Eine Runde Zukunft gefällig? Dann können Sie schon mal entspannt volltanken. Benzin, versteht sich. Strom ginge natürlich auch. Auf dem Genfer Salon 2012 könnten Sie damit allerdings kaum für Aufmerksamkeit sorgen. 55 Weltpremieren schicken die Autohersteller in diesem Jahr auf die Piste – kaum eines der Fahrzeuge vertraut auf Akkus oder Elektromotoren. Warum man darüber unbedingt sprechen muss? Weil das Thema Elektromobilität vor genau einem Jahr noch als Königsweg in die Zukunft gefeiert wurde. Hier in Genf. Auf der IAA in Frankfurt. In Detroit. In Tokio.
Play

Video: Genf 2012 Mercedes A-Klasse

Bullig, flach und sportlich

Bild: AUTO BILD
Und jetzt? Stecker raus und Schwamm drüber? Nicht wirklich. Denn das Comeback, das Otto- und Dieselmotoren auf dem Genfer Salon hinlegen, ist keine echte Überraschung. Nach dem Elektro-Feuerwerk der letzten beiden Jahre sind die Arsenale der großen Autobauer erstmal leer. Nachschub kommt 2013. In der Zwischenzeit geht's ums Tagesgeschäft. Brot-und-Butter-Autos, mit denen nicht nur die großen der Branche das Geld für teure Nachhaltigkeits-Initiativen verdienen. Die neue Mercedes A-Klasse zum Beispiel. Ein Modellwechsel mit echter Sprengkraft. Immerhin trauen sich die Schwaben, den biederen Kompakten komplett umzukrempeln. Flache Linien, scharfe Kanten. Das soll jung und dynamisch wirken, lässt die klassischen A-Klasse-Kunden aber etwas ratlos zurück. Bis September haben alte und neue A-Freunde Zeit, mit der Design-Revolution warm zu werden.

Überblick: Alle News und Tests zum Audi A3

Play

Video: Audi A3 (2012)

Neuer Audi A3 im Video

Das geht bei Audi garantiert schneller. Trotz 3D-Präsentation, FC-Bayern-Edelkicker-Präsenz, Leichtbau und jeder Menge Multimedia-Spielzeug – der neue A3 bleibt optisch ganz der Alte. Das mag einem gefallen oder nicht. Der Erfolg gibt Audi (noch) recht. Warum noch? Weil die Konkurrenz im feinen Kompakt-Umfeld nicht kleiner wird. Volvo bietet mit dem V40 den Etablierten sehr selbstbewusst die Stirn. Warum sich mit einem uniformen A3 Sportback in der Masse verstecken, wenn man für vergleichbares Geld auch einen schwedischen Hingucker in die Einfahrt stellen kann? Apropos sehen und gesehen werden. Bei Aufmerksamkeits-Defiziten hilft eh nur ein Sportwagen. Ein vergleichsweise dezenter Porsche Boxster etwa. Leichter, schneller und sparsamer als sein Vorgänger. Kostenpunkt: ab 48.291 Euro. Dafür rücken sie bei Ferrari wohl kaum mehr als eine Handvoll des betörenden F12 Berlinetta raus. 740 PS, 340 km/h Spitze. Ein in Alu und Carbon gepresster Italo-Traum, dessen Aufpasser auf der Messe bei der Frage nach dem Spritverbrauch irritiert um Fassung ringt. Sorry, war ja nur eine Frage ...
Zum Abschluss also doch lieber was Bodenständiges? Nun gut. Dann auf zu Ford. Die zeigen mit B-Max und Kuga, dass sie ihren Kunden ganz "genau zugehört" haben, wie Ford-Boss Alan Mulally bei der Präsentation betonte. "Unsere Kunden wollen kompakte, moderne und sparsame Autos." Cooler Typ, der die richtigen Autos zur richtigen Zeit an den Start bringt. Die allerneuste Spritspartechnik gibt's dazu: Der B-Max geht mit neuen "EcoBoost"-Dreizylindern an den Start, die mit Direkteinspritzung, Turboaufladung und variabler Ventilsteuerung (Ti-VCT) bis zu 120 PS aus nur einem Liter Hubraum fegen – und dabei bis zu 20 Prozent günstiger sind als vergleichbare Vierzylinder. Aus der Halle rollen würde ich dann aber doch mit dem Peugeot 208 GTi. Nicht, weil er das schönste Auto der Welt wäre, sondern weil die Kombination aus aufgeplustertem 1,6-Liter-Turbo (200 PS) und knuffig-kleinem Franzosen-Knubbel einfach Spaß verspricht und gleichzeitig die Peugeot-Kleinwagensparte hoffentlich aus ihrem Dornröschenschlaf weckt!

Von

Jochen Knecht