Der Tiguan mit dem Zweiliter-TDI ist der erfolgreichste Allradler von VW. Wir testen vier interessante Alternativen mit dem gleichen Motor.
Unsere fünf Kandidaten sind beileibe nicht die einzigen fünf Allradler aus dem Volkswagen-Konzern mit dem beliebten 2.0 TDI unter der Haube. Insgesamt wären es 18 Modelle – und damit zu viel für einen Vergleichstest. Neben Audi Q3, Skoda Yeti, VW Amarok, VW Multivan und VW Tiguan wären das die Audi-Typen Q5, A3, A4 und A5, die Seat-Modelle Leon, Altea und Alhambra, die Skoda-Allradler Octavia und Superb sowie die VW Golf, Passat, CC und Caddy 4Motion. Früher gab es noch mehr: Audi TT sowie die Fremdfabrikate Mitsubishi Outlander und Jeep Compass/Patriot, an die VW seine TDI-Motoren verteilte. Und sogar als Bootsmotor verkauft Volkswagen-Marine seinen Zweiliter-Turbodiesel mit Direkteinspritzung.
Mit dem Multivan hat der Zweiliter-TDI Mühe
Ein unbeladener VW Multivan bringt mehr als 2,4 Tonnen auf die Waage – das ist zu viel für den 2.0 TDI.
Unsere fünf Testkandidaten bringt der 2.0 TDI mehr oder weniger flott in Schwung. Die Bedingungen sind sehr unterschiedlich. Ein unbeladener VW Multivan wiegt mehr als 2,4 Tonnen, ein Skoda Yeti dagegen nur 1589 Kilo. Dazu kommen noch sehr unterschiedliche Anhängelasten: Beim Audi Q3 nur 1800 Kilogramm, beim Pickup Amarok dagegen volle drei Tonnen. Im nur 1,61 Meter hohen und aerodynamisch geformten Audi hat der TDI-Motor leichtes Spiel. Den geringsten Luftwiderstand belegt die höchste Spitzengeschwindigkeit in diesem Vergleich: gemessene 197 km/h bei 3650 Touren, ganz lässig im langen sechsten Gang. Der 1,99 Meter hohe Multivan kommt mit 140 PS nur auf echte 170 km/h und muss dazu den kürzeren fünften Gang bemühen, um dieses Tempo zu halten; im superlangen sechsten fällt die Geschwindigkeit wieder ab. Nur 167 km/h schafft der Amarok, obwohl er mit 1,83 Meter Höhe sogar niedriger baut als der Bus. Doch Pickups sind nun mal wegen ihrer Karosserieform mit Ladepritsche eine aerodynamische Katastrophe, was sie auf der Autobahn gehörig einbremst.
So groß kann kompakt sein: Bis zu 1760 Liter verpackt der Skoda Yeti in seinem kantigen Heck.
Skoda Yeti und VW Tiguan sind beide rund zehn Zentimeter höher als der kupierte Audi und kommen deshalb auf maximal rund 190 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die andere Seite der Medaille: Die gerundete Form, die niedrige Dachlinie und das sanft abfallende Heck bringen dem Audi Q3 zwar mehr Tempo bei gleicher Motorleistung ein, aber dafür drastische Nachteile beim Nutzwert. Hier hat man weniger Rundumsicht, weniger Platz und ein beengteres Raumgefühl. Vorn rückt die flache Frontscheibe nah an die Fahrerstirn, hinten zwickt die knappe Kniefreiheit die Fondpassagiere, die zudem recht tief auf ihrer Bank kauern müssen, weil sonst die Kopffreiheit unter dem abfallenden Dach nicht mehr ausgereicht hätte. Auch beim Laderaum zeigt der Audi, dass Nutzwert bei seiner Konzeption nicht den höchsten Stellenwert genoss. 1365 Liter Maximalvolumen – weniger hat keiner der fünf Kandidaten. Nicht einmal der Skoda Yeti. Obwohl er 16 Zentimeter kürzer ist als der Audi, bietet der Tscheche mehr Platz.Und das sowohl im Fond, wo mehr Knieraum und Kopffreiheit die Reise angenehmer gestalten, als auch im Laderaum, wo der Skoda bei umgeklappten Rücksitzen 1580 Liter bietet. Ähnlich wie beim Multivan kann man beim Skoda die Rücksitzbank ohne Werkzeug herausnehmen, wodurch sich das Volumen auf 1760 Liter erhöht. Das schafft der Yeti vor allem durch sein kantiges Steilheck, das eine gute Raumausnutzung bei geringster Parkfläche ermöglicht.
Federungskomfort ist nicht die Stärke des Audi Q3
Handlich: Der Audi Q3 geht zügig ums Eck, erkauft sich die Dynamik aber mit einer herben Federung.
Die Heckform und die großen Fensterflächen machen den Skoda zudem besonders übersichtlich. Dazu kommt als weiterer Vorteil der mit Abstand kleinste Wendekreis, weshalb sich der Tscheche in engen Altstadtgassen oder altertümlichen Parkgaragen völlig mühelos manövrieren lässt. Der Audi überrascht da im Vergleich negativ mit einem 1,5 Meter größeren Wendekreis, der genau dem des viel größeren VW Multivan entspricht und so gar nicht zu so einem kompakten Fahrzeug passt. Der Q3 will eben nicht praktisch sein, sondern verwöhnt lieber mit hübsch anzusehenden Details im Innenraum und sorgfältiger Verarbeitung. Gebaut wird er nicht im bayerischen Audi-Stammwerk, sondern in der Fabrik der spanischen Volkswagen-Tochter Seat in Martorell. Auch das Skoda-Werk im tschechischen Kvasiny lässt sich nicht lumpen: Alles genauso einwandfrei zusammengebaut, nur die Kunststoffe im Innenraum wirken nicht ganz so piekfein wie die des Audi. In zwei Punkten sind sich der elegante Audi und der praktische Skoda wieder einig: Beide federn herb über die Unzulänglichkeiten des Straßenbaus hinweg, und beide fahren sich betont handlich und mühelos auf kurvenreichen Land- und Bergstraßen.
Weitere Details zum Vergleich der vier Modelle mit 2.0 TDI gibt es in der Bildergalerie. Den kompletten Artikel lesen Sie in AUTO BILD ALLRAD 10/2014.
Fazit
von
Martin Braun
Vor allem die hohen Unterhaltskosten und der hohe Preis lassen das Punktekonto des enorm praktischen Multivan schrumpfen. Ohne Geländewertung wäre der sperrige Amarok Schlusslicht. Den wendigen Skoda spülen die niedrigen Kosten und gute Fahrleistungen nach vorn. Der Audi Q3 will nur schön sein, weshalb als bester Kompromiss der Tiguan die meisten Punkte sammelt.