BMW 5er Touring: Dauertest
Dieser 5er kriegt 'ne 1

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Ein BMW mit vier Zylindern? Da suchten die Dauertester akribisch das Haar in der Suppe – doch der Touring stand auch nach 100.000 Kilometern noch glänzend da und erhielt am Ende die Bestnote.
Bild: Christian Steiger
Beginnen wir am besten mit einer Herzensangelegenheit: In den Fünfer gehöre ein Sechser, dieser samtige Reihenmotor, wie ihn nur BMW pflegt. Noch, so wird gejammert. Die Bayern verkauften ja angeblich ihre Seele und wechselten stattdessen zum Turbovierzylinder, nur weil der so Unwichtiges kann wie Sprit sparen und Gewicht und Kosten senken. Was lag also näher, als den ungeliebten Neuling über volle 100.000 Kilometer zu scheuchen? Der Dauertest dürfte doch wohl ein abschließendes, endgültiges Urteil fällen über den 528i Touring, der mit dem neuen Zweiliter-Benziner, 245 PS und Achtstufenautomatik antrat. Zum Grundpreis von 47.250 Euro wird der beliebte Kombi selten geordert, aber ein Testwagenpreis von 78.510 Euro (inklusive zahlreicher Extras) verursacht, gelinde gesagt, Schnappatmung.
Im Überblick: Alle Tests zum BMW 5er
Vielleicht provozierten auch der Vierzylinder und sein fades Klangbild. Im Leerlauf knurrig wie ein gut gedämmter Diesel, unter Last lau – nach 245 heißen Pferden hört sich dieser Turbomotor nie an. Das Ohr fährt schließlich mit! BMW hat (nach reichlich Kritik) auch hingehört und baut seit Juli einen "Modulator" ein, der angenehme Motortöne verstärkt und über die Innen-Lautsprecher als kernigeren Sound einspielt. Im Dauertest verbrauchte unser Touring 11,8 Liter. "Zu viel", fand TV-Redakteur Dennis Petermann, der "trotz Eco-pro-Modus immer über zehn Litern" blieb. Damit ist der Tank zu klein. Auf Langstrecken reichen 70 Liter Vorrat gerade mal für 500-Kilometer-Etappen. Noch ein Grund für den Diesel, den 90 Prozent aller Käufer wählen. Dass der Motor nach Testende Risse aufwies, nennt BMW "üblich" und nur "oberflächlich". Im Dauertest blieben sie folgenlos. Und dieses Phänomen kennen wir auch von anderen Herstellern.
Tops und Flops: Die komplette Dauertest-Rangliste
Die Fahrleistungen lassen jedenfalls keinen Zweifel daran, dass der 528i ein "hervorragendes Reiseauto" ist. Die Sitze perfekt, der Komfort exzellent, hellwache Automatik, keine Windgeräusche – "der beste Mercedes, den BMW je gebaut hat", findet Kollege Christian Steiger, um gleich darauf einzuschränken: "Ein überzeugender Familienkombi ist das aber nicht." Denn trotz seiner imposanten 4,91 Meter Länge lässt sich im Fond des 5er eine Babyschale nur unter Verrenkungen einbauen. Im doppelten Ladeboden finden nicht einmal Weinflaschen Platz, und die elektrische Anhängekupplung, deren Ausfahren entweder zu lange dauert oder abrupt stoppt, ist verbesserungswürdig. Das können Praxismeister wie das T-Modell der Mercedes E-Klasse besser. So waren es die Kleinigkeiten, die im Alltag am großen Touring störten. Das Türöffnen per Keyless-Go-System klappte nicht immer zuverlässig, und beim Schließen verlangten die Türen sanften Nachdruck."Die Bedienung ist perfekt – bis auf die elektrische Handbremse und den Wählhebel", so Redakteur Martin Puthz. Der Schaltknauf flutscht zu leichtgängig durch die Gasse – ein bekanntes Manko dieser an sich tadellosen Automatik. Schließlich murrten auch – es handelt sich ja um einen BMW – die Freunde dynamischer Fahrweise. "Geradeauslauf schlecht, Lenkung nicht so rund wie beim Vorgänger", notierte Redakteur Henning Klipp. "Im Comfort-Modus empfindlicher für Seitenwind!" Tatsächlich änderte BMW ab Juli 2013 die Lenkprogrammierung, um Präzision und Geradeauslauf zu steigern. Bei dieser Modellpflege bekam auch die Abstandsregelung eine zusätzliche Kamera, "zur Komfortsteigerung", wie es offiziell heißt. Im Dauertestauto hatte das ACC bei hohem Tempo nicht so verlässlich reagiert wie bei Tempo 100: mal zu heftig, dann wieder verzögert. Dass die Technik bei Matsch und Schnee öfter ausfiel, wird auch die zweite Kamera kaum verhindern.So suchten wir zwischen Winterwetter und Fahrerlebnisschalter nach dem berühmten Haar in der Suppe, denn ansonsten perlte der Dauertest spurlos am Kombi ab. Nach 21.197 Kilometern blinkte einmal die Motorkontrollleuchte, doch im Fehlerspeicher fand sich kein Eintrag. Ebenso wenig im Fahrtenbuch oder bei der AUTO BILD-Spezialität, der finalen Totalzerlegung. Null Fehler. Das bedeutet: Bestnote, womit der 5er in der ewigen Rangliste ganz oben steht, gleichauf mit dem 130i und dem Mazda6. Die 1 plus ist die Zahl, die beim 5er das Herz am besten erwärmt.
In der Bildergalerie lesen Sie weitere Details zum Dauertest und zum Ergebnis der Inspektion nach 100.000 Kilometern. Den kompletten Artikel mit allen technischen Daten gibt es als Download im Online-Heftarchiv.
Fazit
Bis auf Verbrauch und Reichweite ist dem 528i wenig vorzuwerfen. Der Vierzylinder lief so störungsfrei wie zuvor der Sechszylinder im 130i. Was nichts daran ändert, dass ein Diesel besser zum großen Touring passt. In der Zuverlässigkeits-Hitliste stehen jetzt zwei BMW ganz oben – so gehört es sich für eine Nobelmarke.
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