Erfolge beim Absatz, Vorsprung durch Technik beim i3 und allgemeines Lob fürs Design. Gerade das war ja nicht immer so bei BMW. Doch wie sehr die Marke aus München zu seinen Wurzeln und einer eigenen, eleganten Linie zurückfindet, zeigt das neue 4er-Coupé höchst eindrucksvoll. Audi hat mit dem A5 seit 2007 vorgemacht, was BMW jetzt auch probiert: Die feinen Varianten der Mittelklasse-Baureihe bekommen einen eigenen Namen. Die größere Zahl soll größeres Prestige versprechen – und höhere Preise ermöglichen. Aus 3er Coupé und Cabrio werden so 4er, später kommt noch das viertürige Gran Coupé dazu. Los geht es im Herbst mit dem zweitürigen Coupé.

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BMW 4er Coupé
Ein Coupé wie aus dem Bilderbuch: kurze Überhänge, lange Motorhaube und einen flacher, weich ins Heck auslaufender Aufbau mit filigranen Dachstreben.
Natürlich ist die Verwandtschaft mit der (unserer Meinung nach auch schon sehr schicken) 3er-Limousine nicht zu übersehen, doch BMW setzt buchstäblich eins drauf. Denn entstanden ist ein Coupé wie aus dem Bilderbuch, mit bestechenden Proportionen – jeweils 1,4 Zentimeter länger und breiter als die Limo, vor allem aber 6,7 Zentimeter flacher. Dazu gibt es kurze Überhänge, eine lange Motorhaube und einen flachen, weich ins Heck auslaufenden Aufbau mit filigranen Dachstreben. Wer will, erkennt vielleicht sogar ein paar Ähnlichkeiten mit dem frühen, eleganten 6er der Generation E 24. Grundsätzlich ähneln die Platzverhältnisse der Limousine, doch die Sitzposition liegt spürbar tiefer, näher dran an der Straße. Auch der Fond wirkt durchaus geräumig und die Sitzposition nicht unbequem. Die Sitzlehne ist stärker ausgeprägt als in der Limousine, die Kopfstützen sind integriert. Etwas ungemütlich wird es hinten nur für größere Leute, die müssen den Kopf einziehen. Der Kofferraum schluckt praxistaugliche 445 Liter (Limousine 480 Liter), die Rückbank ist serienmäßig geteilt klappbar, auf Wunsch auch im Verhältnis 40/20/40 dreigeteilt (200 Euro extra).

Erster Fahrbericht: So fährt der BMW i3

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Video: BMW 4er Fahrbericht

Erste Fahrt im 4er

Bild: AUTO BILD
Bei den Motoren sieht es wie folgt aus: Zum Start am 5. Oktober 2013 gibt es zwei Benziner, den 2,0-Liter-Vierzylinder mit 245 PS im 428i und den 3,0-Liter-Sechszylinder mit 306 PS im 435i sowie den 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel mit 184 PS im 420d. Im November folgen dann der Basis-Benziner 420i mit 2,0-Liter-Vierzylinder und 184 PS und der 3,0-Liter-Sechszylinder-Diesel mit 258 PS im 430d und mit 313 PS im 435d xDrive. Wie viel Spaß gerade die Reihen-Sechszylinder machen, beweist einmal mehr der von uns gefahrene 435i mit 306 PS. Der Dreiliter tobt unter der Haube, dass es eine reine Freude ist – so lässig und so kultiviert wie es irgendwelche aufgeblasenen Downsize-Vierzylinder nie sein werden. Bissiger Antritt, seidenweicher Lauf, cremige Drehfreude. Und dazu ein sonorer Klang, irgendwo zwischen heiser und kernig. Das Aggregat harmoniert bestens mit der superschnellen und superschlauen Achtgang-Sportautomatik (2350 Euro), eine nahezu perfekte Kombination. Das Fahrwerk-Layout stammt natürlich von der Limousine, doch der 4er wurde neu abgestimmt, und zwar merklich strammer. Er steht auf etwas breiterer Spur (vorn 2 mm, hinten 1,0 cm), wurde einen Zentimeter tiefergelegt, die Achslastverteilung liegt bei optimalen 50:50. Der Schwerpunkt liegt tiefer, BMW spricht ganz stolz von unter 500 mm, und das sei der tiefste Schwerpunkt des aktuellen (Serien-)Modellprogramms.
BMW 4er Coupé
Präzise, fein ausbalanciert und ausgesprochen agil: Der neue 4er fährt so, wie man es von einem Coupé aus dem Hause BMW erwartet.
Der 4er fährt jedenfalls genau so, wie es die ganze Theorie verspricht: sehr präzise, fein ausbalanciert und ausgesprochen agil. Die Lenkung reagiert feinnervig, des ESP spricht sensibel an. Zumindest mit diesem Motor und den aufgezogenen 19-Zoll-Rädern (950 Euro extra) ist er damit viel heftiger unterwegs, als es die eher zurückhaltend-elegante Karosserie erwarten lässt. Der 435i soll in 5,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h stürmen, die Spitze wird bei 250 km/h abgeriegelt. Ein Krawallbruder ist er deshalb noch lange nicht, wird nie nervös, belästigt weder Fahrer noch Passagiere und federt immer noch anständig. Speziell mit dem adaptiven Fahrwerk, dessen Anschaffung wir dringend empfehlen (1100 Euro). Die Preise für den 4er beginnen beim 420i mit 35.750 Euro, der wie erwähnt, erst im November kommt. Der Einstiegsdiesel 420d kostet 39.200 Euro. Der hier gefahrene 435i steht mit 49.950 Euro in der Liste, beim Testwagen kommt aber unter anderem noch die Sport-Line für 1500 Euro dazu. Der teuerste 4er wird der stärkste sein, der 435d xDrive für 54.300 Euro. Naja, auch das ist alles eine Nummer größer als bisher.

Kaufberatung Sportcoupés bis 60.000 Euro

AUTO BILD 19/2013
Mehr zum BMW 4er Coupé erfahren Sie in AUTO BILD 29/2013. Dazu im neuen Heft: Alfa attackiert BMW – neue Giulia und Alfetta kommen mit Heckantrieb. Und: Neuer VW Golf GTD im großen Vergleichstest. Sowie: Kaufberatung Mercedes E-Klasse. Alle Motoren, alle Varianten und alle Extras.
Dirk Branke

Fazit

BMW fährt gerade auf der Überholspur, und das bestätigt der neue 4er ziemlich eindrucksvoll. Über die Zahlenakrobatik mag man lächeln, doch der 4er hat Rasse, Klasse und Stil – und ist dazu noch alltagstauglich.