Ford Kuga: 100.000-Kilometer-Dauertest
Zum Schluss ging ihm die Puste aus

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Mit dem kompakten SUV will Ford hoch hinaus, doch im Dauertest kam der Kuga kurz vorm Gipfel in Atemnot.
Der Motor japste. Quälte sich müde über die freie Autobahn, weit weg vom Topspeed, den Ford verspricht. Nur noch 186 km/h schaffte der Kuga, den AUTO BILD am Ende seines Dauertests auf die gleiche Weise checkte wie alle Kandidaten zuvor: Vollgas nach 100.000 Kilometern. Dabei ist schon mancher zu großer Form aufgelaufen, weil der Motor im Laufe der Zeit freier wurde und die Messwerte besser. Anders beim Kuga, der am Ende bis 160 km/h fast eine Sekunde länger brauchte als zu Testbeginn und darüber kaum noch weiter wollte trotz besten Wetters: 24 Grad, kein Wind. Die ungewöhnliche Ursache enthüllte sofort danach die Zerlegung – und sie passte ins Bild.
Seit 2012 besitzt der Kuga das Format eines VW Tiguan

Das stämmige Heck steht dem Kuga gut – in den Laderaum passt auch ordentlich viel rein (456 bis 1653 Liter).
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Ein leidiges Ford-Dauerthema: Infotainment und Navigation
Auch langstreckentaugliche Sitze und leise Windgeräusche tragen zum Reisekomfort bei. Das Fahrwerk, das – wie bei Ford zuletzt üblich – von sportlicher Härte weggeht und wieder softer wird, polarisierte am stärksten: "sauber abgestimmt" finden die Gleiter, "weich und polterig laut" die Flotten. Für seine 1770 Kilo fährt das SUV erstaunlich agil, ohne zum Heizen zu animieren. Der flotte Motor klingt kernig, schluckt aber auch so: Bei 8,8 Liter Testschnitt schrumpfte die Reichweite auf magere 530 Kilometer. Dann tankt man halt öfter. Mehr Ärger bereitete das Ford-Dauerthema: Infotainment und Navigation. Zwar lobte Kollege Stephan Puls die schnelle Handy-Kopplung und saubere Audio Übertragung des Sync-Systems, doch blieb auch unser Elektronik-Fan nicht von Tücken verschont. Nach einem Reise-Stopp hatte das Navi das Ziel vergessen, statt USB wurde das Radio angewählt. "Ein echtes Killerkriterium, dieses Sync." Die Verkehrszeichenerkennung las schon mal Lkw-Aufkleber ab. Dafür regelte das Abstandsradar vorzüglich und erkannte sogar plötzlich einscherende Autos.
Mit der Zeit wurde das PowerShift schläfrig

Es müssen nicht immer sperrige Schaltwippen hinterm Lenkrad sein: Beim Kuga wechselt der kleine Schalter am Wählhebel per Fingerklick die Gänge.
Im Überblick: Alles Infos zum Ford Kuga
Nach 50.000 Kilometern kamen die Probleme
Der Kuga hatte gerade die Hälfte seiner Distanz hinter sich, als die bösen Überraschungen begannen. Bei Kilometer 39.042 setzte erstmals der linke Scheibenwischer aus. Problematisch, weil die beiden Arme gegenläufig wischen. Tatsächlich musste die Werkstatt erst den linken, dann den rechten Wischermotor wechseln. Nach exakt 50.100 Kilometern ratterte und knatterte es aus dem Untergrund so laut, dass der Kuga sofort zum Service rollte. Diagnose: Das Gehäuse des Verteilergetriebes war rings um zwei Befestigungsschrauben gebrochen, sodass die Kardanwelle ans Gehäuse schlug. Da half nur ein (teures) Neuteil. Kein Einzelfall, wie Ford uns bestätigt hat.

Hier wird die Luft knapp: Die Ansaugkanäle sind dick verkokt. Kein Wunder, wenn es an Leistung fehlt.
In der Bildergalerie erfahren Sie, was während des Tests und bei der Demontage des Testwagens nach Erreichen der 100.000 Kilometer außerdem aufgefallen ist. Den vollständigen Artikel mit allen Daten und Tabellen gibt es im Online-Artikelarchiv als PDF-Download.
Fazit
Der Kuga stolpert über massive, aber vermeidbare Schäden: Riss im Getriebegehäuse und defekte Wischermotoren sind kein Hexenwerk, sondern klassischer Autobau. Ford muss seine Hausaufgaben machen, auch bei Qualität und Elektronik, weil das SUV nichts mehr besser kann als die wichtigste Konkurrenz aus Korea. Dieser Test ist ein Alarmsignal!
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