Der Infiniti Q30 kommt mit Mercedes-Technik, verpackt in auffälligem Design. Wir testen den Edel-Japaner mit kleinem Basis-Diesel.
Willkommen in der großen, weiten Welt des globalisierten Wahnsinns. Dieses Auto hier ist ein Infiniti. Das ist die 1989 gegründete Edelmarke des japanischen Herstellers Nissan. So ähnlich wie Lexus bei Toyota. Nissan wiederum ist in einer Allianz mit Renault verbunden. Doch das Auto, der Q30, basiert auf der A-Klasse von Mercedes – die Schwaben betreiben eine Kooperation mit Renault/Nissan.
Das Blechkleid des Q30 hat etwas typisch japanisches
Für extrovertierte Naturen: Mit dem Infiniti Q30 hebt man sich deutlich vom allgemeinen Straßenbild ab.
Aber das ist noch nicht alles. Der Q30 läuft in England vom Band, im Nissan-Werk in Sunderland. Und wird angetrieben von einem Renault-Diesel. Irre, oder? Jetzt kommt der Witz: Es funktioniert. Der Q30 fällt schon mal mit seinem spektakulären Design auf – klar, das wirkt leicht übertrieben und etwas Manga-artig, also im Stil der japanischen Comics. Aber was soll's, langweiliges Design gibt es schon genug, uns hat es gefallen. Zumal mit dem hell schimmernden Liquid-Copper-Metallic (780 Euro). An Bord stellt sich dann ein seltsames Gefühl ein: Das ist eindeutig ein Mercedes! Schalter, Instrumente, Sitzverstellung und vieles mehr stammen von Daimler. Und dann doch wieder nicht, denn Infiniti hat das alles neu, auf eigene Art arrangiert. Auch hier gilt: Ein gewisser Übermut ist den Designern nicht fremd, doch das Cockpit kann sich wirklich sehen lassen, ist ordentlich verarbeitet und hat eben einen eigenen Stil.
Fahrdynamisch eher ein GLA: Seinen Piloten erinnert der Infiniti Q30 in Fahrt an das A-Klasse-SUV.
Interessant: Bei Navi (InTouch für 1560 Euro) und Multimedia setzt Infiniti aufs eigene (Nissan-)System. Menüs und Bedienlogik mit Touchscreen und dem Controller auf der Mittelkonsole laufen anders als bei der A-Klasse – man gewöhnt sich dran. Das Gefühl, in einem Mercedes zu sitzen, verstärkt sich dann wieder beim Fahren. Und zwar in einem GLA. Dem ähnelt der Q30 mit seiner Größe und dem höheren Aufbau sowieso mehr als dem A – und sehr ähnlich fährt er sich eben. Das mit den 18-Zöllern eher stramme Fahrwerk, die direkte Lenkung, die leichtgängige Schaltung – kennen wir. Im Vergleich zum A ist der Q30 hochbeiniger, der Aufbau neigt sich in Kurven etwas mehr, bleibt länger in Bewegung. Der leicht brummige 1,5-Liter-Diesel kommt nach einem Turboloch ganz gut in Schwung, zu viel sollte man vom kleinen 109-PS-Aggregat aber nicht erwarten. Doch er bleibt recht sparsam, brauchte im Test 5,9 Liter.
Diesen Basis-Diesel gibt es ab 26.250 Euro, den gleich starken A 180 d ab 27.376 Euro. Allerdings berechnet Infiniti die hier getestete Premium-Tech-Ausstattung schon mit 33.710 Euro. So weit, so gut. Ein Problem hat der Infiniti jedoch noch: In Deutschland verfügt die Marke momentan über sechs Händler. Und das ist auch ein bisschen irre, oder?