Zwei Schwalben könnten schon den halben Sommer machen: Die beiden größten Automärkte Europas sind im ersten Quartal 2009 deutlich gewachsen –  und zwar um neun (Frankreich) und 18 Prozent (Deutschland). Auch in Italien wurde erstmals seit 14 Monaten wieder ein stabiles Absatzniveau erzielt, meldet der Verband der Automobilindustrie (VDA). Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind die absoluten Zahlen zwar alles andere als begeisternd: In den ersten drei Monaten 2009 verfehlte der Pkw-Absatz in Europa mit 3,4 Mio. Pkw das Vorjahresniveau um 17 Prozent. Die Verkäufe in Westeuropa gaben um 16 Prozent auf 3,2 Mio. Pkw nach. Doch vor allem der stark gewachsene Neuwagenmarkt in Deutschland stabilisierte das Ergebnis, in Frankreich blieben die Verluste mit minus vier Prozent überschaubar. Im Vergleich dazu mussten die Märkte in Großbritannien (minus 30 Prozent), Spanien (minus 43 Prozent) und Italien (minus 19 Prozent) starke Rückgänge hinnehmen. In den Neuen EU-Ländern gab die Nachfrage im ersten Quartal um 29 Prozent nach; nur in Polen (+1 Prozent) konnte der Pkw-Absatz leicht zulegen.

Auch USA planen Abwrackprämie

Auf den übrigen globalen Märkten zeigte sich zu Jahresbeginn ein gemischtes Bild. In den USA lag der Absatz im ersten Quartal 2009 mit 2,2 Mio. Fahrzeugen 38 Prozent unter dem Vorjahr. Die Erfolge der Verschrottungsprämie hat die Aufmerksamkeit der US-Regierung geweckt. Derzeit wird dort intensiv über eine mögliche Einführung diskutiert. Die Erfahrungen in Europa zeigen eines deutlich: Um Marktstabilisierung und Bestandserneuerung zu erzielen, muss die Prämie wettbewerbsneutral gestaltet sein – auch für den Preis, dass ausländische Wettbewerber bei den Neuwagenverkäufen gut mitverdienen, wie in Deutschland zu beobachten ist.

China halbiert Auto-Verkaufssteuer

In Japan lagen die Verkäufe bis einschließlich März mit knapp 1 Million Pkw 23 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Regierung plant, die Auswirkungen der schwersten Wirtschaftsrezession der Nachkriegszeit mit einem weiteren Konjunkturpaket in Höhe von 117 Mrd. Euro abzufedern. Darin enthalten ist eine Abwrackprämie von 1.900 Euro bei Kauf eines Neuwagens, wenn zugleich ein Fahrzeug verschrottet wird, das mehr als 13 Jahre alt ist. Erste Lichtblicke gab es in den Schwellenländern: So lag der Pkw-Absatz in China im ersten Quartal mit 1,6 Mio. Fahrzeugen 4 Prozent über Vorjahresniveau; allein im März kletterten die Verkäufe um 10 Prozent. Getrieben wurde diese Nachfrage von der Halbierung der Verkaufssteuer für Fahrzeuge mit weniger als 1,6 Liter Hubraum sowie von Subventionen beim Autokauf für die ländliche Bevölkerung.

Indien senkt Mehrwertsteuer

In Indien wurden bis einschließlich März mit 447.200 Pkw knapp zwei Prozent mehr Fahrzeuge verkauft. Nach schwachem Jahresstart entwickelte sich die Nachfrage dank deutlich gesunkener Kreditzinsen zuletzt wieder besser. Die Regierung hat die Mehrwertsteuer gesenkt und die Staatsausgaben erhöht, um die Nachfrage zu stabilisieren. In Brasilien wurden im ersten Quartal 2009 mit 642.000 Fahrzeugen vier Prozent mehr Fahrzeuge verkauft; allein im Monat März zogen die Verkäufe um 18 Prozent an. Zu Jahresbeginn hatte die Regierung die Steuern für Pkw gesenkt, was die Verkaufspreise ermäßigte. Die Steuersenkung sollte ursprünglich Ende März auslaufen, wurde nun aber um drei Monate verlängert. Überdies stellt der Staat rund 1,3 Mrd. Euro für die Pkw-Finanzierung zur Verfügung. Die deutschen Hersteller verkauften in Brasilien in den ersten drei Monaten neun Prozent mehr Fahrzeuge und steigerten damit ihren Marktanteil um einen Prozentpunkt auf 24 Prozent.

Russen gewähren Lada zinslosen Kredit

In Russland dagegen lagen die Pkw-Neuzulassungen in den ersten drei Monaten 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Als Reaktion auf die deutlich rückläufigen Zahlen greift die russische Regierung der angeschlagenen Autoindustrie unter die Arme. So erhält der größte Pkw-Produzent des Landes Avtovaz (Lada) einen zinslosen Kredit über umgerechnet 560 Mio. Euro. Weiterhin stehen staatlich gestützte Autokredite mit einem Volumen von 135 Millionen Euro zur Verfügung, allerdings nur für Neufahrzeuge mit einem Höchstpreis von rund 8.000 Euro. Die deutschen Hersteller konnten sich in dem zu Jahresbeginn extrem schwachen Marktumfeld noch vergleichsweise gut behaupten; ihre Verkäufe gingen im ersten Quartal lediglich um 22 Prozent zurück. Somit steigerten die deutschen Anbieter dort ihren Marktanteil um 5 Prozentpunkte auf gut 19 Prozent.