Vorstellung: BMWs Blick in die Glaskugel

BMW hat 2018 mit der Studie Vision iNext gezeigt, wie die elektrische Zukunft der Marke aussehen könnte. 2021 soll das Serienmodell folgen, das zeitgleich das Flaggschiff der neuen i-Flotte darstellen wird. Derzeit werden die getarnten Prototypen am Polarkreis getestet. Die Kälte ist vor allem für den Elektromotor, den Akku und das Kühlsystem von Elektroautos eine Herausforderung. Denn sämtliche Energie und damit Wärme kommt aus der Batterie. Die arbeitet in der Regel mit Lithium-Ionen, deren chemische Reaktion sich bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt verlangsamen, das geht auf die Reichweite. Gleichzeitig dauert das Laden länger. Die BMW-Ingenieure analysieren darum, wie sich die extreme Kälte auf das Laden, die Abgabe von Strom an den Elektromotor, die Versorgung des Bordnetzes und die Klimaanlage des iNext auswirken und entwickeln entsprechende Lösungen. Außerdem steht die Feinabstimmung von Lenkung, Bremsen, Fahrwerk und Assistenzsystemen auf dem Plan.

Studie mit großen Glasflächen

Play

Video: BMW Vision iNext (2018)

BMWs E-Zukunft

An der Front des SUVs symbolisiert eine riesige, zusammengezogene Doppelniere, dass der Vision iNext ein reines E-Fahrzeug ist. Da der E-Motor keine klassische Kühlluftversorgung braucht, ist die Kühlermaske geschlossen. Dahinter findet hier die Sensorik für das autonome Fahren Platz. Blaue Akzente unterstreichen die Zugehörigkeit zur BMW-i-Familie. Sie leuchten, sobald die Studie entriegelt ist. Das Konzept steht auf großen 24-Zoll-Felgen, die aerodynamisch optimiert sind. Außenspiegel fehlen dem iNext, dafür garantieren Kameras den Blick nach hinten. Die Türen lassen sich gegenläufig öffnen, eine B-Säule besitzt die Studie nicht. Das Heck zeigt sich breit. Die sehr schmalen Rückleuchten sind L-förmig und passen sich so der Design-Philosophie von BMW an. Auch hier finden sich blau leuchtende Akzente. Nähere Infos zur Motorisierung und der Batterie gibt BMW nicht.

Innenraum: Puristische Lounge-Atmosphäre

So sieht sich BMW in der Zukunft!
Das Fahrzeug wird neben dem Lenkrad ausschließlich über zwei Touchscreens gesteuert.
Der Innenraum ist – neben dem wahrscheinlich schon seriennahen Äußeren – eindeutig das Highlight des iNext. Vier Sitzplätze bietet die BMW-Studie. Fahrer und Beifahrer nehmen auf Einzelsitzen Platz und schauen auf zwei Monitore, wobei vor allem der Zentralmonitor durch seine Größe beeindruckt. Hinten können es sich die Fondpassagiere auf einer Art asymmetrischen Liegelandschaft bequem machen. Und um während der autonomen Fahrt die Kommunikation zwischen vorne und hinten zu erleichtern, lassen sich die Kopfstützen der Vordersitze nach hinten wegklappen. Eine schöne Idee, genau wie die organisch geschwungene Bank im Fond – allein die praktische Umsetzung, speziell vor dem Hintergrund des Insassenschutzes, dürfte eine Überführung in ein zukünftiges Serienauto schwierig machen. Dem famosen Raumgefühl tut das keinen Abbruch. Der Boden ist flach, die Pedalerie verschmilzt plan mit dem Parkett, lediglich wenn selbst gefahren wird, kommen Gas- und Bremspedal dem Fahrer entgegen. Die Materialien sind frei von tierischen Produkten und wirken mit hellen und einladenden Farben und Formen wie die logische Weiterentwicklung des i3-Materialmixes.

Bildergalerie

BMW M-Neuheiten bis 2021
BMW M-Neuheiten bis 2021
BMW M Neuheiten bis 2019: Vorschau
Kamera
BMW M-Neuheiten bis 2022

Keine Knöpfe im Innenraum

Alles zum BMW Vision iNext
Das Holz der Mittelkonsole dient als Touchfläche zur Infotainment Bedienung.
Den Verzicht auf Knöpfe haben die Innenraumdesigner im iNext zur Meisterschaft gebracht: Es gibt einfach keine. Stattdessen erfolgen Eingaben über Sprache, den mittigen Touchscreen – oder über die touchsensitiven Oberflächen der Sitzbezüge im Fond sowie des zwischen den Vordersitzen angebrachten Tischchens. Dessen Holzoberfläche wird zur Touchfläche – eine herkömmliche Bedieneinheit ist nicht mehr notwendig. "Shytech" nennt BMW diese neue Art der versteckten Technik. Dass nicht speziell abgesetzte Oberflächen zur Bedienung verwendet werden, soll die Verbindung zwischen Mensch und Maschine besonders intuitiv werden lassen. Für die Passagiere im Fond gibt es einen Projektor, der digitale Inhalte in Bücher projizieren kann – im Prinzip Augmented Reality im aufgeschlagenen Buch. Gerade hier wird deutlich, was BMW mit dem iNext zeigen möchte: den Bogen zu schlagen zwischen Digital und Analog, um die Nutzung der Technik so einfach und zugänglich wie möglich zu gestalten. Sicher ist nicht alles in die Serie übertragbar, wirkt aber bereits wesentlich anwenderorientierter als beispielsweise die Hologramm-Bedienung der i Inside-Studie von 2017, die eher einer technischen Machbarkeitsstudie glich.

Von

Katharina Berndt