noch einmal anschauen, vorn bieten sie (zu) wenig Seitenhalt, im Fond muss man wegen der flachen Position die Beine stark anwinkeln. Verglichen mit dem Sportage tritt der Qashqai zurückhaltender auf. Doch sein typisches Crossover-Design, diese Mixtur aus Geländewagen-Körper und fast coupéartigem Aufbau, gefällt noch immer. Geradezu wohltuend beruhigend wirkt sein schnörkelloses Cockpit. Vorn sitzen Pilot und Kopilot ordentlich, im Fond wird es jedoch eng. Zu eng für Größe und Art des Autos. Für alle, die hinten den Platz wirklich brauchen, empfehlen wir den Qashqai+2 für 1500 Euro Aufpreis. 21 Zentimeter länger und mit 13,5 Zentimeter längerem Radstand. So etwas braucht der VW gar nicht, der Tiguan hat auch so mit Abstand das beste Raumangebot.

Überblick: Alle News und Tests zum VW Tiguan

VW Tiguan
Gut im Futter: Der 1,4-Liter-Motor mit 160 PS beschleunigt den VW Tiguan lebhaft.
Im Vergleich mit den beiden relativ hochgeschlossenen Asiaten wirkt er luftiger, seine Sitze sind einfach besser auf Europäer zugeschnitten: straff gepolstert, passend ausgeformt. Praktische Vorteile bietet die geteilt längs verschiebbare Rückbank mit verstellbarer Lehnenneigung (Serie) – Kia und Nissan haben gespart, bei beiden lassen sich zur Vergrößerung des Kofferraums nur die Lehnen geteilt umklappen. Der 1,4-Liter-Motor mit 160 PS beschleunigt den VW lebhaft. Macht richtig Spaß, doch der doppelt aufgeladene – mit Kompressor und Turbo – TSI wirkt auf Dauer etwas nervös und aufgeregt, will mit Drehzahlen bei Laune gehalten werden. Der Test-Tiguan besaß das aufpreispflichtige DCC-Fahrwerk (1070 Euro) mit verstellbaren Dämpfern. Die lassen sich in den Programmen Sport, Comfort und Normal abstimmen, der VW trifft damit auf alle Fälle die richtige Balance zwischen gemütlichem Gleiten und straffer Strenge. Empfehlenswert. Mit seinen 141 PS ist der Nissan nominell der Schwächste, von einem Leistungsdefizit im Alltag ist aber nichts zu spüren, im Gegenteil.
Der Zweiliter vermittelt einen ausgeruhten, gelassenen Eindruck, dem Hubraum sei Dank. Ganz so leichtfüßig wie der Tiguan ist der Qashqai jedoch nicht unterwegs, er federt eine Spur kerniger, bleibt stets unaufgeregt. An solche Ausgewogenheit kommt der Kia (noch) nicht heran, fährt im Vergleich schwerfälliger und behäbiger, lenkt unwilliger ein. Er liegt unruhiger, poltert über Querfugen, nimmt nur die langen Wellen relativ geschmeidig. Dem schlappen Zweilliter glaubt man seine 163 PS kaum, er dreht müder. Bei niedrigen Drehzahlen benimmt er sich noch ganz manierlich, ab etwa 4000 Touren schreit und brüllt er jedoch wie eine Horde Fünfjähriger beim Fußball. Und dem Getriebe fehlt ein sechster Gang.

Überblick: Alle News und Tests zum Nissan Qashqai

Nissan Quashqai
Preislich zwischen Kia und VW: Der Nissan Qashqai gefällt mit guter Ausstattung.
Der Kia verbrauchte im Test 8,7 Liter, der Nissan 8,5, und der VW begnügte sich mit 8,1. Geht in Ordnung, doch mit vergleichbaren Dieseln waren alle drei eben doch merklich sparsamer: Der 140-PS-TDI im Tiguan und der 136-PS-CRDi im Kia Sportage kamen auf 6,8 Liter und der 150-PS-dCi im Nissan auf 6,7. Mit 28.460 Euro ist der Kia erwartungsgemäß der Billigste – aber nicht so viel günstiger wie vielleicht vermutet. Dafür fährt der Sportage mit der kompletten Spirit-Ausstattung vor, da gehören sogar Spezialitäten wie Xenon–Licht, Sitzheizung vorn und hinten und ein Klasse-Navi dazu. Nissan verlangt für den Qashqai mit 29.790 Euro etwas mehr, kann aber als "Tekna" locker mithalten und hat sogar ein kleines Navi, Panorama-Glasdach und Lederpolster an Bord. Ein Luxus, den Käufer bei VW traditionell extra bezahlen müssen. Und das, obwohl der Tiguan mit 30.620 Euro schon als Teuerster dasteht. Passt irgendwie zum Höhenflug.
Dirk Branke

Fazit

Kein Wunder, dass sich kompakte SUV so gut verkaufen. Sie sind nicht zu groß und nicht zu klein, bieten Platz und Komfort und, wenn man es wirklich braucht, sogar noch Allrad. Die lebhaften Benziner sind zumindest bei VW und Nissan durchaus eine Empfehlung – Leuten, die häufiger auf langen Strecken unterwegs sind, raten wir aber doch zum Diesel. Der Kia fängt mit einem Knalleffekt an, doch der nächste Schritt wird für die Koreaner noch schwerer: der Feinschliff im Detail.