Der Motor japste. Quälte sich müde über die freie Autobahn, weit weg vom Topspeed, den Ford verspricht. Nur noch 186 km/h schaffte der Kuga, den AUTO BILD am Ende seines Dauertests auf die gleiche Weise checkte wie alle Kandidaten zuvor: Vollgas nach 100.000 Kilometern. Dabei ist schon mancher zu großer Form aufgelaufen, weil der Motor im Laufe der Zeit freier wurde und die Messwerte besser. Anders beim Kuga, der am Ende bis 160 km/h fast eine Sekunde länger brauchte als zu Testbeginn und darüber kaum noch weiter wollte trotz besten Wetters: 24 Grad, kein Wind. Die ungewöhnliche Ursache enthüllte sofort danach die Zerlegung – und sie passte ins Bild.

Seit 2012 besitzt der Kuga das Format eines VW Tiguan

Ford Kuga
Das stämmige Heck steht dem Kuga gut – in den Laderaum passt auch ordentlich viel rein (456­ bis 1653 Liter).
Dabei stand der Kölner anfangs so glänzend da: Mit dem großen 163-­PS-­Diesel, Allradantrieb, Automatik und viel Pipapo hatte AUTO BILD exakt den Traum aller SUV­-Kunden herausgepickt – die aus Kostengründen später im wahren Leben dann lieber Handschaltung und Frontantrieb nehmen. Die zahlen auch keine 43.450 Euro, freuen sich aber genauso über die angenehme Größe des SUV. Denn seit 2012, als die neue Generation das entscheidende Quäntchen Länge und Komfort zulegte, besitzt der Kuga das Format eines VW Tiguan. "Genug Platz für weite Touren, Fond und Kofferraum geräumig, praktisch ist der doppelte Ladeboden – unpraktisch aber die hohe Ladekante", so Redakteur Christian Steiger, der auch die elektrische Heckklappe für 700 Euro extra bemängelte: Die ging nur auf, wenn der Motor aus war, brauchte zudem sehr lange.

Bildergalerie

Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 Titanium
Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 Titanium
Ford Kuga 2.0 TDCi 4x4 Titanium
Kamera
Ford Kuga im Dauertest
Mehr zum Thema: Die Dauertest-Rangliste mit allen Testergebnissen

Ein leidiges Ford-­Dauerthema: Infotainment und Navigation

Auch langstreckentaugliche Sitze und leise Windgeräusche tragen zum Reisekomfort bei. Das Fahrwerk, das – wie bei Ford zuletzt üblich – von sportlicher Härte weggeht und wieder softer wird, polarisierte am stärksten: "sauber abgestimmt" finden die Gleiter, "weich und polterig laut" die Flotten. Für seine 1770 Kilo fährt das SUV erstaunlich agil, ohne zum Heizen zu animieren. Der flotte Motor klingt kernig, schluckt aber auch so: Bei 8,8 Liter Testschnitt schrumpfte die Reichweite auf magere 530 Kilometer. Dann tankt man halt öfter. Mehr Ärger bereitete das Ford-­Dauerthema: Infotainment und Navigation. Zwar lobte Kollege Stephan Puls die schnelle Handy­-Kopplung und saubere Audio­ Übertragung des Sync-­Systems, doch blieb auch unser Elektronik-­Fan nicht von Tücken verschont. Nach einem Reise­-Stopp hatte das Navi das Ziel vergessen, statt USB wurde das Radio angewählt. "Ein echtes Killerkriterium, dieses Sync." Die Verkehrszeichenerkennung las schon mal Lkw­-Aufkleber ab. Dafür regelte das Abstandsradar vorzüglich und erkannte sogar plötzlich einscherende Autos.

Mit der Zeit wurde das PowerShift schläfrig

Zum Schluss ging ihm die Puste aus
Es müssen nicht immer sperrige Schaltwippen hinterm Lenkrad sein: Beim Kuga wechselt der kleine Schalter am Wählhebel per Fingerklick die Gänge.
Das passt zum fahragilen Eindruck. Das Doppelkupplungsgetriebe startete mit ruckfreiem Schalten und legte aufmerksam niedrige Gänge ein, wenn der Kuga bergab rollte. Vorbildlich auch der kleine Schalter am Wählhebel, der per Fingerklick die Gänge wechselte – schöne Alternative zu sperrigen Schaltwippen hinterm Lenkrad. So spielte Fords PowerShift den hellwachen Helfer, der nur leider mit der Zeit in Dämmerschlaf verfiel. "Schaltet zäh und unentschlossen", notierte Reifenexperte Henning Klipp nach 70.229 Kilometern. Vor allem Rangieren mit viel vor und zurück artete zum Geduldsspiel aus, zum Glück ohne das ruckartige Schließen wie beim DSG des VW-­Konzerns. Verschleiß war bei der Zerlegung nicht zu finden. Dafür aber ungleiche Fugen an Cockpit, Motorhaube und Heckklappe. Der Teppich krallte Krümel förmlich fest. "Saugen unmöglich!", stand im Fahrtenbuch. "Ist gescheite Auslegeware so teuer?" Die schlechte Verarbeitung bestätigte uns Leserin Patricia Berger von ihrem Auto. Ihr fielen zudem an mehreren Kuga Dellen im Blech unter den Griffmulden auf.
Im Überblick: Alles Infos zum Ford Kuga

Nach 50.000 Kilometern kamen die Probleme

Der Kuga hatte gerade die Hälfte seiner Distanz hinter sich, als die bösen Überraschungen begannen. Bei Kilometer 39.042 setzte erstmals der linke Scheibenwischer aus. Problematisch, weil die beiden Arme gegenläufig wischen. Tatsächlich musste die Werkstatt erst den linken, dann den rechten Wischermotor wechseln. Nach exakt 50.100 Kilometern ratterte und knatterte es aus dem Untergrund so laut, dass der Kuga sofort zum Service rollte. Diagnose: Das Gehäuse des Verteilergetriebes war rings um zwei Befestigungsschrauben gebrochen, sodass die Kardanwelle ans Gehäuse schlug. Da half nur ein (teures) Neuteil. Kein Einzelfall, wie Ford uns bestätigt hat.
Ford Kuga
Hier wird die Luft knapp: Die Ansaugkanäle sind dick verkokt. Kein Wunder, wenn es an Leistung fehlt.
Zwei große Schäden, mehrere kleine Mängel – beim Sympathieträger schien der Wurm drin zu sein. Bis zur letzten Fahrt, die sich anfühlte, als ginge dem Motor die Luft aus. Ein durchaus passendes Bild, wie der DEKRA-­Sachverständige Günther Schiele bei der finalen Zerlegung feststellte. Der 2,0-­Liter TDCi, der inzwischen abgelöst wurde, litt unter verengten Atemwegen. Die Einlasskanäle waren teilweise bis zur Hälfte zugekokt – durch Verbrennungsrückstände, die bei Dieselmotoren öfter zu finden sind, seitdem der Ansaugluft immer mehr Abgas beigemischt wird, um den Ausstoß von Stickoxiden zu senken. So massiv wie beim Ford hatte Schiele das selten erlebt. Da hätte dem Kuga doch glatt der Erstickungstod gedroht. Kein schönes Schicksal für den starken Kölner.
In der Bildergalerie erfahren Sie, was während des Tests und bei der Demontage des Testwagens nach Erreichen der 100.000 Kilometer außerdem aufgefallen ist. Den vollständigen Artikel mit allen Daten und Tabellen gibt es im Online-Artikelarchiv als PDF-Download.


Fazit

von

Manfred Klangwald
Der Kuga stolpert über massive, aber vermeidbare Schäden: Riss im Getriebegehäuse und defekte Wischermotoren sind kein Hexenwerk, sondern klassischer Autobau. Ford muss seine Hausaufgaben machen, auch bei Qualität und Elektronik, weil das SUV nichts mehr besser kann als die wichtigste Konkurrenz aus Korea. Dieser Test ist ein Alarmsignal!

Von

Manfred Klangwald
Joachim Staat